: Bio-Branche sucht Wege in der Inflation

von Andreas Weise
19.01.2023 | 15:55 Uhr
Die Bio-Lebensmittelbranche leidet: Kostensteigerungen und Kaufzurückhaltung wegen Inflation lassen speziell Bioläden eher düster in die Zukunft blicken. Aber es gibt Lichtblicke.
Ein Einkaufswagen mit verschiedenen Bio-Produkten wird durch einen Biomarkt in Bamberg geschoben. Quelle: dpa
Biomarkt-Chef Jürgen Tschenscher hat Sorgenfalten auf der Stirn. Sicher, die Regale sind voll und Kunden bevölkern auch seinen Naturata-Markt in Magdeburg - doch mit den Zahlen ist er alles andere als zufrieden.
Rund 300.000 Euro Mehrkosten - getrieben durch Inflation, aber auch den neuen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde - ließen sich 2022 nicht durch Mehreinnahmen ausgleichen. Die Leute hätten Angst und würden ihre Ausgaben herunterfahren, eben auch für Bio-Lebensmittel, so Tschenscher.
Der Naturata-Markt in Magdeburg ist kein Einzelfall. Der Bauernverband vermeldete zu Jahresende 2022 erstmals einen Umsatz-Rückgang auf dem Öko-Markt. 2021 waren es noch knapp 16 Milliarden Euro, die mit Ökoprodukten umgesetzt wurden, im letzten Jahr nur noch 15 Milliarden.

Menschen kaufen Bio eher im Discounter

Und die Erhebung des Bauernverbandes bestätigt auch den Trend zum Kauf von Bioprodukten beim Discounter. Deutliche Rückgänge gab es danach vor allem beim Naturkostfachhandel und im Direktverkauf.
Viele Öko-Produkte sind im Discounter nur geringfügig preiswerter oder gleich teuer, aber das Preisimage lenkt den Konsum offenbar mehr als echte Preiskenntnis.
Aus der Erhebung des Bauernverbandes
Dass solche Meldungen dem grünen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nicht gefallen können, liegt auf der Hand. Anfang des Jahres ließ Özdemir mit dem Vorschlag aufhorchen, die Mehrwertsteuer für bestimmte Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte komplett zu streichen. Das würde auch das Signal setzen, dass gesunde Ernährung günstiger ist, so Özdemir vor knapp zwei Wochen.

Nelson Müller deckt auf und geht den Bio-Versprechen auf den Grund: Wo kommt das günstige Bio-Gemüse her, wie gesund ist Bio wirklich - und ist die Bio-Tierhaltung artgerecht?

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Lindner: Keine Mehrwertsteuer-Senkung für Bio

Mittlerweile ist die Idee vom Tisch und der Bundeslandwirtschaftsminister will sich dazu auch nicht mehr äußern. FDP-Finanzminister Christian Lindner hatte dem Vorschlag schnell eine Abfuhr erteilt - doch nicht nur Sozial- und Verbraucherverbände finden die Idee weiterhin gut. Auch der Landwirtschaftsminister Sachsen-Anhalts und Landes-CDU-Chef Sven Schulze hat Sympathien dafür, sagt er dem ZDF:
Eine Reduzierung der Mehrwertsteuer oder vielleicht auch erstmal eine Vereinfachung der Mehrwertsteuer würde uns schon sehr helfen.
Sven Schulze, Landwirtschaftsminister Sachsen-Anhalt
Er würde das auch gern noch auf die Gaststätten ausweiten, aber auch das steht nun nicht zur Debatte. Dass derzeit südwestlich von Magdeburg eine Fläche von 500 Fußballfeldern besten Ackerbodens versiegelt wird, um dort Intels Chipfabriken hinzusetzen, sieht er als wirtschaftlich notwendig an - und hat breite Rückendeckung von Politik und Bevölkerung. Doch in Zukunft plädiert er dafür, nur noch landwirtschaftlich nicht mehr nutzbare Flächen für solche Versiegelungen freizugeben.

Chip-Gigant Intel möchte südöstlich von Magdeburg eine Megafabrik bauen. Der Konzern will dafür einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag investieren, wartet aber auch auf eine Milliarden schwere Förderung durch die EU.

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Was werden wie in Zukunft essen?

Wenn es darum geht, wie auch in Zukunft nachhaltig Lebensmittel produziert werden können, dann ist man in Großbeeren südlich von Berlin an der richtigen Adresse, beim Leibnitz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau. Food4future - unter diesem Motto wird dort geforscht.
Professorin Monika Schreiner, beschreibt die Stoßrichtung der Forschung so: "Was werden wir in Zukunft essen? Was werden überhaupt unsere Nahrungspräferenzen sein in Zukunft?" Der Forschungsfokus liegt auf Indoor-Kultivierungssystemen.
Zudem wird beispielsweise an Algen als Nahrungsgrundlage geforscht. In Asien schon lange auf dem Speiseplan, ist die Frage, ob sich das hierzulande auch durchsetzen könnte. Nachhaltig und gesund wäre es auf jeden Fall.

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