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: Ölpreisdeckel gegen Russland: Das ist geplant

03.12.2022 | 07:33 Uhr
Die Höhe für den Preisdeckel von russischem Öl steht. Welche Auswirkungen hat die Einigung der EU-Staaten auf den Markt? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Die Europäische Union und ihre Partner wie die G7 und Australien wollen Russland vorgeben, zu welchem Preis es sein Erdöl auf dem Weltmarkt verkaufen darf. Der Preisdeckel soll zunächst bei 60 US-Dollar (57 Euro) je Barrel liegen - das vereinbarten die EU-Staaten am Freitagabend. Der Preisdeckel soll von diesen Montag an gelten, zeitgleich mit dem Start des EU-Öl-Embargos gegen Russland. Das Ziel:
  • die russischen Einnahmen aus dem Ölgeschäft drücken und
  • die Finanzierung des Kriegs gegen die Ukraine schwieriger machen
Russland soll aber durchaus weiter Öl vermarkten. Sonst würde die Ressource auf dem Weltmarkt noch knapper, und die Preise auch im Westen steigen.

Wie funktioniert der Preisdeckel für russisches Öl?

Für den Preisdeckel setzt die EU den Hebel bei den Transporten und den dafür nötigen Dienstleistungen wie Versicherungen an. Denn europäische Reedereien betreiben nach Angaben von Brüsseler Beamten mehr als die Hälfte aller Tanker auf der Welt.
Das Prinzip: Fuhren mit russischem Öl in Drittstaaten sind verboten - es sei denn, der Preis für die Ladung liegt nicht höher als der Deckel. Anders gesagt: Wird die Preisgrenze eingehalten, können westliche Reedereien mit ihren Schiffen weiter russisches Öl nach Indien, China oder in andere Länder bringen. Dieselbe Regelung soll für Dienstleistungen wie Versicherungen, technische Hilfe sowie Finanzierungs- und Vermittlungsdienste gelten.

Preisdeckel: Was könnte die Maßnahme bewirken?

Die Hoffnung ist, dass die Preisobergrenze zu folgenden Maßnahmen führt:
  • eine Entspannung an den Energiemärkten
  • eine Entlastung von Drittländern
  • kein weiteres Geld für Russlands Kriegskasse durch Preisanstiegen bei Öl
Nach Angaben von Estlands Regierungschefin Kallas könnte jeder Dollar weniger pro Barrel die russischen Einnahmen aus dem Ölverkauf um zwei Milliarden Dollar (1,9 Mrd. Euro) pro Jahr drücken.

Warum der Ölpreisdeckel - es gibt doch schon ein Embargo?

Das Projekt wurde von den Amerikanern vorangetrieben, die befürchteten, dass das europäische Einfuhrverbot die Preise für nicht-russisches Öl und damit auch für Benzin in die Höhe treiben könnte. Zudem sah die Verordnung für das Embargo kein Transportverbot vor - Tanker aus europäischen Staaten hätten also weiter russisches Öl in Drittstaaten transportieren können - auch teures Öl.

Wird die Rechnung aufgehen?

Die Auswirkungen hängen auch von der Reaktion Russlands und anderer Länder ab. Schon die Aussicht auf eine Preisobergrenze setzte die Rohölpreise unter Druck. Doch Moskau erklärt, es wolle kein Rohöl an Länder verkaufen, die sich an den Preisdeckel halten.
Hielte Moskau das durch, könnte es zu einer Verknappung und damit steigenden Preisen führen. Es kommt deshalb stark darauf an, wie sich etwa China, Indien oder Ägypten verhalten, die derzeit einen großen Teil des russischen Erdöls kaufen.

Wird Heizöl in Deutschland jetzt billiger?

"Inwieweit es zu indirekten Effekten auf dem europäischen Rohölimportmarkt kommt, hängt von mehreren Faktoren ab", erklärt der Wirtschaftsverband Fuels und Energie. Dazu gehören:
  • Höhe des Preisdeckels,
  • die russische Reaktion,
  • die Frage, ob es Kontrollen der genutzten Tankerflotte gebe.
Grundsätzlich entwickeln sich der Heizölpreis und der internationale Preis für Rohöl in dieselbe Richtung, wenn auch mit etwas Zeitverzug. Allerdings ist zu beachten, dass auf den Heizölpreis neben dem Erdölpreis auch andere Faktoren einwirken, wie etwa:
  • öffentliche Abgaben wie Mehrwertsteuer oder die CO2-Abgabe und
  • die Transport- und Lagerhaltungskosten.

Was passiert mit dem Spritpreis?

Der ADAC-Experte Christian Laberer erwartet keine gravierende Auswirkung des Ölpreisdeckels auf die Spritpreise. "Letztlich kommt es darauf an, ob der Deckel die Ölpreise drückt oder im Gegenteil zum Steigen bringt", sagt er.
In beiden Fällen würden aber andere Faktoren wie die Entwicklung der globalen Konjunktur oder das Embargo gegen russisches Öl wohl stärker auf den Ölpreis wirken.
Die Entwicklung beim Ölpreis sollte sich auch an den Zapfsäulen widerspiegeln. Zuletzt haben die Spritpreise wieder auf den Ölpreis reagiert. Ganz grundsätzlich sind sie aber immer noch zu hoch - insbesondere bei Diesel.
Christian Laberer, ADAC
Quelle: dpa

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