: Deutschen geht das Geld zum Sparen aus

21.08.2022 | 07:08 Uhr
Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken rechnen damit, dass Bürger in Deutschland weniger Geld zum Sparen übrig haben. Einkünfte würden für die reine Lebenshaltung benötigt.
Die Mehrheit der Bundesbürger kommt nach Einschätzung der Sparkassen wegen der hohen Inflation zunehmend an finanzielle Grenzen. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis, sagte der "Welt am Sonntag":
Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte - oder mehr - monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen
Helmut Schleweis
Dieser Teil der Bevölkerung sei dann schlicht nicht mehr sparfähig. Vor einem Jahr waren laut Sparkassen-Vermögensbarometer lediglich 15 Prozent nicht in der Lage, Geld zurückzulegen.

Die größte Sorge der Deutschen ist aktuell die Inflation. Viele müssen bereits beim Einkaufen, manch einer sogar beim Essen sparen.

16.08.2022 | 08:14 min

Verbraucher verlieren laut Volksbanken Kaufkraft

Auch Volks- und Raiffeisenbanken beobachten einen geringeren Spielraum der Kunden. "Die hohe Inflation entzieht den Verbrauchern Kaufkraft, dadurch sinkt die Sparfähigkeit", sagte der Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Andreas Martin, der Zeitung.
Noch profitierten viele von Ersparnissen, die sich während der Corona-Zeit wegen fehlender Konsummöglichkeiten angesammelt hätten. "Der Spitzenwert der Sparquote lag bei rund 16 Prozent im Jahr 2020, für 2022 erwarten wir eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von elf Prozent", sagte Martin.

Verschärfung der finanziellen Situation ab Herbst erwartet

Bei den Sparkassen rechnet man insbesondere im Herbst und Winter mit einer deutlichen Verschärfung der Situation, gerade bei Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen.
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Die angespannte Lage zeigt sich laut Deutschem Sparkassen- und Giroverband bereits bei der Überziehung des Girokontos. Wer den sogenannten Dispositionskredit nutze, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, der schöpfe den Rahmen im Durchschnitt inzwischen "deutlich weiter aus".

Grünen-Finanzpolitiker fordert: Höhe der Dispozinsen begrenzen

Die Grünen fordern, die Höhe der Dispozinsen zu begrenzen, die im Schnitt aktuell bei knapp zehn Prozent liegen. "Grundsätzlich halten wir Grüne es für notwendig, Dispozinsen gesetzlich zu deckeln", sagte der Grünen-Finanzpolitiker Stefan Schmidt der "Welt am Sonntag".
Der Zinsdeckel solle die Menschen vor ausufernden Kosten schützen.
Quelle: dpa, Reuters

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