: Wie viele Quadratmeter gibt's für 500 Euro?

von Charlotte Bauer
07.01.2023 | 18:28 Uhr
Immer weniger Zimmer für das gleiche Geld: Der Blick auf die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre zeigt, wie teuer Wohnen geworden ist.
Glücklich, wer eine bezahlbare Wohnung gefunden hat: Die Mieten sind in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen.Quelle: iStock/FG Trade
Aus einer Vier-Zimmer-Wohnung wird ein Zimmer, Küche, Bad: Wer in Berlin im Jahr 2022 nach einer Mietwohnung suchte, bekam für 500 Euro kalt rund 43 Quadratmeter - durchschnittlich. 20 Jahre zuvor erhielten Mietende für das gleiche Geld mit 111 Quadratmetern mehr als das Doppelte an Fläche. Das ist ein Preisanstieg von 159 Prozent. 

Damit ist Berlin in Sachen Preisanstieg Spitzenreiter unter den zehn größten deutschen Städten. Aber in allen Metropolen ist Umziehen teuer geworden. Die Preise für neue Mietverträge sind in den vergangenen 20 Jahren stärker gestiegen als die Inflation - sie liegt für den Zeitraum bei 42 Prozent. Die Mieten beziehen sich auf Wohnungen in Bestandsgebäuden, also keine Neubauten oder Erstvermietungen.

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Warum sind die Mieten so stark gestiegen?

Immobilienexperte Prof. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht die Ursache dafür in dem Zusammenspiel aus Inflation und steigender Nachfrage begründet: "Viele Vermietende haben den Wunsch, die Miete an die Inflationsrate anzupassen", sagt er.  
Hinzukomme, dass die Nachfrage nach Mietwohnungen stark angestiegen, das Angebot hingegen verhältnismäßig knapp sei. "Ein wesentlicher Punkt ist aber auch, dass Wohneigentum deutlich teurer geworden ist und viele Menschen sich jetzt vermehrt statt für Eigentum für eine Miete entscheiden."

Wie stark sind die Mieten außerhalb der Großstädte gestiegen?

Nicht nur die Großstädte, sondern auch der ländliche Raum ist betroffen: Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist vor allem in den Speckgürteln deutlich gestiegen. In Klein- und Mittelstädten haben die Mieten laut Immobilienverband Deutschland (IVD) innerhalb eines Jahres um durchschnittlich bis zu 4,2 Prozent zugelegt. "Durch die Corona-Pandemie hat das Umland deutlich aufgeholt, weil viele Menschen die Möglichkeit des mobilen Arbeitens nutzen, wofür sie nicht in die Stadt müssen", sagt Voigtländer. 

Sind auch Bestandsmieten so stark betroffen?

Bei Bestandsmieten hingegen dürfen Vermietende laut Voigtländer die Miete aufgrund der Inflation nur dann anheben, wenn eine sogenannte Indexmiete vorliegt. Die Miete orientiert sich dabei am Verbraucherpreisindex. Bedeutet: Bei einer aktuellen Inflation von zehn Prozent (Stand: November 2022) kann auch die Miete entsprechend angehoben werden.  
"In der Vergangenheit waren Indexmietverträge eher selten", so Voigtländer. Doch in den vergangenen Jahren seien Mietverträge mit einer Indexklausel immer beliebter geworden. Der Mieterverein Hamburg schätzt beispielsweise, dass mittlerweile die Hälfte der Neuverträge in der Hansestadt, die nicht mit dem kommunalen Wohnungsbauunternehmen oder einer Genossenschaft geschlossen werden, eine solche Klausel enthält. 

Ist der Mietanstieg drastischer als die Inflation?

Lange stiegen die Mieten stärker als die Inflation. Doch dieser Trend hat sich umgekehrt: "Die Mieten sind längst nicht mehr der Preistreiber bei der Inflation. Seit mehreren Jahren entwickeln sich Wohnkosten unterproportional zur allgemeinen Teuerung", erklärt der IVD. 
Was das Wohnen teurer macht, sind zurzeit die Nebenkosten. In den vergangenen Jahren haben diese laut Voigtländer keine große Rolle gespielt. Zuletzt sind aber vor allem die Preise für Gas und Strom durch die Decke gegangen. 
"Das hat auch Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Im Zweifel entscheiden sich viele lieber für eine kleinere Wohnung, denn je weniger Fläche, desto weniger muss man heizen", sagt der Immobilienexperte. 

Die Inflation spürt man nicht nur an der Ladenkasse oder der Zapfsäule. Auch bei den Wohnkosten stoßen viele Deutsche inzwischen an ihre Grenzen. Nebenkosten fast so hoch wie die Miete.

10.11.2022 | 30:07 min
Redaktion: Kevin Schubert, Kathrin Wolff
Grafiken im Auftrag des ZDF: Gary Denk (Recherche), Jens Albrecht (Design)

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