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: Handwerker-Nachwuchs gesucht

von Michaela Waldow
13.04.2022 | 12:44 Uhr
Bei aktuellen Themen wie Energiewende, Klimawandel und Digitalisierung sind Handwerker gefragt. Aber die Fachkräfte fehlen - und der Mangel nimmt zu.
Fachkräfte für energetische Gebäudesanierungen fehlenQuelle: Imago
Krieg und Klimawandel machen Druck auf die Energiewende, Corona beschleunigte die Digitalisierung. Bei allen aktuellen Themen sind Handwerker essentiell notwendig, zum Beispiel bei Dämmungen von Gebäuden, Installieren von Photovoltaikanlagen oder der Verlegung von Glasfaserkabeln.
Aber die Leute fehlen: Die Handwerks-Branche braucht zusehends qualifiziertes Personal. Der demografische Wandel verschärft die Situation noch, der Fachkräftemangel wächst. Die größte Chance gegen den Mangel wäre, mehr Jugendliche nach der schulischen Laufbahn für eine Ausbildung zu gewinnen.
"Handwerk hat goldenen Boden", heißt es. Und doch entscheiden sich immer mehr Schulabgänger für ein Studium und gegen eine Ausbildung. Viele Betriebe können so ihre freien Stellen nur mit ungewollt großer Zeitverzögerung besetzen.
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Durch den demografischen Wandel nimmt die Gesamtanzahl der Fachkräfte immer mehr ab: Die Zahl der jungen Menschen geht mittelfristig zurück, die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den nächsten Jahren in Rente. Damit scheiden mehr Menschen aus dem Beruf aus als neue eintreten. Und so wird in den kommenden Jahren der Fachkräftemangel weiter ansteigen.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft prognostiziert bis 2040 bei der Annahme einer mittleren Zuwanderung nur noch 23,3 Millionen Personen im erwerbsfähigen Alter, die einen beruflichen Abschluss vorweisen können. Die Zahl der Akademiker nimmt im gleichen Zeitraum weiter zu.
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Zudem steigt die Neigung, ein Studium aufzunehmen. Immer mehr Studierende sind an den Hochschulen eingeschrieben. Gleichzeitig entscheiden sich immer weniger Schulabgänger für eine Ausbildung. 2020 waren es noch knapp 130.000 neue Ausbildungsverträge im Handwerk - so wenige wie noch nie zuvor.
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Bedeutung für die Wirtschaft

Laut dem Zentralverband Deutsches Handwerk (ZDH) waren 2020:
  • 29 Prozent aller Betriebe Handwerksbetriebe (1.019.663, insgesamt: 3,6 Millionen)
  • 13 Prozent der Gewerbstätigen im Handwerk beschäftigt (5,62 Millionen, insgesamt: 44,82 Millionen)
  • 28 Prozent aller Auszubildenen im Handwerk (363.393, insgesamt: 1, 3 Millionen)
  • 8 Prozent Anteil an der Brutto-Wertschöpfung vom Handwerk (650 Milliarden, insgesamt: 3.021 Milliarden Euro Umsatz)

Image des Handwerks ist verbesserungsbedürftig

Obwohl die Bevölkerung die gesellschaftliche Bedeutung des Handwerks anerkennt - 87 Prozent halten es für wichtig - ist der Ruf aber noch immer nicht gut: 61 Prozent empfinden laut einer Umfrage des ZDH das soziale Ansehen als eher niedrig. Und auch die Bezahlung in der Branche wird als nicht hoch eingestuft.
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Vieles hat sich bereits getan, dennoch muss die berufliche Ausbildung für Jugendliche auch finanziell attraktiver und als gleichwertige Alternative zum Studium gesehen werden, fordert der ZDH. Denn ein langfristiges Fehlen von ausgebildeten Arbeitskräften bremst nicht nur die Energiewende und verlangsamt den Ausbau der Breitband-Infrastruktur, es schwächt das gesamte Wirtschaftswachstum.