FAQ

: 2023 steigen Zinsen weiter - was heißt das?

von Mischa Ehrhardt
01.01.2023 | 14:53 Uhr
Die Europäische Zentralbank hat Ende 2022 noch einmal die Zinsen angehoben. Sie werden weiter steigen. Fragen und Antworten über die Pläne der Zentralbank und deren Folgen.
Was bedeuten die steigenden Zinsen für Verbraucher?Quelle: dpa

Ist schon absehbar, was die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr plant?

Ja - und das ungewöhnlich klar. Im Dezember hat die EZB den Leitzins um ein halbes Prozent auf 2,5 Prozent angehoben. Und zugleich angekündigt, in diesem Tempo weiter gehen zu wollen.
Es dürfte also in den ersten Monaten 2023 noch mindestens zwei weitere Zinsschritte von einem halben Prozent geben. Denn die EZB rechnet mit weiter hohen Inflationsraten in 2023 und darüber hinaus.
Allerdings will die Europäische Zentralbank genau beobachten, wie sich die verschiedenen tatsächlichen Wirtschaftsdaten entwickeln. Die Euro-Währungshüter halten sich also jede Möglichkeit offen, etwa für den Fall, dass ein unerwartet scharfer Wirtschaftseinbruch kommt.
Eine Inflation in Richtung ihres Ziels von zwei Prozent sieht die EZB erst im Jahr 2025 wieder erreicht. Auch diese langfristige Perspektive ist ein Grund dafür, die Zinsen weiter anheben zu wollen.

Warum handelt die Europäische Zentralbank so entschlossen?

Im Wesentlichen aus zwei Gründen. Zum einen hat die EZB erst sehr spät auf die hohe Inflation reagiert. Sie hat die erste Zinsanhebung erst Ende Juli 2022 gemacht. Da waren andere Notenbanken wie die Fed in den USA bereits große Schritte gegangen.
Zum anderen will sie mit den höheren Zinssätzen die Inflation entschlossen bekämpfen. Aktuell liegen die Teuerungsraten bei rund 10 Prozent, getrieben vor allem durch hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise.

Helfen höhere Zinsen wirklich, die Inflation zu bekämpfen?

Ja und Nein. Höhere Zinsen sind zentrales Werkzeug von Notenbanken, um Inflation zu bekämpfen. Das unterstrich auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Dezember in Frankfurt:
Wir sehen den Zinssatz eindeutig als das primäre Instrument, um die Inflation einzudämmen und sie auf zwei Prozent zurückzuführen.
Christine Lagarde, EZB-Präsidentin
Aktuell allerdings hat die Sache einen Haken. Denn die Inflation ist vor allem durch Angebotsmängel getrieben, unter anderem durch den Wegfall von Energie aus Russland. Daher muss Europa teure Energie an den Weltmärkten einkaufen. Diese Preise ändern höhere Zinsen nicht.
Andererseits steigt mittlerweile auch die Kerninflationsrate, aus der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet sind. Daher sind die Zinserhöhungen ein deutliches Zeichen, dass die EZB die Inflation nicht einfach laufen lässt.
So will sie die Inflationserwartungen im Zaum halten. Die sind deswegen wichtig, weil sie beeinflussen, wie die Menschen ihr Geld ausgeben, also ob sie beispielsweise investieren und konsumieren.

Welche Risiken bringen solch starke Zinsschritte mit sich?

Steigende Leitzinsen der Zentralbank führen zu steigenden Zinsen in fast allen Bereichen von Wirtschaft und Finanzmärkten. So sind beispielsweise auch Bauzinsen in diesem Jahr kräftig gestiegen - von einem Prozent zu Jahresbeginn auf mittlerweile rund 3,5 Prozent für ein zehnjähriges Darlehen.
Nun verteuern hohe Zinsen natürlich die Finanzierung eines Hauskaufs oder die Investition eines Unternehmens. Deswegen dämpfen steigende Zinsen tendenziell größere Investitionen und bremsen so die Wirtschaft.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Verbraucher*innen sind natürlich ebenfalls von den steigenden Zinsen betroffen, wenn sie Dinge finanzieren möchten. Andererseits aber sind steigende Zinsen gut für Sparer*innen. Denn nach einer langen Phase von Nullzinsen gibt es mittlerweile wieder - zumindest kleine - Zinsen für das Ersparte auf dem Sparbuch oder dem Sparkonto.
Allerdings darf man sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass dies einen Ausgleich der hohen Inflation bedeuten würde. Bei einer Inflation von rund zehn Prozent und Sparzinsen von aktuell maximal zwischen 1,5 und 2 Prozent verlieren auch Sparer*innen unter dem Strich an Kaufkraft.

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