: Frauen gründen seltener - aber erfolgreicher
von Amelia Wischnewski
16.07.2022 | 14:00 Uhr
Faire Bezahlung für Frauen und Männer, gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf: an vielen Arbeitsplätzen auch heute noch ein Wunschtraum. Dabei gibt es sie schon längst, die besseren Jobs.
21.07.2022 | 30:04 min"Ich war nie ein Zahlenmensch", sagt Tijen Onaran über sich. "Das Witzige ist, dass ich mal VWL studiert habe - und abgebrochen habe." Heute ist die 37-jährige Münchenerin Unternehmerin, Investorin und Bestseller-Autorin. 2021 schaffte sie es auf die Liste der Top 100 Frauen, die Deutschland bewegen.
Frauen in Gründungsszene weniger präsent
Vor allem in der Start-up-Szene sind Gründerinnen noch nicht annähernd so präsent wie ihre männlichen Kollegen: Nur ein Drittel der Gründenden im Jahr 2021 waren Frauen. Und wenn sie es wagen, scheinen sie es besonders schwer zu haben: Weiblich gegründete Start-ups erhalten im Schnitt dreimal weniger Finanzierung als die ihrer männlichen Kollegen. Liegt das am geringeren Vertrauen in weibliche Unternehmungen?
Dabei sprechen die Zahlen dafür, auf Start-ups von Frauen zu setzen, denn sie erwirtschaften im Durchschnitt über vier Millionen Euro mehr Gewinn als von Männern gegründete mit der gleichen Ausgangssituation. Mit jedem investierten Euro erwirtschaften Unternehmerinnen 74 Cent, männliche Gründer dagegen nur 29 Cent.
Mit Finanzen auch sein Leben im Griff haben
Wenn es nicht mangelnder wirtschaftlicher Erfolg ist, warum gibt es dann so wenig Frauen in der Szene? Ein möglicher Grund: Es fehlen Vorbilder. Tijen Onaran will das ändern und mit ihrem Beispiel andere motivieren.
Was mir Spaß macht, ist, dass ich mit meinen Finanzen positiven Einfluss nehmen kann. Und wer seine Finanzen im Griff hat, hat am Ende sein Leben im Griff.
Diese Unabhängigkeit will sie weitergeben.
Vernetzung von Frauen in der Digitalbranche
Mit ihrem 2017 gegründeten Netzwerk "Global Digital Women" unterstützt Onaran Unternehmen bei Kampagnen für mehr weibliches Empowerment. Auf ihren Events können sich Frauen aus der Digitalbranche vernetzen. Zwei Jahre nach GDW ruft sie "ACI Diversity Consulting" ins Leben: eine Beratungsfirma für "Fragen rund um Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung".
Alle Menschen sind gleich. So steht es im Grundgesetz. Doch wie viel Gleichberechtigung gibt es tatsächlich in Deutschland? Und wie erleben sie junge Frauen im Alltag?
10.10.2022 | 26:28 minDenen, die Respekt vor dem komplexen Thema Finanzen haben, gibt sie mit: "Die Experten heute sind ja nicht als Baby auf die Welt gekommen und haben schon Anlagen verteilt."
Es wirkt von außen komplex, und es gibt wahnsinnig tolle, verrückte Begriffe. Aber am Ende ist vieles auch heiße Luft.
Ihr Tipp: klare Ziele setzen. "Möchte ich mir den nächsten Urlaub gönnen? Oder möchte ich ein tolles Geschenk?" Davon abhängig könne man die nächsten Schritte planen - sparen, investieren, Aktien kaufen.
Auszeichnung für weibliche Führungskräfte
Ihre Auszeichnungen bestätigen sie: Tijen Onaran ist die erste "LinkedIn"-Influencerin, 2020 war sie die "Top Voice" der Plattform, Rankings zu erfolgreichen Frauen in Deutschland kommen fast nicht mehr ohne sie aus.
In ihrem Podcast "Aufsteiger:innen - Der Podcast über den Mut, Erste*r zu sein" kommen Entrepreneur*innen zu Wort. Tijen stärkt andere Frauen, so auch mit dem von ihr ausgerufenen "Digital Female Leader Award", einer Auszeichnung für weibliche Nachwuchs- und Führungskräfte in der Digitalwelt.
TV-Tipp
Mehr Dokumentationen von plan b und Hintergründe dazu finden Sie jederzeit in der ZDF-Mediathek oder samstags um 17:35 Uhr im TV.
Scheitern als Chance
Dabei hat Onaran selbst viele Hürden überwunden: Sie kennt das Gefühl, als einzige Frau im Raum nicht ernst genommen zu werden, weiß, wie sich Scheitern anfühlt. Doch Misserfolge halten sie nicht zurück - im Gegenteil, sie nutzt sie als Katalysator:
Viel Aufstieg bedeutet immer auch viel Abstieg.
Vieles kann man von Tijen Onaran lernen, allem voran den "Mut zum Machen".