: Studie: 2023 fehlen 700.000 Wohnungen

12.01.2023 | 11:23 Uhr
In Deutschland werden 2023 laut einer Studie mehr als 700.000 Wohnungen fehlen - besonders Sozialwohnungen und günstige Wohnungen. Sozial-Verbände fordern eine Bau-Offensive.
Ein Bündnis aus Mieterbund und Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchen-Verbänden hat Bund und Länder aufgefordert, für den den sozialen Wohnungsmarkt bis 2025 50 Milliarden Euro aufzubringen.
Nur so lasse sich das Ziel der Bundesregierung erreichen, in dieser Wahlperiode 400.000 Sozialwohnungen zu schaffen, erklärte das Bündnis in Berlin.

Größtes Wohnungsdefizit seit mehr als 20 Jahren

Eine von dem Bündnis beauftragte Studie des Pestel-Instituts und des Bauforschungsinstituts ARGE kommt zu dem Ergebnis, dass 2023 ein Rekord-Wohnungsmangel drohe. Es fehlten über 700.000 Wohnungen. Dies sei das größte Wohnungsdefizit seit mehr als 20 Jahren.
Das Bündnis schlug ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro vor, für das der Bund laut seiner Finanzierungsvereinbarung mit den Ländern 38,5 Milliarden Euro aufbringen müsse. Andernfalls drohe ein Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt.
Bislang will der Bund den Bau von Sozialwohnungen bis zum Jahr 2026 mit 14,5 Milliarden Euro fördern.

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Kostensenkung und Planungsbeschleunigung nötig

Das Bündnis forderte auch Kostensenkungen und Planungsbeschleunigung. So sollte die Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von 19 auf sieben Prozent verringert werden.
Bundesweit gebe es derzeit noch rund 1,1 Millionen Sozialwohnungen. Ende der 1980er-Jahre seien es noch rund vier Millionen gewesen. Mehr als elf Millionen Mieterhaushalte hätten in Deutschland Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf eine Sozialwohnung.

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So laut wie jetzt haben die Alarmglocken des Wohnungsmangels lange nicht mehr geschrillt.
Lukas Siebenkotten, Mieterbund
Bund und Länder müssten das Ruder jetzt herumreißen - "oder wir erleben ein ungeahntes Desaster auf dem Wohnungsmarkt", sagte Siebenkotten weiter. Er erwartet für 2023 ein "sehr hartes Jahr für Mieterinnen und Mieter".

Ursachen: Ukraine-Krieg und weniger Bautätigkeit

Vor allem der durch den Ukraine-Krieg verursachte hohe Zuzug von Menschen belastete der Studie zufolge im vergangenen Jahr den bereits zuvor schon angespannten Wohnungsmarkt. Aber auch die gestiegenen Investitionskosten und der damit zusammenhängende Einbruch von Bautätigkeiten hätten sich negativ ausgewirkt.

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Quelle: Reuters, dpa, AFP

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