: Was der Krieg mit den Kindern macht
Sherif reist durch die Ukraine.
23.02.2023 | 21:42 minDas Grollen von Artellerie zu hören. Seitdem Cherson zur Frontstadt geworden ist, haben viele Familien die Stadt verlassen. Vlada, Kiril und ihr Vater Ruslan sind in Cherson geblieben.
Der Großvater ist krank und möchte in seiner Heimat bleiben. Die Enkelkinder wiederum wollen ihren Opa nicht allein zurücklassen. Und so lebt die Familie seit Monaten mit den ständigen Angriffen auf ihre Stadt.
Wir haben oft Raketenangriffe in der Nähe von unserem Haus. Auch Kampfflugzeuge fliegen hier vorbei. Das macht mir Angst. Ich habe mich daran immer noch nicht gewöhnt.
Die Erfahrungen des Krieges in der Ukraine haben Spuren hinterlassen
Vlada und Kiril verbringen den Tag zu Hause. Die Wohnung verlassen sie nur, wenn sie ihren Großvater besuchen oder mit ihrem Vater einkaufen gehen.
Sport treiben, Fahrrad fahren oder mit Freunden etwas unternehmen - das ist ausgeschlossen.
Wir können gerade auch nicht in die Schule gehen. Das läuft alles Online über das Handy meines Vaters. Das geht aber nicht immer. Wir haben oft kein Internet. Dann können wir nicht am Online-Unterricht teilnehmen.
Keine Schule, keine Freunde, ständige Angst und Ungewissheit - für Vlada und Kiril ist nichts mehr so wie früher. Die schlimmen Erfahrungen des Krieges haben Spuren hinterlassen.
In Cherson denkt ein Achtjähriger wie ein Erwachsener
Als Vlada gefragt wird, wie ihr Leben vor dem Krieg war, fängt sie an zu weinen. Es ist wohl einer dieser Momente, der ihr ungewollt vor Augen geführt hat, was der Krieg ihr alles genommen hat.
Jedes Kind geht mit den Erfahrungen des Krieges anders um. Kostia wohnt mit seiner Mutter ebenfalls in Cherson. Durch den Krieg denkt und redet er - obwohl er gerade mal acht Jahre alt ist - schon fast wie ein Erwachsener.
Ich bekomme keine Angst. Wenn mich ein Angriff trifft, dann trifft er mich. Ich kann daran ohnehin nichts ändern.
Ukraines First-Lady Olena Selenska verzweifelt an der Situation der Kinder
An die Angriffe hat Kostia sich gewöhnt. Für ihn gehören sie mittlerweile zum Alltag dazu. Seine Stadt verlassen will Kostia dennoch nicht. Er will unbedingt in Cherson bleiben:
Ich will, dass die Menschen da draußen erfahren, wie es ist, wenn Häuser zerstört werden, wenn Menschen ihr Zuhause verlieren und umziehen müssen. Ich will, dass sie erfahren, wie das ist, wenn man sieht, wie andere sterben.
Es sind solche Aussagen von Kindern, die Olena Selenska, Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj große Sorgen bereiten. Eines der schrecklichsten Dinge in diesem Krieg, so Selenska, sei es ...
... in die Augen der Kinder zu blicken und zu sehen, wie schnell sie erwachsen geworden sind.
Im ZDF-Interview betont Olena Selenska, dass die Ukraine alles tun wolle, um zu vermeiden, dass "eine Generation der Kriegskinder aufwächst".
09.02.2023 | 21:52 minBereits nach einem Jahr habe der Krieg dramatische Auswirkungen auf die Psyche der Kinder und unabsehbare Folgen auf deren weitere Entwicklung. Selenska befürchtet ...
dass wir eine Generation von Kriegskindern bekommen (…) Kinder, die viel zu viel gesehen haben, die viele Gräuel erlebt haben, die Kinder eigentlich nicht erleben sollten.
In der Ukraine hat Unicef mehr als 100 Kinderzentren eröffnet
Deshalb, so Selenska, wolle die Ukraine alles tun, um den Kindern so weit es geht ein normales Leben ermöglichen.
Bei diesem schwierigen Unterfangen wird die Ukraine von mehreren Hilfsorganisationen unterstützt, die mit Projekten versuchen den Mädchen und Jungen ein Stück Kindheit zurückzugeben.
In Cherson verschwinden Kinder. Auch in anderen Orten der Ukraine werden Kinder vermisst. "ZDFzoom" zeigt, wie Russland viele von ihnen verschleppt hat und welche Strategie Putin damit verfolgt.
23.02.2023 | 43:59 minDas Kinderhilfswerk Unicef hat beispielsweise landesweit mehr als 100 Kinderzentren eröffnet. Dort können die Kinder spielen, basteln und Sport treiben. Vielen Kindern hilft das ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten oder zumindest den Kriegsalltag für einige Stunden zu vergessen.
Für viele Kinder sind diese wenigen Stunden am Tag die einzigen an denen sie wieder einfach mal Kind sein können. Ein kleiner Lichtblick. Denn auch nach einem Jahr kann niemand den Kindern sagen, ob und wann der Krieg in ihrem Land ein Ende finden wird.
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