Update

: In guter Verfassung

von Susanne Biedenkopf
10.08.2023 | 06:07 Uhr
Vor 75 Jahren kommen Experten auf Herrenchiemsee zusammen, um die Vorlage für unsere Verfassung zu schaffen. Diese soll vor allem Schutz bieten.

Guten Morgen,

der Krieg war zu Ende. Deutschland lag in Trümmern, Lebensmittel waren knapp und viele Menschen litten bittere Not, als heute vor 75 Jahren eine kleine, übersichtliche Gruppe von dreißig Experten aus den westdeutschen Besatzungszonen mit der Arbeit an einer Verfassung begann. Die westlichen Alliierten hatten die Ministerpräsidenten der Bundesländer dazu aufgefordert. Deutschland sollte auf diese Weise an der eigenen demokratischen Neugestaltung mitwirken.
Es war ein kluger Schachzug des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard, nicht nur auf die beschauliche Insel Herrenchiemsee einzuladen und gleich schon eine erste Vorlage zu präsentieren, sondern gleichzeitig auch noch selten angenehme Rahmenbedingungen zu garantieren. Jedem Teilnehmer stand eine tägliche Ration von drei Zigarren oder zwölf Zigaretten zu, außerdem eine Maß Bier oder ein halber Liter Wein. Auch die Familien der Delegierten waren willkommen. Die Männerrunde tagte die folgenden vierzehn Tage unter Vorsitz von Anton Pfeiffer, dem Chef der bayerischen Staatskanzlei, im Zimmer Nr. 7, dem ehemaligen Speisezimmer Ludwigs II. Einzelne Fragestellungen wurden in kleineren Ausschüssen und auf ausgedehnten Spaziergängen über die idyllische Insel vertieft.

10.08.2023 | 02:42 min
Es ging darum, Deutschland "provisorisch" neu zu organisieren, denn die Möglichkeit einer Wiedervereinigung durfte nicht ausgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund der traumatisierenden Verbrechen des Naziregimes sollte die Verfassung aber vor allem Schutz bieten. Schutz vor Missbrauch durch totalitäre Machtbestrebungen und Schutz vor jedweder Verletzung der Menschenrechte.
Erarbeitet wurden in dieser kurzen Zeit nicht weniger als die Grundlagen unserer bis heute gültigen Verfassung. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", lautet der erste Artikel unseres Grundgesetzes. Und das Prinzip der Gewaltenteilung hat uns bislang wirksam vor politischem Machtmissbrauch geschützt. Wir haben allen Grund, dafür dankbar zu sein. Mögen die Grundsätze unserer Verfassung auch in Zukunft unangetastet bleiben.
Auf Herrenchiemsee wird heute feierlich an die "Geburtsstunde" des Grundgesetzes erinnert. Patricia Schäfer und Stefan Leifert aus dem ZDF-Landesstudio Bayern werden für sie berichten.
Kommen Sie gut durch den Tag
Susanne Biedenkopf, Leiterin der ZDF-Redaktion für Wirtschaft, Recht, Service, Soziales und Umwelt

Was heute noch wichtig ist

Ecowas berät über Vorgehen im Niger: Nach Ablauf eines Ultimatums an die Putschisten im Niger berät die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas heute auf einem Sondergipfel in Nigeria über ihr weiteres Vorgehen. Im Raum steht neben weiteren Sanktionen auch ein Militäreinsatz gegen den Staat im Westen Afrikas.
Volle Auftragsbücher bei Rheinmetall: Wegen des Ukraine-Kriegs ist die Nachfrage nach Rüstungsgütern in den Nato-Staaten deutlich gestiegen, davon profitiert Deutschlands größte Waffenschmiede deutlich. Hinzu kommen direkte Lieferungen an die Ukraine. Heute legt der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall Zahlen für das zweite Quartal vor.
Scholz zu Bürgergespräch in Thüringen: Der Besuch am Abend ist Teil einer Reihe von Bürgerdialogen, die in allen Bundesländern geplant sind. Bei den Veranstaltungen haben die Menschen Gelegenheit, dem Regierungschef Fragen zu stellen.

Was im Ukraine-Krieg passiert ist

Wieder Drohnenangriff auf Moskau abgewehrt: Die russische Hauptstadt ist nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin zum zweiten Mal in Folge zum Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Zwei unbemannte Luftfahrzeuge seien in den frühen Morgenstunden von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin bei Telegram mit.
Deutschland schickt mehr Waffen: Zur besseren Verteidigung gegen russische Luftangriffe hat Deutschland die Flugabwehr der Ukraine mit zwei weiteren Abschussrampen des Waffensystems Patriot gestärkt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte am Mittwoch mehrfach für die Militärhilfe.
Experte erwartet entscheidende Phase der Gegenoffensive im Herbst: Die Ukraine greift russische Logistik an. Das kann laut Militärexperten Marcus Keupp und Carlo Masala eine entscheidende Rolle im Krieg spielen.
Seit Monaten ist die Stadt Cherson an der Frontlinie Ziel russischer Angriffe. Vor dem Krieg lebten 300.000 Menschen in Cherson. Geblieben sind noch 45.000 – eine von ihnen ist Polina Polomarchuk:

10.08.2023 | 01:15 min
Vermisste nach Explosion in russischem Rüstungsbetrieb: Durch die starke Explosion in Sergijew Possad, etwa 70 Kilometer nordöstlich von Moskau, wurden nach offiziellen Angaben 56 Menschen verletzt. Allerdings wurden acht Vermisste bis zum Abend nicht gefunden, wie Stadtoberhaupt Dmitri Akulow der Agentur Interfax zufolge sagte. Eine verletzte Beschäftigte der betroffenen Fabrik starb demnach im Krankenhaus
Mutmaßlicher Spion für Russland verhaftet: Ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Ausrüstung und Informationstechnik der Bundeswehr soll Infos an Russland weitergegeben haben. Er wurde festgenommen.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Ausführlich informiert

ZDFheute live: Sind Russlands Truppen zu stark? Die ukrainische Gegenoffensive läuft bereits seit mehr als zwei Monaten. ZDFheute live spricht mit dem Militärexperten Marcus Keupp darüber, wie es derzeit um die Fortschritte steht.

09.08.2023 | 38:40 min

Weitere Schlagzeilen

Gesagt

Ich will auf jeden Fall schneller als 130 sein.
Bobbycar-Fahrer Marcel Paul in der "Süddeutschen Zeitung"
Mit einem E-Bobby-Car wollen zwei Studenten heute auf dem Hockenheimring einen völlig neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Neben einem wissenschaftlichen Hintergrund gelte es auch, zu zeigen, wie leistungsstark und vielseitig E-Motoren im Rennsport sein können, so die Veranstalter.

Zahl des Tages

Bleibt noch die Frage, ob sich E-Rennwagen auch zügig aufladen lassen. Technikstudenten der TU Eindhoven haben nachgeforscht und herausgefunden: Es geht. Nur 3 Minuten und 56 Sekunden dauert es, um ihren 300-Sachen-schnellen Boliden LMP3 aufzuladen.

09.08.2023 | 02:06 min

Die Nachrichten im Video

Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden

17.05.2024 | 02:02 min
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So wird das Wetter heute

Am Donnerstag ist es an der Ostsee und auch im Südosten Bayerns häufiger wolkig. Dazu gibt es noch kurze Schauer. Sonst ist es freundlich und im Westen auch länger sonnig. Die Höchstwerte liegen zwischen 20 und 28 Grad, an der Ostseeküste ist es etwas kühler.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Thorsten Duin.
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