: Anleger für erstes LNG-Terminal eröffnet

15.11.2022 | 09:30 Uhr
Um die Unabhängigkeit von russischem Gas voranzutreiben, setzt Deutschland auf LNG. In Wilhelmshaven steht nun der Anleger für das erste Terminal. Was sind die weiteren Pläne?
Die ersten deutschen LNG-Terminals stehen kurz vor dem Betriebsbeginn - Wilhelmshaven hat an diesem Dienstag offizielle Fertigstellungs-Premiere. Zwar sind die Gasspeicher für den Winter inzwischen fast voll, doch verflüssigtes Erdgas soll in Zukunft die Energieversorgung absichern und die Abhängigkeit von Russland verringern. Wie sehen die Zeitpläne für den LNG-Ausbau aus?

Wilhelmshaven: Zuerst Schwimm-Terminal, später fest installiertes

Im niedersächischen Wilhelmshaven geht es um die Anbindung eines schwimmenden Terminals, eine fest an Land installierte Anlage soll später folgen. Der Anleger für das Terminal in Wilhelmshaven ist zwar fertig, die Anbindung an das Gasnetz allerdings noch nicht. Die entsprechenden Rohre müssen noch verlegt werden. Niedersachsen plant mit Mitte Dezember für den Betriebsbeginn und die LNG-Aufnahme.
Landeswirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) will noch ein zweites Terminal in der Stadt am Jadebusen ansiedeln. Wilhelmshaven II soll Ende 2023 anlaufen, vorerst ebenfalls als Schwimmterminal.

In Stade, Brunsbüttel und Lubmin entstehen weitere LNG-Terminals

In Stade hatte ein privates Konsortium bereits vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine angefangen, eine Anlage in der Nähe des Chemieparks mit dem US-Konzern Dow vorzubereiten. Ende 2023 soll hier eine schwimmende Plattform starten. Ein fester Umschlagplatz soll bis 2026 fertig sein.
Ebenso noch in diesem Jahr soll in Brunsbüttel ein Schwimmterminal seine Arbeit aufnehmen. Der erste LNG-Tanker soll Ende Dezember festmachen.
Im vorpommerschen Lubmin, wo auch die deutsch-russischen Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 ankommen, will das Unternehmen Deutsche Regas mit einem schwimmenden Terminal LNG importieren. Zunächst war von einem möglichen Betriebsbeginn zum 1. Dezember zu hören - ob dies klappt, war zuletzt aber nicht klar. Ein zweites Terminal soll in der zweiten Jahreshälfte 2023 an den Start gehen.
Wo könnte es noch Hindernisse geben?
Wegen des Zeitdrucks in der Energiekrise wurden Planungsverfahren beschleunigt, die Landesregierungen legen allerdings Wert auf eine Veröffentlichung von Projektunterlagen. Kritiker können Einwendungen gegen die Vorhaben einreichen.
Zu Wilhelmshaven I steht der Zeitplan bis auf weiteres. Auch in Mecklenburg-Vorpommern liegen Dokumente zur Öffentlichkeitsbeteiligung aus. In Lubmin sind Beschwerden bis zum 28. November möglich - was eventuell zu Verzögerungen führen könnte.
Woher sollen die ersten LNG-Lieferungen kommen?
Bisher erhalten Deutschland und andere europäische Länder das über die Niederlande, Belgien oder Frankreich aufgenommene LNG vor allem aus den USA. Zu den größten Exporteuren zählt auch Katar, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bemühte sich auf einer Reise im Frühjahr um Lieferbeziehungen.
Weitere wichtige LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia oder Nigeria. Brunsbüttel soll zum Beispiel Gas aus Abu Dhabi erhalten.
Welche Mengen wird das zusätzliche Gas zu welchem Preis ersetzen?
Über die beiden Wilhelmshavener Schwimmanlagen sollen zehn Milliarden Kubikmeter wiederverdampftes Gas pro Jahr umgeschlagen werden können.
Auch für die "Floating Storage and Regasification Unit" (FSRU) in Stade sind fünf Milliarden Kubikmeter vorgesehen. Die Planer des festen Terminals dort gingen bislang von etwa 13 Milliarden Kubikmetern aus - was für bis zu 15 Prozent des deutschen Gasbedarfs reichen könne.
Bezogen auf die bislang aus Russland bezogenen Mengen schätzt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), dass es gelingen könnte, diese später einmal ganz über in Niedersachsen ankommendes LNG zu ersetzen.
Quelle: dpa, ZDF

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