: Grüner Wasserstoff - Energie der Zukunft?

von Cordula Stadter
09.10.2022 | 14:00 Uhr
Die Energiekrise befeuert den Ausbau von "grünem Wasserstoff". Er gilt als Hoffnungsträger für eine unabhängige und nachhaltige Zukunft. Dafür muss umgerüstet werden.
In der gesamten Schweiz sollen langfristig Wasserstoff-Lkw unterwegs sein.
Das Schweizer Unternehmen "H2Energy" macht seit 2020 vor, wie die Umrüstung auf grünen Wasserstoff ohne Förderprogramm und ohne staatliche Subventionen gelingen kann. Unterstützt wird es vom Wasserstoff-Förderverein Schweiz, eine Interessensgemeinschaft von mehr als 20 Unternehmen - von Tankstellenbetreibern über Logistiker - die eigentlich Konkurrenten sind, aber zusammen an einem großen Ziel arbeiten: "den Klimawandel zu stoppen und die Mobilität zu dekarbonisieren."
Zu diesem Zweck wurde ein eigenes "Ökosystem" entwickelt, bestehend aus drei Pfeilern: Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien, Tankstellen und Lkw.

Schweiz will Wasserstoff-Vorreiter in Europa werden

Seit 2020 fahren in der Schweiz 47 wasserstoffbetriebe Lkw im täglichen Verteilverkehr, vier Millionen Kilometer haben sie zurückgelegt. Langfristig sollen in der ganzen Schweiz Wasserstoff-Lkw unterwegs sein. So könnte das Alpenland zum Vorreiter für Europa werden.

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Um dieses Ziel voranzubringen, gibt es seit Kurzem auch einen deutschen Ableger des Firmenverbunds, der die Wasserstoff-Lkw für den deutschen Markt liefert. Das Tankstellennetz in der Bundesrepublik, in Dänemark und Österreich wird durch das Gemeinschaftsunternehmen "JetH2Energy" für Wasserstoff ausgebaut. Um die Lkw zu betreiben, muss aber auch die Produktion von "grünem Wasserstoff" rapide ansteigen. Dazu planen die Schweizer mit Strom aus einem Offshore-Windpark im dänischen Esbjerg die "weltgrößte Wasserstoff-Produktionsanlage mit 1 GW Leistung".
Verfahrenstechniker Hansjörg Vock unterstützt die Projekte und spricht im Interview über Ziele und Visionen.
ZDFheute: Sie haben schon vor über 20 Jahren Wasserstoff-Tankstellen - auch in Deutschland - gebaut. Warum setzte sich damals die Technologie nicht durch und welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Hansjörg Vock: Schon damals gab es die Huhn-Ei-Thematik: Fahrzeugbauer bringen nur Fahrzeuge auf den Markt, wenn es Tankstellen gibt und umgekehrt. Es gab zum Beispiel 2002 bereits den Brennstoffzellen-Pkw "Zafira", der aber bis heute nicht in Serie geliefert wird.
Das heißt, man muss das Ganze so koordinieren und die entsprechenden Firmen so motivieren, dass sie die Problematik gleichzeitig angehen. Zur erfolgreichen Umsetzung mussten wir beharrlich technisches und betriebswirtschaftliches Wissen mit kreativen Ideen kombinieren.

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ZDFheute: Was zeichnet "H2Energy" aus, beziehungsweise macht das Unternehmen anders als andere, die eine Wasserstoff-Infrastruktur aufbauen wollen?
Vock:
Wir haben uns von Anfang an zum Ziel gesetzt, die Dekarbonisierung der aktuell fossil betriebenen Fahrzeugflotte auf Basis von erneuerbar produziertem Wasserstoff und ohne spezielle Förderprogramme umzusetzen.
Hansjörg Vock
Da Lkw einen großen Energiebedarf haben und auch viel CO2 ausstoßen, haben wir diesen Fahrzeugtyp als Basis für das Ökosystem genommen.
"H2Energy" besteht aus einem Kernteam von unabhängigen Unternehmern und einer jungen, sehr engagierten Truppe von Fachleuten aus verschiedensten Gebieten, die unkonventionelle Lösungsansätze schnell umsetzen können.

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ZDFheute: Sie planen "die weltgrößte Wasserstoff-Produktionsanlage" im dänischen Esbjerg. Wie genau wollen sie den Wasserstoff in die Schweiz transportieren und welche Rolle soll Deutschland dabei spielen und inwiefern ist das Projekt eine Blaupause für die Zukunft?
Vock:
Der Wasserstoff aus der 1 GW Anlage in Dänemark soll per Pipeline transportiert werden. Dies ist viel günstiger als erneuerbar produzierten Strom in großen Mengen über große Distanzen per Stromleitung zu transportieren.
Hansjörg Vock
Wasserstoff aus Pipelines Richtung Süden kann natürlich auch in Deutschland genutzt werden, zum Beispiel für Wasserstofftankstellen. Es können aber auch andere Industrien mit Wasserstoff versorgt werden. Das Projekt könnte sehr gut als Blaupause dienen, um die Dekarbonisierung weiter voranzutreiben.

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