: Mangelware Wärmepumpe - woran liegt das?

von H. Koberstein und J. Moll
07.09.2022 | 18:52 Uhr
Der Gaspreis hat sich fast verzehnfacht. Die Wärmepumpe ist eine klimafreundliche Alternative fürs Heizen. Doch es gibt ein Problem.

Viele deutsche Haushalte werden im Winter für ihre Gasheizung mehrere Tausend Euro mehr bezahlen müssen, weil Moskau mit dem Gashahn spielt - und die Preise immer weiter steigen.

06.09.2022 | 07:30 min
"Ich komme nicht hinterher!", sagt Markus Rausch. Er ist Heizungsinstallateur im schwäbischen Sulzbach und hat sich auf Wärmepumpen spezialisiert. Weil die Gas- und Ölpreise extrem gestiegen sind, stapeln sich die Anfragen bei Meister Rausch. Wartezeit für neue Kunden: mindestens neun Monate.

Aufwändige Sanierung nicht nötig

Nur wenige Handwerksbetriebe bieten an, was Rausch seit Jahren tut: alte Gas- und Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzen. Häufig heißt es, dafür müsse erst einmal das komplette Gebäude saniert werden, inklusive Fußbodenheizung. Doch das sei nicht richtig, sagt Meister Rausch.
Er baut Wärmepumpen hauptsächlich in alten Gebäuden ein - ganz ohne Sanierung und Fußbodenheizung. "In der DNA des Heizungsbauers ist drin: Ich brauche eine Flamme mit 1.000 Grad, um 22 Grad Raumtemperatur zu erzeugen. Und davon muss man sich einfach lösen", sagt Rausch.
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Das Handwerk setzt auf neue Gasheizungen

Das tun nur wenige Heizungsbetriebe, die meisten setzen nach wie vor auf Gasheizungen, trotz extrem gestiegener Gaspreise. Im ersten Halbjahr 2022 baute das Handwerk rund 300.000 neue Gasheizungen ein und nur knapp 100.000 Wärmepumpen.
Ulrich Motschiedler in Stuttgart wundert das nicht. Er wollte in seinem Eigenheim die alte Ölheizung ersetzen, fragte viele Handwerksfirmen. "Dann kriegte ich sofort die Aussage: Mach Gas. Das ist am einfachsten, das ist sicher", erzählt Motschiedler. Er aber wollte eine Wärmepumpe und kam so zu Handwerksmeister Rausch. Heute hat Motschiedler eine Wärmepumpe - Heizkosten rund 100 Euro im Monat. Mit Öl oder Gas wäre es viel teurer.

Die Fachkräfte fehlen

Die Bundesregierung will mehr Wärmepumpen - mindestens eine halbe Million pro Jahr sollen es werden, ab 2024, so das offizielle Ziel. Doch es fehlen die Fachkräfte.
Davon kann Meister Rausch ein Lied singen. Seine Gesellen hätten auf der Berufsschule kaum etwas über Wärmepumpen gelernt, klagt der Meister. Einer davon, Kell Neukamm, hat vor kurzem ausgelernt. Eine Wärmepumpe habe bei seiner Prüfung keine Rolle gespielt, erzählt er.
Die Schule hat überhaupt keine Wärmepumpe zur Verfügung, deswegen konnten wir auch gar nichts an einer Wärmepumpe machen.
Kell Neukamm, Geselle

Die Berufsschulen lehren Öl und Gas

Kein Wunder - denn die Lehrpläne für die Ausbildung drehen sich hauptsächlich um Öl und Gas. "Wenn wir die Lehrpläne nicht ändern, kommen wir im Leben nicht weg von Öl und Gas", sagt Meister Rausch. Doch nach Recherchen des ZDF ist das nicht geplant. Das Bundesinstitut für Bildung sieht dafür keinen Anlass.
Das Bundesbildungsministerium erklärt sich für nicht zuständig und verweist auf das Bundeswirtschaftsministerium, das wiederum keinen Grund sieht, eine Lehrplanänderung anzustoßen.

Gefahr: Fehlerhafte Wärmepumpen

"Ohne Änderung der Lehrpläne kommen wir im Leben nicht runter von Öl und Gas. Das können Sie dann vergessen", urteilt Rausch und warnt:
Zu wenig Fachkräfte, schlecht ausgebildet - das wird zu fehlerhaften Anlagen führen, die den Kunden teuer zu stehen kommen.
Markus Rausch, Heizungsinstallateur

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