: Angstfrei abfeiern in Clubs

17.01.2023 | 08:52 Uhr
Durch die Nacht tanzen ohne Angst vor Übergriffen: Clubbetreiber setzen zunehmend auf Schutz vor sexualisierter Gewalt - mit "Awareness"-Beauftragten und Codewörtern an Bars.
Das Bewusstsein der Clubszene für Awareness steigt.Quelle: dpa
Abtanzen bis zum Morgengrauen auf vollen Tanzflächen - nach der Corona-Pause ist das ausgiebige Feiern in Clubs wieder möglich. Doch dabei erleben zumeist weibliche Partygäste immer wieder Belästigungen und Übergriffe. Wie können Clubs und Partyräume noch sicherer gestaltet werden, etwa was Diskriminierung oder Grenzüberschreitungen betrifft? 
Bei Clubbetreibern in Deutschland steigt dafür zunehmend das Bewusstsein:
Awareness ist ein Thema, das sich schnell entwickelt, die Sensibilität dafür ist groß.
Victor Oswalt, Netzwerk "Clubs am Main"
Das sagt Victor Oswalt vom Netzwerk "Clubs am Main", in dem sich um die 15 Clubs aus dem Rhein-Main-Gebiet zusammengeschlossen haben. Daten zu Fallzahlen liegen demnach aber nicht vor.

"Awareness"-Beauftragte in Clubs

Die Konzepte der Party- oder Clubbetreiber seien dabei ganz individuell. So gebe es geschulte Awareness-Beauftragte oder Codewörter, mit denen man sich an der Bar melden könne.
Der Frankfurter Club "Tanzhaus West" betont, keinerlei Form von sexuellem Missbrauch, übergriffigem oder sexistischem Verhalten sowie Diskriminierungen jeglicher Form, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder andere Formen von Gewalt zu dulden.

Wird Angrabschen in Clubs zur Normalität?

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Wer sich belästigt fühle oder entsprechende Situationen beobachtet habe, könne sich jederzeit an das Personal wenden - auch anonym außerhalb des Clubbetriebs. Zudem seien zwei Frauen als Ansprechpartnerinnen installiert worden, "die sich Zeit für Deine Geschichte nehmen".

"Awareness Akademie" in Berlin

Das Thema spielt auch in Berlin, der Hauptstadt der Clubkultur in Deutschland, eine wichtige Rolle. So hat die Berliner Clubcommission für Anliegen rund um Awareness, Diversity und Antidiskriminierung eigens die "Awareness Akademie" ins Leben gerufen.
Natürlich handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Thema, und durch öffentliche Debatten wie #metoo oder Black Lives Matter ist die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für Diskriminierung, sexualisierte Gewalt oder Grenzüberschreitungen gestiegen.
Katharin Ahrend, "Awareness Akademie" in Berlin
Clubs käme laut Ahrend jedoch eine besondere Rolle zu, "da sie auch als Schutzräume, also Räume, in denen sich alle frei und sicher fühlen sollen, fungieren". 

Angrabschen und sexuelle Übergriffe sind in Clubs nicht ungewöhnlich. Aber immer mehr Betreiber gehen dagegen vor und treffen Vorkehrungen.

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Die Akademie bietet den Clubs konkrete Unterstützung bei der Awareness-Arbeit an, beispielsweise durch Workshops. Anfragen gebe es inzwischen aus ganz Deutschland. "Diese Entwicklung ist sehr positiv", sagt Ahrend.
In Berlin seien etwa das "Mensch Meier" oder das "about blank" schon lange dabei, dem Thema besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und auch der "Tresor" und das "RSO" sind im Zuge der Wiedereröffnung der Clubs in diesem Bereich aktiv.
"In der Corona-Pandemie ist viel passiert", erklärt Ahrend.
Als es still wurde in den Clubs, haben sich viele die Zeit genommen, um ihre Mitarbeitenden intensiv zu schulen und hausinterne Teams aufzubauen.
Katharin Ahrend, "Awareness Akademie" in Berlin

"Luisa"-Kampagne aus Münster

Im westfälischen Münster hat der Frauen-Notruf bereits 2016 die Kampagne "Luisa ist hier!" auf den Weg gebracht, an der sich inzwischen Kommunen aus ganz Deutschland beteiligen. Wenn sich Frauen in Bars oder Clubs belästigt, bedrängt oder bedroht fühlen, können sie sich mit der Frage "Ist Luisa hier?" an das Personal wenden, um unmittelbar und diskret Hilfe zu bekommen.
Mit dabei ist beispielsweise die Stadt Wiesbaden. "Alles was Geld kostet, übernimmt die Stadt", sagt die kommunale Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang. Aber: "Im Moment ist die Resonanz nicht euphorisch." Bislang würden sich lediglich vier Locations beteiligen.

Frauenbeauftrage: Herausforderung für Clubs

Im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg startete "Luisa ist hier!" bereits 2018. "Generell ist das Feedback positiv, aber es ist schwierig, das Projekt tatsächlich in die Bars und Clubs zu tragen", erklärt auch die dortige Frauenbeauftragte Beate Friedrich.
Bei der aktuellen Fluktuation des Personals sei eine Herausforderung für die Clubs, die kostenfreien Schulungen umzusetzen.
Aber es reicht nicht, die Plakate aufzuhängen oder die Flyer in der Damen-Toilette auszulegen.
Beate Friedrich, Frauenbeauftragte Landkreis Waldeck-Frankenberg
"Ich hoffe, wenn sich jetzt nach Corona alles wieder normalisiert und mehr Stammpersonal in der Gastro arbeitet, dass dann die Bereitschaft der Betreiber steigt."
Quelle: dpa

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