: Chinas Exporte im November stark eingebrochen

07.12.2022 | 08:44 Uhr
China fuhr bislang eine Null-Covid-Strategie. Das sorgte für Proteste und auch für ein Einbrechen des Außenhandels. Hinzu kommt ein schwächerer Welthandel durch die hohe Inflation.
Chinas Außenhandel entwickelte sich noch schlechter als beim Beginn der Pandemie.Quelle: dpa
Schlechte globale Nachfrage und Corona-Lockdowns in China haben den chinesischen Außenhandel unerwartet stark einbrechen lassen. Die Ausfuhren gingen in US-Dollar berechnet im November überraschend um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück - so stark wie seit Februar 2020 zu Beginn der Pandemie nicht mehr.

Inflation, Ukraine-Krieg, Null-Covid-Politik

Es war schon der zweite monatliche Rückgang in Folge. Wie der Zoll am Mittwoch in Peking ferner berichtete, sackten die Einfuhren sogar um 10,6 Prozent und damit auch viel kräftiger als vorhergesagt ab. Der Außenhandel ging insgesamt um 9,5 Prozent zurück.
Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Ausfuhren ist die schwache globale Nachfrage durch hohe Inflation und Energiepreise in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Aber auch die Störung der Lieferketten in China durch die Beschränkungen infolge der bislang strikten chinesischen Null-Covid-Politik erschweren weiter die Produktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft.

Handelsexperte: Null-Covid-Politik und wirtschaftliche Erholung schließen sich aus

Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in Peking, sagte zu den "Rekordtiefs" für Importe und Exporte:
Das sture Festhalten an der Null-Covid-Politik in China und eine Schwächung der Weltkonjunktur in den letzten Monaten schlägt nun auch in den chinesischen Außenhandelszahlen durch.
Jens Hildebrandt, Deutsche Handelskammer in Peking
Die Lockdowns im November hätten Lieferketten unterbrochen und Menschen in China die Konsumlaune verdorben, was hinter dem starken Rückgang der Importe stecke. Zur verkündeten Kehrtwende in der Covid-Politik, die weitgehende Erleichterungen bei Quarantäne, Lockdowns und Testpflicht vorsieht, sagte Hildebrandt:
Die chinesische Regierung hat erkannt, dass sich die Null-Covid-Politik und eine wirtschaftliche Erholung gegenseitig ausschließen.
Jens Hildebrandt, Deutsche Handelskammer in Peking
"Das Ruder wird nun rumgerissen und auf eine Lockerung hingearbeitet." Ein zügiger und flächendeckender Ausstieg aus der Null-Covid-Politik wäre "eine Wohltat" für die Erholung des Außenhandels und der Wirtschaft.

Deutsche Exporteure von schwachem chinesischem Außenhandel betroffen

Der Abschwung im chinesischen Außenhandel trifft auch deutsche Exporteure.
  • Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent.
  • Chinas Exporte nach Deutschland gingen ebenfalls um 14,4 Prozent zurück.
  • Der Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA war mit einem Minus von 25,4 Prozent sogar noch größer
  • Indes importierte China um 7,3 Prozent weniger aus den USA.
Für die schwächelnde chinesische Konjunktur ist der Rückgang des Außenhandels nach Ansicht von Experten nur schwer zu verkraften, weil das Exportwachstum seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren eine wichtige Stütze für die chinesische Wirtschaft war. So erwarten Experten schon länger, dass die Regierung ihre Wachstumsvorgabe von 5,5 Prozent für dieses Jahr deutlich verfehlen wird.

Die Staatsführung habe "die Gegenmaßnahmen hochgefahren", mit "massiver Polizeipräsenz" und Kontrollen, so ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer. Die leichten Lockerungen bedeuteten keine Abkehr von der Null-Covid-Politik.

02.12.2022 | 02:30 min
Mit den Lockdowns dürfte die Wirtschaft im November kaum gewachsen sein. Nach Schätzungen der japanischen Finanzgruppe Nomura waren Städte und Regionen betroffen, die in normalen Zeiten bis zu einem Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuern. Für das vierte Quartal werden damit nur etwas mehr als zwei Prozent erwartet. Nach 8,1 Prozent Zuwachs im Vorjahr erwartet die Weltbank in China in diesem Jahr nur noch ein Plus von 2,8 Prozent.
Um die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln, hat die Regierung massiv in Infrastruktur investiert, Zinsen gesenkt, Steuerrabatte gewährt und den Kauf von Immobilien erleichtert. Der Stimulus verpuffte aber durch die größte Corona-Infektionswelle, die China seit Beginn der Pandemie vor fast drei Jahren gleichzeitig überrollte, und die darauf folgenden weitgehenden Beschränkungen.
Das Politbüro hob nach einer Sitzung zur Wirtschaftspolitik unter Leitung von Staats- und Parteichef Xi Jinping hervor, dass Stabilität jetzt Vorrang habe. 
Quelle: dpa

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