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: Saugute Nachrichten

von Steffen Bayer
24.06.2023 | 08:00 Uhr
Tierwohl-Label gibt es viele, doch sie sind freiwillig und nicht immer so aussagekräftig. Eine Landwirtin aus Niedersachsen macht es anders.

Guten Morgen,

glückliche Schweine, die fröhlich durch den Stall tollen und sich im Dreck suhlen: Diese Kinderbuchidylle ist selten geworden. Allein in Deutschland mästen die Bäuerinnen und Bauern mehr als 20 Millionen Tiere jedes Jahr zur Schlachtreife. Doch vielleicht geht es dem einen oder anderen Schwein demnächst ein wenig besser, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher transparenter wählen können, welches Fleisch bei der nächsten Party auf dem Grill liegen soll. Denn der Bundestag hat vor kurzem eine verbindliche Kennzeichnungspflicht für Schweinefleisch beschlossen.
Tierwohl-Label gibt es mittlerweile viele, doch sie sind alle freiwillig und nicht immer sehr aussagekräftig. Und gerade landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Schweine nur nach den gesetzlichen Mindeststandards halten, haben bisher auf Siegel eher verzichtet. Das wird sich bald ändern, denn bis 2026 soll das Label verbindlich sein. Und bis dahin haben auch Großbetriebe Gelegenheit, bei der Haltung nachzubessern: Sie können leichter Baugenehmigungen erhalten, wenn sie ihre Ställe für eine artgerechte Haltung umbauen wollen. Das Schweinefleisch macht den Anfang. Später soll die gesetzliche Kennzeichnungspflicht auch zum Beispiel auf Wurst, Milch und Geflügelfleisch ausgeweitet werden.
Aber auch ohne gesetzliches Label gibt es mittlerweile schon viele Betriebe, die freiwillig hohe Tierwohlstandards bei der Schweinehaltung umsetzen. Eine Vorreiterin ist Gabriele Mörixmann. Im niedersächsischen Hilter hat sie eine alte Traktorenhalle zum Abenteuerspielplatz für ihre Schweinebande umgebaut: 1.500 Quadratmeter für 700 Ferkel: Ihre Tiere können wühlen und toben, Tunnellauf machen oder sich auch in den Ruhebereich zurückziehen. "Tierwohl hat natürlich seinen Preis. Und natürlich brauchen wir auch Kunden, die bereit sind, für mehr Tierwohl auch mehr auszugeben", meint die Landwirtin.
Ihr Fleisch ist teurer als Schweinefleisch aus der Massentierhaltung, aber günstiger als Biofleisch, denn auf dem Hof von Gabriele Mörixmann fressen die Schweine konventionelles Futter aus regionalem Anbau. So bleibt ihr Fleisch auch für Menschen erschwinglich, denen Tierwohl wichtig ist, die sich aber die teuren Bio-Alternativen nicht leisten können. 92 Prozent der Deutschen achten beim Einkauf mittlerweile darauf, wie die Tiere gehalten wurden.
In Zukunft werden Verbraucherinnen und Verbraucher zwischen fünf verschiedenen Haltungsstufen auswählen können:
  • "Stall" steht für klassische Massentierhaltung.
  • "Stall und Platz" bedeutet mehr Raum für die Tiere.
  • "Frischluftstall" bedeutet, dass die Schweinebucht mindestens nach einer Seite hin offen ist.
  • "Auslauf/Weide" verspricht Zugang ins Freie.
  • "Bio" - in dieser Kategorie haben die Tiere mehr Platz als in den anderen Stufen und erhalten ökologisch angebautes Futter.
Der Bund hat für den Umbau von Ställen mit Massentierhaltung zu sogenannten "Tierwohlställen" zwischen 2023 und 2026 Zuschüsse von einer Milliarde Euro versprochen. Vielleicht gibt es dann bald auch mehr glückliche Schweine. Und woran man die erkennt, weiß die Schweineexpertin Gabriele Mörixmann: "Der Ringelschwanz zeigt einfach alles, was bei Schweinen nicht stimmt. Ist das Tier gesund, dann ringelt sich auch der Schwanz so schön."
Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und viel Spaß beim Weiterlesen.
Ihr Steffen Bayer, Redaktion plan b

Was noch gut war diese Woche

Gleichstellung der Geschlechter verbessert: Die Gleichstellung von Männern und Frauen in Deutschland hat sich im weltweiten Vergleich verbessert. Laut Global Gender Report 2023, den das Weltwirtschaftsforum (WEF) am Mittwoch in Genf veröffentlichte, kletterte Deutschland seit dem vergangenen Jahr um vier Ränge auf Platz sechs von insgesamt 146 berücksichtigten Ländern. Doch die Geschlechterkluft ist noch lange nicht geschlossen: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist mit 29 Prozent auf den Wert von 2018 zurückgefallen. Positiv bewertet wurden die sehr hohen Gleichstellungswerte im deutschen Bildungs- und Gesundheitswesen.
Infografik: Deutschland verbessert sich bei Geschlechtergleichstellung
Solarenergie boomt: Immer mehr Unternehmen und Privathaushalte in Deutschland nutzen die Energie der Sonne zur Stromerzeugung. Im März des laufenden Jahres waren auf Dächern und Grundstücken 2,6 Millionen Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 70.600 Megawatt installiert, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Die Zahl der Anlagen stieg innerhalb eines Jahres damit um 16 Prozent. Die installierte Leistung legte um 21 Prozent zu.
Estland erlaubt gleichgeschlechtliche Ehe: Estland lässt ab kommendem Jahr die gleichgeschlechtliche Ehe zu. Das Parlament verabschiedete am Dienstag Gesetzesänderungen, durch die gleichgeschlechtliche Paare ab 1. Januar 2024 heiraten dürfen. Estland ist damit der erste der drei baltischen Staaten, der die Ehe für alle legalisiert.

Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

Klimafreundlich mit dem Schiff reisen: Auf den norwegischen Postschiffrouten geht das schon. Mit vielen Innovationen und strengen Gesetzen fährt Norwegen bei der Wende zur emissionsfreien Schifffahrt allen voraus. Und auch im Frachtverkehr tut sich was: die ZDF-Dokumentationsreihe plan b zeigt, wie mit einer Mischung aus altbewährten und neuen Ideen die Schifffahrt sauberer werden kann.
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Zusammengestellt von Steffen Bayer, Julia Michelle Metz und Jan Schneider.
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