: KI eher Jobmaschine als Jobkiller

von Frank Bethmann
05.03.2023 | 07:59 Uhr
In bestimmten Bereichen wird Künstliche Intelligenz Jobs ersetzen, vor allem aber wird sie Jobs verändern. Gegenwärtig schafft KI in Deutschland jeden Monat Tausende neue Jobs.
Derzeit entstehen in Deutschland jeden Monat fast 7.000 neue Jobs mit KI-Bezug.Quelle: dpa
ChatGPT - das Kürzel ist in aller Munde. Ein Chatbot, der vor allem eines geschafft hat: Es wird wieder mehr über Künstliche Intelligenz geredet. ChatGPT - ein Programm des US-Unternehmens OpenAI - kann Witze erzählen oder Essays schreiben. Die Fachwelt staunt über die Fähigkeiten, die Künstliche Intelligenz inzwischen besitzt.

KI kann selbständig lernen und reagieren

KI, speziell konzipierte Software-Lösungen, die darauf angelegt sind, menschliche Intelligenz nachzubilden, "ist deswegen so besonders", sagt Willms Buhse, "weil sie in der Lage ist, selbstständig zu lernen und zu reagieren". KI greift dabei auf bestehende Datenbasen zurück.
Buhse ist Gründer und Chef von doubleYUU, ein Unternehmen, dass Konzernen bei der Transformation in die digitale Welt berät. KI gilt dabei als Schlüsseltechnologie. Die Art und Weise wie KI arbeitet, "eröffnet völlig neue Möglichkeiten, um komplexe Probleme zu lösen und Aufgaben zu erledigen, die möglicherweise zu schwierig oder zu zeitaufwändig für Menschen wären", ist sich Buhse sicher.
Künstliche Intelligenz im Straßenverkehr:

Bill Gates: "Das wird unsere Welt verändern"

Obwohl die KI-Technologie längst noch nicht ausgeforscht ist, machen vielen Berufstätigen solche Sätze Angst. Erst vor wenigen Jahren hat kein geringerer als Microsoft-Gründer Bill Gates davor gewarnt, dass Menschen wegen der Künstlichen Intelligenz in 20 Jahren ihre Arbeit verlieren könnten.
In einem Interview relativiert er nun seine Aussage. "Bislang hatte man gedacht, dass Fabrikarbeiter am schnellsten von Robotern ersetzt werden. Diese Entwicklung findet zwar statt. Aber auf einmal sieht es so aus, als ob KI zunächst dabei helfen wird, Bürojobs effizienter zu machen."
ChatGPT kann Millionen Texte analysieren und auf dieser Basis neue Texte zu erstellen:
Microsoft hat Milliarden in das ChatGPT-Start-up gepumpt. Und auch wenn die KI-Programme noch fehlerhaft arbeiten, ihr Potential ist enorm. Die neuen Programme wie ChatGPT werden nach einer Lernphase selbständig Rechnungen und Briefe schreiben.  "Das wird unsere Welt verändern", stellt Gates nüchtern fest.

Studie: Elf Prozent Wachstum durch KI bis 2030 möglich

Denn die Möglichkeiten von KI gehen weit über intelligente Schreib- und Sprachprogramme hinaus. KI wird heute bereits in fast allen Branchen eingesetzt - autonomes Fahren wäre ohne die Technologie kaum denkbar. Ähnlich verhält es sich in den Bereichen E-Commerce, Finanzen und Logistik, wo der Einsatz von KI immer wichtiger wird.
Dann ist da noch die Medizin. Besonders für den Gesundheitssektor könnte Künstliche Intelligenz von enormer Bedeutung werden. Sie könnte Ärzten bei Diagnosen helfen, etwa indem sie Röntgenaufnahmen analysiert.
Bei Hirndruckpatienten geben KI-Assistenzsysteme schon jetzt verlässliche Prognosen:
Auch die Pharmabranche hat den Nutzen dieser besonderen Software erkannt, wie das Beispiel Biontech zeigt. Das Mainzer Unternehmen hat jüngst für viel Geld ein kleines KI-Start-up übernommen - mit dem Ziel, bei Innovationen schneller zu werden.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) bringt es in einer Studie auf den Punkt: Die deutsche Wirtschaft insgesamt könnte bis 2030 durch den Einsatz von KI-Technologie um mehr als elf Prozent wachsen.

Monatlich fast 7.000 neue Stellen mit KI-Bezug

Und so hat die Künstliche Intelligenz auch den Arbeitsmarkt längst erfasst, aber anders als gedacht. Weniger Jobkiller, eher Jobmaschine sei die Technologie, glaubt man den neuen Zahlen von "indeed". Nach den Berechnungen der Suchmaschine für Stellenangebote entstehen derzeit in Deutschland jeden Monat fast 7.000 neue Jobs mit KI-Bezug. Die Nachfrage nach Arbeitnehmern, die über Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, sei enorm, hört man von Annina Hering, Ökonomin bei "indeed".
KI-Expertin Tina Klüwer rät, sich an die Werkzeuge zu gewöhnen, die das Denken unterstützen:
Was sie nicht sagt, es braucht Leute mit den passenden Fähigkeiten. Auch wenn Deutschland als Forschungsstandort gut aufgestellt ist, davon gibt es aktuell zu wenig. Ob KI eines Tages tatsächlich zu einer ernsten Bedrohung für viele Beschäftigte wird, lässt sich heute noch nicht abschließend sagen. Berater Buhse beantwortet die Frage auf seine ganz eigene Art: "Künstliche Intelligenz wird Dich nicht ersetzen - aber derjenige, der KI besser nutzt, wird Dich ersetzen."

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