: Alleinerziehende stark von Armut bedroht

25.06.2024 | 05:15 Uhr
Alleinerziehende Familien sind nach wie vor die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland. Das geht aus einem Bericht der Bertelsmann-Stiftung hervor.
Laut einem Bericht der Bertelsmann-Stiftung waren im vergangenen Jahr fast 700.000 alleinerziehende Familien armutsgefährdet.Quelle: Imago
Alleinerziehende Familien sind einer Studie zufolge nach wie vor stark von Armut betroffen. Vier von zehn alleinerziehenden Familien gelten als armutgefährdet, wie aus einer am Dienstag in Gütersloh veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht.
Bei Paarfamilien sind es demnach deutlich weniger. Fast die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, lebt mit nur einem Elternteil zusammen.

Wer gilt als armutsgefährdet?

Als armutsgefährdet gelten in dem Bericht Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt. Er trägt den Titel "Alleinerziehende in Deutschland" und beruht unter anderem auf Daten des Statistischen Bundesamts.

Quelle: KNA

Mehr alleinerziehende Familien seit 2019

Die Zahl der alleinerziehenden Familien nahm seit 2019 leicht zu und lag 2023 bei rund 1,7 Millionen. Grund für den Anstieg sind zahlreiche geflüchtete Mütter aus der Ukraine mit ihren Kindern. 71 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der alleinerziehenden Väter arbeiten.
Zwar sind diese Anteile etwas geringer als bei Elternteilen in Paarfamilien, alleinerziehende Mütter arbeiten allerdings häufiger in Vollzeit als Mütter in Paarfamilien.

14,2 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2022 in Armut, wie der Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands zeigt.

26.03.2024 | 00:28 min

Problem: Unterhaltszahlungen, die ausfallen

Häufige Gründe für die finanziell schwierige Situation von alleinerziehenden Familien sind ausfallende Unterhaltszahlungen.
Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags ist es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern.
Antje Funcke, Bertelsmann-Stiftung
2023 lag der Anteil der alleinerziehenden Väter bei 18 Prozent. Alleinerziehende Mütter leben im Schnitt mit mehr und jüngeren Kindern zusammen.
Die Betreuung und Fürsorge für die Kinder erbrachten vor und nach einer Trennung überwiegend die Mütter. Alleinerziehende Mütter leisten im Schnitt über 15 Stunden mehr Carearbeit pro Woche als alleinerziehende Väter. Von Armut sind alleinerziehende Mütter deutlich häufiger betroffen.

Kein Geld für Hobbys, Urlaub oder Nachhilfe. Die Befreiung aus der Armutsspirale ist schwer.

27.02.2024 | 28:48 min

Im Osten leben mehr alleinerziehende Familien

Alleinerziehende Familien sind im Westen Deutschlands seit 2020 häufiger von Sozialleistungen abhängig als alleinerziehende Familien im Osten. Dabei leben im Osten anteilsmäßig mit 25 Prozent mehr alleinerziehende Familien als im Westen mit 19 Prozent.
Der Anteil stieg im Westen in den vergangenen Jahren an, während er im Osten ungefähr gleich blieb.

Garrit lebt mit seiner Mutter in Berlin Pankow. Viel Geld haben die beiden im Monat nicht zur Verfügung. So wie er leben rund 2,7 Millionen Kinder in Deutschland in Armut.

26.11.2022 | 15:04 min

In Bayern und Berlin leben die meisten Alleinerziehenden

Im Bundesländervergleich ist der Anteil der alleinerziehenden Familien mit 17 Prozent in Bayern und 28 Prozent in Berlin am höchsten. Jede fünfte alleinerziehende Familie lebt in einer Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohner.
Der Anteil Alleinerziehender, die Bürgergeld beziehen, ist in Bremen mit 55 Prozent am höchsten. In Thüringen ist der Wert mit 27 Prozent am niedrigsten.

Bertelsmann empfiehlt: Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern

Die Bertelsmann-Stiftung empfahl, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.
Dazu gehörten unter anderem:
  • eine verlässliche Ganztagsbetreuung
  • flexible Arbeitszeitmodelle
Die Politik sei aufgefordert, Anreize für Väter zu erhöhen, damit sie mehr Verantwortung für ihre Kinder übernehmen. Zwar sei der aktuelle Gesetzesentwurf zur Kindergrundsicherung ein wichtiger Schritt, doch er reiche nicht aus.
Quelle: KNA, AFP

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