: Oxfam fordert Steuer für Reiche
23.05.2022 | 08:48 Uhr
Laut Oxfam sind die Reichsten seit Corona noch reicher geworden, während Millionen Menschen extreme Armut droht. Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos gibt es Rufe nach Handeln.Seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Reichsten der Welt der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam zufolge noch reicher geworden. Gleichzeitig sei weltweit mehr als eine Viertelmilliarde Menschen gefährdet, in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen.
Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation in ihrem Bericht zu den Profiteuren der globalen Krisen, den sie zur Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos vorstellt. Die diesjährige Tagung steht unter dem Motto "Geschichte an einem Wendepunkt: Regierungspolitik und Geschäftsstrategien".

In Davos findet derzeit das Weltwirtschaftsforum mit fast 2500 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft statt. Wirtschaftsminister Habeck forderte ein geschlossenes europäisches Öl-Embargo gegen Russland.
23.05.2022 | 01:48 minOxfam: Vermögenssteuer müsse eingeführt werden
Oxfam forderte angesichts wachsender Ungleichheit eine stärkere Besteuerung von Unternehmen und sehr hohen Vermögen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass Konzerne und die dahinter stehenden Milliardärinnen und Milliardäre Rekordgewinne einfahren, während Millionen Menschen Mahlzeiten ausfallen lassen müssen, die Heizung abdrehen, mit ihren Rechnungen im Rückstand sind und sich fragen, was sie als nächstes tun können, um zu überleben.
Regierungen müssten dringend gegensteuern und Konzerne sowie Superreiche in die Pflicht nehmen, sagte Schmitt. In Deutschland müsse die Vermögenssteuer wieder eingeführt werden. Außerdem sei eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen und eine Übergewinnsteuer für Konzerne angesagt.
Zahl der Milliardäre gewachsen
Laut Oxfam haben die Corona-Pandemie und steigende Preise für Energie und Lebensmittel Armut und soziale Ungleichheit zuletzt befeuert. Die Zahl der Milliardäre sei seit 2020 um mehr als 570 auf 2.668 gewachsen. Zusammen verfügten sie über ein Vermögen von 12,7 Billionen Dollar. Allein während der Pandemie sei es um 42 Prozent gewachsen und entspreche nun 13,9 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Pharmakonzerne machten mit Impfstoffen einen Gewinn von über 1.000 Dollar pro Sekunde und verlangten von den Regierungen bis zum 24-fachen des Herstellungspreises.
Ungleichheit zwischen Staaten nehme zu
Gleichzeitig seien rund 260 Millionen Menschen gefährdet, wegen zunehmender Ungleichheit und steigender Lebensmittelpreise in Armut abzurutschen. Im vergangenen März habe es den größten Sprung der Lebensmittelpreise seit Beginn der Aufzeichnungen der Vereinten Nationen im Jahr 1990 gegeben.
Auch die Ungleichheit zwischen Staaten nehme wieder zu. Mehr als jedes zweite einkommensschwache Land könne seine Schulden bald nicht mehr zurückzahlen.
Derzeit ersticken einkommensschwache Länder unter ihrer Schuldenlast, und weltweit explodieren Ungleichheit und Armut
Ukraine-Krieg befeuert Problematik
Befeuert werden die steigenden Preise und auch die Schuldenproblematik durch den Ukraine-Krieg. Die Folgen sollen auch das Weltwirtschaftsforum stark prägen - die dritte weltweite Krise neben der Pandemie und dem Klimawandel.
Die Auftaktrede in Davos hält am Montag der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der digital zugeschaltet wird. Später sind der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und sein Bruder Wladimir zu Gast. Bereits am Morgen spricht Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einer Diskussionsrunde darüber, wie Deutschland unabhängiger von russischer Energie werden will.
Das Weltwirtschaftsforum in Davos gilt als Symbol für die ungebändigte Globalisierung, die die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen befeuert, Finanzkrisen den Boden bereitet und soziale Ungleichheit verschärft hat
Ukraine, Klima, Hunger - die Welt im Krisenmodus. Warum das Weltwirtschaftsforum in Davos gerade jetzt so wichtig ist, erklärt der Vorsitzende des Forums, Klaus Schwab, im ZDF.
22.05.2022Scholz am Donnerstag in Davos
Bei aller Kritik biete es aber auch den Rahmen für wichtige Debatten. Der Welthandel sei ins Stocken geraten, Lieferketten rissen, es drohe eine Hungerkrise, weil Russland Weizenlieferungen aus der Ukraine blockiere. Sich vor diesem Hintergrund von der Idee der Globalisierung zu verabschieden, sei aber falsch.
Mehr und bessere Kooperation macht uns widerstandsfähiger und schützt uns.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Donnerstag in Davos erwartet. Er ist bisher der einzige der G7-Regierungschefs, der eine Teilnahme zugesagt hat. Wegen des Krieges wird anders als üblich keine russische Delegation an der Jahrestagung teilnehmen.
Quelle: dpa