: Frachter brennt - Sorge vor Umweltkatastrophe

26.07.2023 | 15:26 Uhr
Ein Frachter mit rund 3.000 Autos ist vor der niederländischen Küste in Brand geraten. Ein Mensch kam ums Leben. Es droht eine Umweltkatastrophe.

Im Wattenmeer vor der niederländischen Küste steht ein Frachter mit 3000 Autos in Flammen. Die Löscharbeiten werden durch in Brand geratene Lithium-Batterien von E-Autos erschwert.

26.07.2023 | 02:10 min
Vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland ist Feuer auf einem Frachtschiff ausgebrochen. Ein Besatzungsmitglied sei ums Leben gekommen, teilte die Küstenwache am Mittwoch mit. Die übrigen 22 Mitglieder der Besatzung konnten demnach gerettet werden, einige sind verletzt.
Rettungskräfte sind im Einsatz, um das Feuer zu löschen und um zu verhindern, dass das Schiff mitsamt Treibstoff, Öl und den etwa 3.000 Autos an Bord sinkt. Ein Sprecher der Wasserbehörde sagte dem Radiosender NOS:
Wir tun alles, um das zu verhindern.
Sprecher der Wasserbehörde
Die Rettungskräfte bereiteten sich aber "auf alle Szenarien" vor, so der Sprecher.

Seit vergangener Nacht brennt vor der Wattenmeer-Insel Ameland ein mit etwa 3000 Autos beladener Frachter. ZDF-Korrespondentin Isabelle Schäfers berichtet nahe der Unglücksstelle.

26.07.2023 | 01:05 min

Probleme bei der Bergung des Frachters

Die Bergung sei schwierig, sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman. Und das Feuer war am frühen Mittwochnachmittag noch immer nicht unter Kontrolle. Ein Notkabel, über das der Frachter mit einem Schlepper verbunden ist, sei nicht stabil genug, um das Schiff wegzuschleppen. Durch das Kabel blockiert das Schiff aber nun nicht länger die Route von und nach Deutschland.
Bevor der Brand ausbrach: Die Route des Frachters "Fremantle Highway".Quelle: ZDF
Die 200 Meter lange "Fremantle Highway" fährt unter der Flagge Panamas und war von Bremerhaven unterwegs nach Ägypten. Gegen Mitternacht brach an Bord Feuer aus, berichtete die Küstenwache, und zwar bei den etwa 25 elektrischen Autos. Die Besatzung versuchte, den Brand einzudämmen, doch der breitete sich so schnell aus, dass sie das Schiff verlassen musste. Einige Menschen mussten von Bord springen - rund 30 Meter in die Tiefe.
"Einer nach dem anderen sprang", sagte Kapitän Willard Molenaar vom Amelander Rettungsboot, das als erstes an der Unglücksstelle war.
Die waren echt in Not, sonst springt man nicht einfach so tief.
Willard Molenaar, Kapitän Amelander Rettungsboot
Sieben Menschen retteten er und seine Crew aus der See. Die übrigen wurden mit Hubschraubern von Bord geholt und in mehrere Krankenhäuser gebracht.
Der brennende Frachter "Fremantle Highway" in der Nordsee.Quelle: epa

E-Auto-Akkus schwer zu löschen

Lösch- und Bergungsschiffe waren schnell zur Stelle - auch aus Deutschland kam Hilfe. Vor allem die Lithium-Batterien der E-Autos erschwerten die Löscharbeiten, sagte der Sprecher der Küstenwache. Möglicherweise waren auch sie Ursache des Brandes. Erst kürzlich hatte der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) vor erhöhtem Brandrisiko durch den Transport der Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen gewarnt.
Hauptursachen für Brände, die von den Akkus ausgehen, seien Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse, schreibt der Versicherer in seiner neuesten Schifffahrtsstudie. Sie seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. Schifffahrtsexperte Justus Heinrich erklärte:
Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen.
Justus Heinrich, Schifffahrtsexperte

Naturkatastrophe in der Nordsee droht

Umweltorganisationen und auch Bürgermeister umliegender Gebiete sind besorgt über mögliche Schäden durch Öl oder Müll. "Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten", warnte ein Sprecher der Stiftung De Noordzee am Mittwoch. Jürgen Akkermann, Bürgermeister der deutschen Nordseeinsel Borkum, erklärte:
Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden.
Jürgen Akkermann, Bürgermeister Borkum
Quelle: dpa, AFP

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