FAQ

: Was es bedeutet, wenn die Zinsen steigen

15.12.2022 | 13:45 Uhr
Die Europäische Zentralbank schraubt die Zinsen weiter nach oben - um 0,5 Punkte auf 2,5 Prozent. Aber was bedeutet das eigentlich für Verbraucher?
Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben - auf nunmehr 2,5 Prozent. Nach zwei Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Punkte ist das eine leicht gedrosselte Gangart. Grund: Die Eurozone steht vor einem wirtschaftlich schweren Winterhalbjahr und steigende Zinsen sind nicht in jeder Hinsicht positiv.

Können die Menschen auf sinkende Inflationsraten hoffen?

Mit einem durchgreifenden Rückgang der Teuerung rechnen Ökonomen vorerst nicht. Bis die Euro-Währungshüter ihr Ziel von mittelfristig zwei Prozent Inflation im Euroraum erreichen, dürfte es noch dauern. Es brauche 18 bis 24 Monate, bis die geldpolitischen Maßnahmen Wirkung zeigen, erklärte jüngst der französische Zentralbankchef François Villeroy de Galhau.
Gegen steigende Energiepreise, die die Inflation vor allem anheizen, ist die EZB weitgehend machtlos. Die Notenbank kann mit Zinserhöhungen aber dazu beitragen, dass sich die Teuerungsrate nicht dauerhaft auf hohem Niveau festsetzt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich Löhne und Preise gegenseitig hochschaukeln.

Welche Folgen haben die Zinserhöhungen für Sparer?

Die ungeliebten Negativzinsen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto gehören der Vergangenheit an. "Je nach Laufzeit und Marktsegment haben sich die Sparzinsen in wenigen Wochen teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht", stellt das Vergleichsportal Verivox fest. Die Zeitschrift "Finanztest" schreibt in ihrer jüngsten Ausgabe, die Zinsen für Festgeld stiegen so schnell wie seit Jahren nicht mehr.

Was bedeuten die EZB-Entscheidungen für Kreditnehmer?

Frisches Geld zu leihen, ist teurer geworden. Nach Daten des Vergleichsportals Check24 kostete beispielsweise ein Ratenkredit über 10.000 Euro mit einer Laufzeit von 60 Monaten beim Abschluss im Januar noch 187 Euro im Monat. Für einen Kredit mit gleicher Summe und Laufzeit werden den Angaben zufolge inzwischen 196 Euro monatlich fällig.
Die durchschnittlichen Zinssätze für neue Wohnungsdarlehen haben sich nach Berechnungen der Deutschen Bank allein von Jahresanfang bis September auf 3,1 Prozent mehr als verdoppelt. "Es ist damit zu rechnen, dass Immobilien für Privathaushalte mittelfristig weniger erschwinglich sein werden. Die Zinsen werden wahrscheinlich weiter anziehen und somit die Gesamtkosten für den Immobilienkauf erhöhen", heißt es in einer Analyse der volkswirtschaftlichen Abteilung des Geldhauses.

Welche Folgen hat die Geldpolitik für Bauherren?

Die Höhe der Bauzinsen ist nicht direkt von EZB-Zinsentscheidungen abhängig, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen. Bereits vor den Zinserhöhungen der Notenbank sind die Bauzinsen gestiegen. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.

Was bedeuten höhere Zinsen für die Konjunktur?

Erhöht eine Notenbank zur Bekämpfung der Inflation die Zinsen, wird der Wirtschaft Geld entzogen, was das Wachstum dämpfen kann. Da der gemeinsame Währungsraum wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und der hohen Energiepreise bereits deutlichen Gegenwind spürt, wächst die Sorge um die Konjunktur. Doch Bundesbank-Präsident Nagel als Mitglied des EZB-Rates mahnte, die Geldpolitik dürfe nicht zu früh nachlassen.
Quelle: dpa

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