Update

: Auenwälder helfen gegen Hochwasser

von Christian Dezer
01.06.2024 | 08:45 Uhr
Auenlandschaften samt ihrer Wälder könnten so manchen Keller vor dem Volllaufen retten. Außerdem sind sie echte "Hotspots" für die Artenvielfalt.

Guten Morgen,

es ist immer dasselbe: eigentlich braucht die Natur wegen steigender Temperaturen und der vielen trockenen Jahre dringend Wasser, und so gesehen waren die letzten Maitage ein regelrechter Segen. Auf der anderen Seite kommt es genau dann in vielen Regionen schnell zu Überschwemmungen oder Hochwasser. Eine Entwicklung, die angesichts der Klimakrise mit Starkregen und Trockenheit eher anhalten wird.
Doch finden sich Lösungsansätze für diese Naturereignisse - in der Natur selbst: die Auenlandschaften, samt ihrer Wälder. Dort, wo es sie noch gibt, sind sie wahre Hochwasserbezwinger - egal ob an Rhein, Leine, Ems, Havel oder Donau. An der mittleren Elbe bei Dessau zum Beispiel flossen am Jahresende bei steigendem Pegel viele Millionen Kubikmeter in die "Lödderitzer" Auenwälder. Eine Analyse ergab, dass ein Meter Waldüberflutung den Wasserstand der Elbe um 30 Zentimeter senken kann. Das rettet so manchen Keller vor dem Volllaufen.
Der Leipziger AuenwaldQuelle: dpa
Gewässer- und Vegetationsökologen fordern nicht erst seit den letzten Weihnachts- und Pfingsthochwassern eine Renaturierung von Flüssen und Auen mit ihrem Netz an Bächen, Wasserstellen und Gräben. Zwar wurden in den letzten Jahren laut Bundesamt für Naturschutz unter anderem durch den Rückbau von Deichen rund 7.100 Hektar überflutbare Auenflächen zurückgewonnen. Doch das ist eher der berühmte Tropfen.
Potenzial gibt es in Deutschland für einige 10.000 Hektar. Ein Potenzial, das dringend genutzt werden sollte, zeigen doch alle Renaturierungsprojekte deutliche Verbesserungen beim Hochwasserschutz, wie zuletzt an der unteren Havel, an der Leine oder der Elbe. Darüber hinaus sind diese renaturierten Gebiete "Hotspots" für die Artenvielfalt. Am Oberrhein, im hessischen Ried, trägt die Auenlandschaft "Kühkopf-Knoblochsaue" inzwischen das Prädikat "Europavogelreservat" und weist zudem eine besonders hohe Zahl an Käfer- und Fledermausarten auf, darunter auch Arten, die stark vom Aussterben bedroht sind.
In Frankreich haben die Revitalisierung der Flüsse Loire und Allier und an ihren Ufern neuangelegte Auenwälder den Hochwasserschutz deutlich verbessert.

14.12.2023 | 29:59 min
Aber Auen schützen nicht nur vor Hochwasser und fördern die Artenvielfalt, sie haben auch enormen Einfluss auf den Wasserhaushalt. Das konnte kürzlich ein Projekt an dem kleinen Fluss "Luppe" zwischen Leipzig und Schkeuditz belegen. Auf einem Teilstück von fünf Kilometern wurden über Jahre ehemalige Wasserläufe reaktiviert, der Auenwald erholte sich. Die feuchten Wiesen, Tümpel und Wassergräben liefern gleich mehrere positive Auswirkungen auf das Ökosystem, wie das Wissenschaftsteam vom Helmholtz-Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ) herausfand.
Auenwälder filtern wie Nieren Schadstoffe aus dem Wasser und verbessern so die Qualität. Sie sind natürliche Klimaschützer, weil die Wälder große Mengen des schädlichen Treibhausgases Kohlendioxid binden. Und schließlich sind sie auch bei dem anderen Wetterextrem besonders hilfreich. Denn bei Hitze und Trockenheit wirkt ein vollgesogener Auenwald wie ein Kühlschrank für die Umgebung und versorgt die Pflanzen lange mit Feuchtigkeit.
Wenn Auenwälder bei so vielen Problemen so großartig helfen können, dann sollte ihr Schutz und ihre Wiederherstellung auf der Prioritätenliste doch eigentlich weit nach oben rutschen. Ach, und Auenwälder sind auch wunderbare Erholungsgebiete.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende.
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter von plan b

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30.05.2024 | 29:27 min
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