ESC-Kandidat Isaak performt seinen Song "Always on the run". Quelle: Christoph Soeder/dpa Pool/dpa
Er singt "I am nothin' but the average" - ich bin nichts als der Durchschnitt. Dabei ist er allein schon mit diesem Bekenntnis alles andere als Durchschnitt in seiner Branche. "Der Mensch ist dadurch authentisch, dass er eben nicht nur die schönen Seiten zeigt und ich scheue mich nicht davor, Ecken und Kanten zu zeigen", sagt
Isaak im Interview mit dem ZDF am Rande einer TV-Show für Kinder in München.
Die vielen Medienanfragen, Interviews, ein Kamerateam in seiner Garderobe oder in der Maske - das alles zehrt nicht an seinen Kräften. Beim Interview ist kein PR-Kollege dabei, er scheint nichts verstecken zu wollen.
Egal wo ich bin, mir ist es wichtig, dass ich so sein kann, wie ich bin. Weil ich glaube, dass das ausreicht, dass das gut ist.
Isaak, Sänger und ESC-Kandidat für DeutschlandIsaak: Vom Straßenmusiker auf die ESC-Bühne
Isaak Guderian tritt mit dem Titel "Always on the run" beim
Eurovision Song Contest 2024 für Deutschland an. Es ist ein Song, in dem er sich zuhause fühlt: englischsprachig, mit Pop- und Folk-Elementen, melancholischen Stellen, aber auch großen Vocals, die knallen.
Der 29-Jährige hat schon früh angefangen, Musik zu machen. Mit sechs fängt er an, Schlagzeug zu spielen, mit zehn Gitarre und mit zwölf Jahren hat er zum ersten Mal Straßenmusik gemacht. "Das war der Moment, als ich realisiert habe, dass ich Musiker werden will", erzählt er.
In Schweden haben mehr als 1.000 Künstlerinnen und Künstler dazu aufgerufen Israel vom Eurovision Song Contest auszuschließen.
16.02.2024 | 02:07 min
ESC-Teilnahme für Deutschland: "Es ist einfach wow!"
"Beim ESC Deutschland zu vertreten, ist schon überwältigend. Es ist einfach wow!", sagt der Singer-Songwriter aus dem ostwestfälischen Espelkamp.
In den internationalen Wettbüros rangiert Deutschland für den Eurovision Song Contest in Malmö aktuell weit abgeschlagen.
Nach Einschätzung der Buchmacher hat Deutschland eine Siegchance von unter einem Prozent (Stand: 27. März 2024). Bei den vergangenen acht Teilnahmen landete Deutschland sieben Mal auf dem letzten oder vorletzten Platz.
Isaak, 2024
Die deutsche ESC-Bilanz der vergangenen Jahre ist desaströs. Doch 2024 bricht Sänger Isaak den Fluch. Er wird mit "Always on the run" Zwölfter beim ESC in Malmö.
Lord of the Lost, 2023
Die Jahre zuvor sind zum Vergessen. 2023 werden Lord of the Lost mit "Blood and glitter" Letzte beim ESC in Liverpool.
Quelle: dpaMalik Harris, 2022
2022 sieht es ähnlich düster aus. Malik Harris singt beim ESC in Turin mit "Rockstars" zwar einen schönen Popsong. Trotzdem wird auch er Letzter.
Quelle: dpaJendrik, 2021
Auch 2021 ist eine Katastrophe: Jendrik bekommt für "I don't feel hate" nur drei Punkte von den Jurys und keinen einzigen von den Zuschauern. Vorletzter Platz.
Quelle: epa / Patrick van Ernst / poolBen Dolic, 2020
Ben Dolic hätte Deutschland 2020 vertreten sollen. Sein Song "Violent Thing" bekam gute Kritiken, fiel dann aber Corona zum Opfer.
Quelle: dpaSisters, 2019
Ein paar Punkte von den Jurys, kein einziger von den Zuschauern (bei der Verkündung heißt es: "Germany, I'm sorry"). Die Sisters werden 2019 mit ihrem Song "Sister" Vorletzte.
Quelle: dpaMichael Schulte, 2018
Die einzig gute Platzierung in den vergangenen Jahren: Michael Schulte wird mit seiner Ballade "You let me walk alone" Vierter beim ESC in Lissabon.
Quelle: dpaLevina, 2017
2017 holt Levina mit dem sehr schwachen Song "Perfect Life" gerade einmal sechs Punkte für Deutschland und wird Vorletzte.
Quelle: dpaJamie-Lee, 2016
Auch 2016 ist ein Jahr zum Vergessen. Sängerin Jamie-Lee kann in Stockholm nicht mit dem Song "Ghost" überzeugen. Sie wird Letzte.
Quelle: dpaAnn Sophie, 2015
Der Tiefpunkt: 2015 wird Ann Sophie mit "Black Smoke" Letzte. Sie bekommt keinen einzigen Punkt beim ESC in Wien.
Quelle: dpaElaiza, 2014
Auch kein wirklich gutes Ergebnis: Das Trio Elaiza wird mit "Is it right" beim ESC 2014 in Kopenhagen Achtzehnter. Der Sieg geht an Conchita aus Österreich ("Rise like a Phoenix").
Quelle: dpaCascada, 2013
Ein schwaches Ergebnis auch 2013: Cascada landen mit "Glorious" in Malmö gerade mal auf Platz 21. Den letzten deutschen Sieg ...
Quelle: dpaLena, 2010
... gibt es im Jahr 2010, vierzehn Jahre ist das inzwischen her. In Oslo holt Lena mit "Satellite" 246 Punkte und damit den zweiten deutschen Sieg nach Nicole (1982).
Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Eine Niederlage würde Isaak nicht erschüttern. Sein Kindheitstraum hat sich jetzt schon erfüllt. "Ich will Musik machen, wie auch immer", sagt der zweifache Familienvater. "Es ist mir völlig egal, ob ich von Trockenbrot und Wasser lebe oder einen dicken Lambo fahre."
In "Always on the run" offenbart Isaak sein Inneres
Obwohl er sich nicht von Erfolgsdruck vereinnahmen lassen will, singt er von Zwängen und Stimmen, die an ihm zerren - Stimmen in seinem eigenen Kopf, Stimmen von außen. "Always on the run" ist ein Song, der von Gegensätzen erzählt, von Mut und Unsicherheit, Selbstvertrauen und Selbstzweifeln.
It's hard to keep the pace. Like I'm haunted by the voices deep within. (Es ist schwer, mitzuhalten. Als ob ich von den Stimmen tief im Inneren verfolgt werde.)
Isaak im Song "Always on the run"Die Musik ist für Isaak seine ganz eigene kleine Welt, wo er Schutz vor diesen Stimmen findet. "Musik ist ein Ort, wo alles erlaubt ist, mein Spielplatz - weit weg von Regeln und Erwachsenen-Strukturen", sagt Isaak.
Run from the silence, screamin' for guidance. Who am I fighting for? (Ich laufe vor der Stille davon, schreie nach Orientierung. Für wen kämpfe ich?)
Isaak im Song "Always on the run"Auch Erfolgsdruck gibt es in dieser Welt nicht, vielmehr das Bewusstsein, dass es am Ende darauf ankommt, sich selbst noch im Spiegel zu erkennen. So singt Isaak am Ende des Songs: "Who am I fighting for?" Für wen kämpfe ich?
Isaak muss Songtext für ESC ändern
Im Mai wird
die schwedische Stadt Malmö Gastgeber des 68. Eurovision Song Contest sein. Das Finale wird am 11. Mai ausgetragen. Für seine Auftritte in
Schweden muss Isaak die erste Strophe seines Songtextes noch abändern.
Darin singt er: "No one gives a shit about what's soon to come", was so viel heißt wie: "Keiner schert sich einen Dreck darum, was vor uns liegt". Das Wort "Shit" ist nach den Regeln des ESC verboten. Isaak wird es nicht ersetzen, sondern mit einem "Shhh"-Laut andeuten.
Mit Isaak geht eine starke Stimme für Deutschland an den Start, die sich nicht verbiegen lässt - egal, wie viele ihn als durchschnittlich bezeichnen.