: Die Zukunft der Mainzelmännchen

von Kai Remen
02.04.2023 | 20:37 Uhr
Sie gehören zum ZDF wie kaum jemand sonst - die Mainzelmännchen. Seit 60 Jahren trennen sie Programm von Werbung. Doch wie sieht ihre Zukunft aus?
Die Mainzelmännchen sind die dienstältesten Mitarbeiter des ZDF.Quelle: ZDF
Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen. Die Namen kennt vielleicht nicht jeder, ihre Mützen oder ihr krächzendes "Guud’n Aamd" dürfte aber keinem Zuschauer entgangen sein. In diesem Jahr wird das ZDF 60 Jahre alt und mit ihm die Mainzelmännchen - seit jeher Gesicht, Aushängeschild und Eigenheit des Senders.

Die Aufgabe der Mainzelmännchen

Während sich die Themen der kurzen Videos und auch das Aussehen der Mainzelmännchen in den letzten Jahrzehnten verändert haben, ist ihre Aufgabe heute noch die selbe wie zum Sendestart. Die dreisekündigen Videos, auch Inserts genannt, trennen die Werbung vom Programm. Diese strikte Trennung ist durch den Staatsvertrag verpflichtend.

Die Erfolgsstory der sechs kleinen ZDF-Maskottchen

31.03.2023 | 05:05 min
Hans-Joachim Srauch, der als Geschäftsführer des ZDF Werbefernsehens die kurzen Videoclips verantwortet, beschreibt die Aufgabe und Wirkung der Mainzelmännchen als beruhigend: "Sie bieten Orientierung. Werbung wird durch Mainzelmännchen geordnet."
Die namentlich an die Heinzelmännchen angelehnten Maskottchen des ZDF sind übrigens nicht ganz so alt wie ihr Sender. Erst einen Tag nach dem eigentlichen Sendestart sind sie zum ersten Mal über den Bildschirm geflackert - am 02. April 1963.

Die Geschichte der Mainzelmännchen

Schöpfer der sechs Figuren war der Bühnenbildner und Maler Wolf Gerlach. Anfangs sind die kurzen Clips in schwarz-weiß und Gerlach vertont die Figuren noch selbst. Ihre ursprünglichen Namen haben die Mainzelmännchen bis heute behalten, ihr Aussehen hat sich im Laufe der Zeit allerdings verändert.
So erhielten sie mit Einzug des Farbfernsehens erst ihre bunten Mützen und wurden im Jahr 2003 optisch überarbeitet. Der Grund dafür war die voranschreitende Digitalisierung.
Bis heute sind die Figuren handgezeichnet und da die Digitalisierung kam, musste man die Outlines anpassen, damit die Zeichnung mit dem Digitalen zusammengeht.“
Hans-Joachim Strauch, Geschäftsführer ZDF Werbefernsehen

Am 2. April 1963 hatten sie den ersten Auftritt im ZDF - eine kleine Zeitreise durch die Jahrzehnte.

02.04.2023 | 09:52 min

Die Produktion der Inserts

Auch heute noch werden Anton, Det und Co. - die übrigens alle eigenständige Stärken und Schwächen haben - per Hand gezeichnet. An der Produktion der kurzen Inserts arbeiten bis zu 30 Personen, vom Zeichentisch bis zur Tonkabine.
Inzwischen wurden so mehr als 65.000 Inserts im Auftrag des ZDF produziert und jährlich kommen rund 1.000 neue Mainzelmännchen-Werbetrenner hinzu. Kein Wunder, denn die Sendemaskottchen erfreuen sich unangefochtener Beliebtheit. Bei durchschnittlich rund 12 Millionen Zuschauern, die täglich das mit Werbung gespickte Programm verfolgen, kommen Beschwerden so gut wie nicht vor, erzählt Hans-Joachim Strauch.
Schon immer waren Mainzelmännchen aufklärerische Zeitzeugen und Vorbilder. Aber sie waren nie maßregelnd.
Hans-Joachim Strauch, Geschäftsführer ZDF Werbefernsehen

1. Storyboard

Quelle: ZDF
In einem ersten Schritt wird eine Spotidee mit verschiedenen Figuren, Requisiten, Kulissen und dem Ablauf des kurzen Inserts gezeichnet. Das dient als Grundlage für die Animation.

2. Rough Animation

Quelle: ZDF
Im zweiten Schritt werden die Figuren zum "Leben erweckt". Hier kommen Mimik, Gestik und die jeweiligen Aktionen der Figuren hinzu. Zudem wird die Inszenierung und damit Tempo und Dynamik des Inserts festgelegt.

3. Clean und Inbetween

Quelle: ZDF
Stoßen die bisher roh gezeichneten Hauptphasen auf Zustimmung, werden die Figuren und Gegenstände überarbeitet und sauber gezeichnet. Übergänge zwischen einzelnen Bildern (Hauptphasen) werden eingebaut.

4. Compositing

Quelle: ZDF
Funktioniert der Ablauf inhaltlich und dramaturgisch, werden anschließend die Hintergründe gezeichnet, alles coloriert, Animationen und Hintergründe zusammengeführt und der finale Schnitt erfolgt.

5. Finales Insert

Quelle: ZDF
Im letzten Produktionsschritt wird das noch stumme Insert mit Geräuschen, Musik und den allseits bekannten Stimmen unterlegt. Eine letzte Abnahme erfolgt und fortan können alle ZDF-Zuschauer das neue Insert im Programm sehen.

Mainzelmännchen in der digitalen Welt

Zwar kann man die Mainzelmännchen auf einigen Ampeln in Mainz sehen und sie haben sogar die eigens geschaffene "Mainzelmännchen-Ehrenwürde" der Stadt, doch immer mehr Inhalte des ZDF finden nicht mehr im linearen Programm und damit der ursprünglichen Bühne der sechs Wichtel statt. Mit der Digitalisierung, Social-Media und Mediathek müssen sich auch die dienstältesten Mitarbeiter in neue Gefilde wagen.
Das positive Bild der Mainzelmännchen soll weiterhin emotional sein. Wir führen die Wichtel jetzt aber auch in die digitale Welt.
Hans-Joachim Strauch, Geschäftsführer ZDF Werbefernsehen
So findet man sich die Mainzelmännchen heute auch als Whatsapp-Sticker, in Gifs und Hintergründen für Videokonferenzen und sogar als Klingel- oder Nachrichtentöne. Das dürfte erst der Anfang sein, denn Hans-Joachim Strauch ist der Überzeugung: "Ohne Missgunst oder Schadenfreude müssen die Zuschauer unterhalten werden." Und wer hat darin mehr Erfahrung als Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen?

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