: Uniper bittet in Gaskrise den Staat um Hilfe

30.06.2022 | 17:10 Uhr
Aus Russland fließt weniger Gas nach Deutschland - das bringt Uniper in Bedrängnis. Der Energieversorger spricht jetzt mit dem Bund über mögliche Stabilisierungsmaßnahmen.
Uniper erhält nach eigenen Angaben nur noch 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom.
Uniper schlägt als erster großer deutscher Versorger in der Gaskrise Alarm und bittet den Staat um Hilfe. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte an diesem Donnerstag Gespräche mit Uniper über Stabilitätsmaßnahmen: "Diese dauern an. Anlass sind die stark gestiegenen Gaspreise und die reduzierten Liefermengen aus Russland infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine."
Uniper hatte am Mittwochabend seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 zurückgezogen. Die Geschäftsentwicklung habe sich durch den Krieg in der Ukraine und die in der Folge stark reduzierten Gaslieferungen aus Russland spürbar verschlechtert. Die Aktie rutschte zeitweise mehr als 22 Prozent in den Keller.
"Daher sprechen wir jetzt mit der Bundesregierung erneut über Stabilisierungsmaßnahmen, für die eine Reihe von Instrumenten in Frage kommen wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital", sagte Uniper-Chef Klaus Dieter Maubach.

Scholz: Im Einzelfall prüfen

Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Ende des Nato-Gipfels in Madrid auf eine entsprechende Frage, die Bundesregierung sei grundsätzlich bereit, Firmen zu helfen, die wegen eines externen Schocks angeschlagen seien.
Das wird aber im Einzelfall zu prüfen sein.
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Konzernbetriebsratschef Harald Seegatz sprach sich für eine Staatsbeteiligung aus. "Das wäre aus finanzieller Sicht das Beste und auch weil wir absolut systemrelevant sind", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die Beteiligung sollte im zweistelligen Bereich sein. "Möglicherweise könnte der Staat auch Hauptaktionär werden."

Gasspeicher wichtig für Versorgungssicherheit

Uniper - eine Tochter des finnischen Fortum-Konzerns - ist der größte ausländische Kunde des russischen Gasriesen Gazprom. Das Unternehmen mit rund 11.500 Beschäftigten gehört zudem zu den größten Stromerzeugern in Deutschland.
Die Düsseldorfer spielen auch mit ihren Gasspeichern eine wichtige Rolle bei der Absicherung der Versorgung Deutschlands im Winter und bei den Bemühungen, Deutschland und Europa unabhängig von russischen Gaslieferungen zu machen.

Fortum sieht Deutschland in der Pflicht

Seit Mitte Juni erhält Uniper nach eigenen Angaben nur noch 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom und muss teuer Ersatzmengen beschaffen. Das Unternehmen geht davon aus, dass im Falle der Feststellung und Bekanntgabe der Gasmangellage durch die Bundesnetzagentur die derzeitigen Belastungen teilweise an die Kunden weitergegeben werden können.
Fortum sieht auch Deutschland in der Pflicht. Nötig sei eine "nationale und industrieweite Anstrengung", teilten die Finnen am Donnerstag mit. Wie hoch und wie eine mögliche Unterstützung ausfallen müsste, wollte Fortum nicht kommentieren.
Der Hilferuf Unipers dürfte den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, die Versorger zu entlasten. Sie hatte in der vergangenen Woche für die Gasversorgung die Alarmstufe ausgerufen. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP verzichteten aber darauf, die sogenannte Preisanpassungsklausel freizugeben. Diese würde es den Versorgern ermöglichen, die drastisch gestiegenen Gaspreise auf die Kunden abzuwälzen.

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Quelle: ZDF
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Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
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Quelle: Reuters, dpa

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