: Zehn Tage großes Kino

von Henriette de Maizière
25.02.2023 | 10:44 Uhr
Von Berliner Kids aus Neukölln in "Sonne und Beton", über koloniale Schuldverarbeitung in "Der vermessene Mensch", bis hin zu Boris Becker. Die 73. Berlinale hatte viel zu bieten.
Sicher einer der bewegendsten Momente der Berlinale war die Verleihung des Ehrenbären für sein Lebenswerk an Steven Spielberg. Minutenlange stehende Ovationen des Publikums für den erfolgreichsten Regisseur Hollywoods. Und von Spielberg ein Versprechen:
Einen Preis für mein Lebenswerk zu bekommen alarmiert mich ein wenig, denn ich bin noch nicht fertig.
Steven Spielberg

Steven Spielberg: Filme verarbeiten persönliche Erfahrungen

Der 76-jährige schafft Kinomomente, die seine Zuschauer*Innen durch Kinderaugen schauen lassen. Immer wieder sind es persönliche Erfahrungen - die Scheidung seiner Eltern, Antisemitismus und Ängste, die Spielberg in seinen Filmen verarbeitet.
Werke mit atemberaubender Unterhaltung, aber auch mit Tiefgang, die die Jury mit dem Ehrenbären für sein Lebenswerk würdigte. Der Meisterregisseur, der schon fast alle Preise gewonnen hat, sagt, er sei auf diesen Preis besonders stolz. Dass er in Berlin geehrt werde, auf einem der renommiertesten Festivals der Geschichte, sei ein unglaublicher Höhepunkt seines Lebens.
Ich muss wohl ein paar Dinge richtig gemacht haben die letzten 55 Jahre. Aber diese Ehre, einen Preis für mein Lebenswerk zu bekommen, zwingt mich auch dazu, etwas zu tun, was ich nicht oft tue: über mich zu reflektieren.
Steven Spielberg, Regisseur
Vor der Ehrung hatte Steven Spielberg sich schon von den Fans am Roten Teppich feiern lassen und dort für die Fotografen mit einer geschenkten E.T.-Plüschfigur gekuschelt.

Euphorie bei Autogrammjägern und Filmfans

Die Fans - die Autogrammjäger und Filmenthusiasten - auch sie waren wieder einer der großen Highlights der Berlinale. Denn das Festival lebt auch von ihrer ansteckenden Euphorie und Begeisterung.

Nach drei Jahren Corona-Pause startete die Berlinale mit großem Rummel auf dem roten Teppich.

17.02.2023 | 01:47 min
Aber es gab auch die leisen Momente bei der Berlinale: Zum Beispiel bei der Premiere des chinesischen Wettbewerbsbeitrags "Bai Ta Zhi Guang" ("Der Schattenlose Turm") im Berlinale-Palast. Eine Zuschauerin im Publikum, die chinesisch versteht, lacht oft schon, bevor die Worte überhaupt übersetzt erscheinen. Und dann weint die Frau - auf der Leinwand trifft ein erwachsener Sohn seinen alten Vater nach Jahrzehnten wieder, ganz zart gezeigt. Mit dem Wissen und dem Gefühl für chinesische Befindlichkeiten offenbar umwerfend erzählt.

Filmfestival voller politischer Themen und Aktivismus

Und: Die diesjährige Berlinale war auffallend politisch geprägt und engagiert in der momentan fragilen Weltlage.
So erzählt der Film "Golda" vom israelischen Regisseur Guy Nattiv die Geschichte der ersten israelischen Ministerpräsidentin. Während des Jom-Kippur-Kriegs im Oktober 1973 musste sie politisch entschlossen handeln musste. Eine Frau, großartig gespielt von Helen Mirren - Weltpolitik im Brennglas.
Und es gab den stillen Protest auf dem Roten Teppich - von Filmschaffenden wie Jurymitglied Kristen Steward, Schauspielerin und Aktivistin Golshifteh Faharani und anderen für die Menschenrechte im Iran. Eine Berlinale der starken Frauen mit wichtigen Stimmen.

Im Zeichen des Krieges in der Ukraine

Außerdem gab es große Solidarität und viele Filme aus der kriegsgeplagten Ukraine im Programm. Herausragend: "We will not fade away" von Regisseurin Alisa Kovalenko. Und "Superpower" von Sean Penn.

In diesem Jahr ist die Berlinale ganz besonders politisch. Der russische Angriffskrieg klingt in vielen Filmen des Festivals an.

22.02.2023 | 02:03 min
In manchen Nächten fühlte sich die Berlinale ein wenig an wie der Tanz auf dem Vulkan: Premieren, große Roben, rauschende nicht enden wollende Partynächte, weil sich am Tag die Weltlage zurück ins Bewusstsein drängte. Die Berlinale kann alles nebeneinander: Party und Politik, Blockbuster und Arthouse-Film.
Ein Blick zurück auf die Berlinale 2023:

Das war die 73. Berlinale