: Ist das Silicon Valley am Ende?

von Tim Ehrhart
17.02.2023 | 10:32 Uhr
Meta, Alphabet oder Amazon galten bisher als sichere Aktien-Investments. Nun stören Massenentlassungen das Paradies im Tech-Tal.
Wegen einer Umstrukturierung fallen weltweit Tausende Stellen bei Meta weg.Quelle: dpa
Die US-Techbranche befindet sich in der Krise. Seit Oktober 2022 werden massiv Stellen abgebaut.

Stellenabbau bei Amazon & Co.

Nach der Übernahme von Twitter hat Konzernchef Elon Musk fast die Hälfte der Belegschaft entlassen, Meta kürzte ganze 11.000 Jobs und Amazon leitet den größten Stellenabbau in der Geschichte des Konzerns ein. Zuletzt springt SAP-Konkurrent Salesforce auf den brennenden Zug auf und kündigt nicht nur an, zehn Prozent aller Mitarbeiter gehen lassen zu müssen, sondern auch ganze Standorte schließen zu wollen.

Für Elon Musk scheint nichts unmöglich zu sein: Er revolutioniert die Autowelt, erfindet die Raumfahrt neu und tüftelt an Chips, die das menschliche Hirn digitalisieren.

10.01.2023 | 44:37 min
Das Kuriose daran: Bis vor Kurzem galten die genannten Konzerne mit Sitz im Silicon Valley noch als sichere Investitionswette mit kontinuierlichem Umsatzzuwachs, fuhren auch 2022 Gewinne in Milliardenhöhe ein. Warum also nun die Massenentlassungen?

Alexa floppt, Metaverse scheitert

In der Tat scheint das einst für kapitalistischen Erfindergeist berüchtigte Tal nahe San Francisco große Teile des Glanzes vergangener Tage verloren zu haben. Wo früher noch von fliegenden Autos, humanoiden Robotern oder virtuellen Paralleluniversen geträumt wurde, scheint die Realität einer Welt Einzug gehalten zu haben, die nach der Corona-Pandemie und angesichts globaler Krisen eher auf die unmittelbaren Herausforderungen der trüben zwanziger Jahre der 2000er konzentriert ist.
So hat sich die Alexa-Sprachassistenzsoftware des Amazon-Konzerns als ökonomischer Flop erwiesen, Mark Zuckerbergs Metaverse scheitert an mangelnder Praktikabilität und SAP-Konkurrent SalesForce leidet unter den Ausgabenoptimierungen seiner Geschäftskunden.

Tech-Giganten im Sparkurs nach der Pandemie

Über zwei Jahre Corona-Pandemie - inklusive Zwangsdigitalisierung des Bildungssektors und der Privatwirtschaft - haben den Tech-Giganten im Silicon Valley gewaltige Umsätze eingebracht. Kaum eine Branche hat so sehr von Lockdowns und Homeoffice profitiert, für abenteuerliche Innovationsprojekte gab es also mehr als genug Kapital.
Doch das Abklingen der Pandemie scheint Meta und seinen Mitstreitern nicht zu bekommen, seit Herbst vergangenen Jahres sind sie auf Sparkurs. Für die Milliardenumsatz verwöhnte Branche eine ganz neue Erfahrung.

Musk, Zuckerberg & Co. drücken auf die Bremse

Und so leitet Amazon den größten Stellenabbau seiner Unternehmensgeschichte ein. Über 18.000 Beschäftigte - zunächst war von über 10.000 die Rede - verlieren ihren Job. Meta wird sich von etwa 11.000 Mitarbeitern trennen, der neue Twitter-Chef Musk hat bereits die Hälfte der Belegschaft - rund 3.500 Personen - kündigen lassen.
Musk hat neben vielen anderen auch fast sämtliche Mitarbeiter entlassen, die für das Identifizieren von Fake-News auf Twitter zuständig waren. Bei Amazon werden im Bereich KI und Sprachassistenz Stellen abgebaut.

Auch Microsoft muss handeln

Aber auch alte Hasen des Silicon Valleys beteiligen sich an den Sparmaßnahmen: Der Microsoft-Konzern - ein Fels in der Brandung der schwer zu navigierenden Gewässer des Digital-Sektors - gibt zähneknirschend zu, ebenfalls Personal gehen lassen zu müssen.
Seit Ende der Pandemie verkaufe man nicht mehr genug PCs, gerade die großen Geschäftskunden würden bei der Verwaltung ihrer virtuellen Infrastruktur gegenwärtig auf Sparflamme fahren. Rezession und Inflation sorgen hier für unsicheres ökonomisches Klima und zwingen die Unternehmen, ihre Ausgaben zu optimieren.

Wie geht es mit dem Silicon Valley weiter?

Die Zukunft des Silicon Valleys ist ungewiss. Meta, Microsoft und Alphabet fuhren 2022 zwar Milliardengewinne ein, müssen im Vergleich zu den Vorjahren aber empfindliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Metaverse und Co. erweisen sich als Visionen für eine Zukunft, deren Kunden bisher nur auf dem Papier existieren. Die US-Tech-Branche wandelt durch ein düsteres Tal - mit einem schwachen Licht in der Dunkelheit: Künstliche Intelligenz.
ChatGPT macht gerade am Bildungssektor vor, wie selbstlernende Maschinen menschliche Erfahrung und Intuition überlisten und unseren Alltag auf den Kopf stellen. Der Google-Mutterkonzern Alphabet kündigt nun an, eine eigene AI namens Bard AI online zu stellen - diese soll dazu in der Lage sein, von ChatGPT geschriebene Texte präzise identifizieren zu können. Der Kampf der Maschinen hat begonnen.

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