: Was man von einer Stunde Arbeit kaufen kann

10.08.2022 | 14:12 Uhr
Inflation macht fast alles teurer. Blickt man aber 30 Jahre zurück, dann sind Löhne und Preise nicht immer gleich gestiegen. Von diesen Produkten kann man sich heute mehr leisten.
Kaufhaus in Berlin: Wie hat sich die Kaufkraft seit der Wiedervereinigung entwickelt? (Symbolbild)Quelle: Imago
Drei Minuten Arbeit für einen Liter Vollmilch: Für viele Produkte müssen die Menschen heutzutage kürzer arbeiten als noch vor 30 Jahren. Das ergaben Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Um dieselben Produkte und Dienstleistungen bezahlen zu können, müssten Menschen heute oft nur kürzer arbeiten. Doch die Inflation schwächt nun die Kaufkraft.

Für diese Produkte hätte man 1991 sieben Minuten länger arbeiten müssen

Eine Beispielrechnung mit typischen Ausgaben: Für eine Stunde Arbeit konnten sich die Menschen im Juni 2022 im Durchschnitt demnach einen Kinobesuch, 500 Gramm Bohnenkaffee, eine Briefmarke für einen Standardbrief, ein Kilogramm Mischbrot und eine Flasche Bier leisten. 1991 mussten die Menschen dafür noch sieben Minuten länger arbeiten.
Im Vergleich zu 2020 ist die sogenannte Kaufkraft pro Lohnminute für diese Produkte insgesamt allerdings gesunken: Vor zwei Jahren mussten die Menschen für diesen Produktkorb im Schnitt lediglich 56 Minuten arbeiten.

Die hohe Inflation drückt den Konsum. Der Rückgang beim Umsatz mit Lebensmitteln ist vor allem den gestiegenen Preisen für geschuldet. Details zur Entwicklung der Verbraucherpreise.

10.08.2022 | 02:44 min

Nettoverdienst pro Stunde bei 20,60 Euro im Jahr 2022

Die Berechnungen des IW basieren auf den Preisentwicklungen für Produkte und Dienstleistungen sowie auf dem Nettoverdienst der Deutschen pro Stunde. Der lag im Jahr 2020 bei 19,41 Euro pro Stunde und wird nach IW-Berechnungen im Jahr 2022 auf 20,60 Euro steigen.
Seit der deutschen Einheit bis 2021 ist die Kaufkraft pro Lohnminute um 27 Prozent gestiegen.
Christoph Schröder, Institut der deutschen Wirtschaft
"Und jetzt haben wir natürlich schon Verluste durch die hohen Inflationsrate", so IW-Experte Christoph Schröder. Nach Angaben des Statischen Bundesamtes vom Mittwoch lag die Jahresteuerungsrate im Juli bei 7,5 Prozent. Vor allem Preissprünge bei Energie infolge des Ukraine-Krieges und steigende Lebensmittelpreise heizen die Inflation in Deutschland seit geraumer Zeit an.
ZDFheute Infografik
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Dienstleistungen werden übermäßig teurer

2022 und 1991 im Vergleich - so lange muss man im Juni im Schnitt für ein Produkt arbeiten:
  • 2,5 Kilogramm Speisekartoffeln: 13 Minuten (plus drei Minuten)
  • Friseurbesuch mit Waschen und Föhnen für Frauen: 1 Stunde 11 Minuten (plus 12 Minuten)
  • Fernseher: 17 Stunden und 58 Minuten (minus 61 Stunden 6 Minuten)
"Wer eher viele Dienstleistungen in Anspruch nimmt, für den ist das Leben nicht so viel günstiger geworden wie für andere Leute", berichtet Schröder. Vor allem Technikprodukte sind deutlich günstiger geworden.
Eine gute Nachricht für den Sommer gibt es auch: "Im Vergleich zu anderen Produkten bleibt der Eispreis recht stabil", teilte das IW mit. Für ein 1,70 Euro teures Speiseeis müssen die Deutschen im Schnitt 4 Minuten und 57 Sekunden lang arbeiten. "Das Eis am Stiel trotzt der Inflation - es gibt sogar mehr für die gleiche Arbeitszeit", stellte das Institut fest.
Quelle: dpa

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