: 22 Frauenmorde: Interpol will Fälle lösen

10.05.2023 | 12:46 Uhr
Viele starben gewaltsam und wurden missbraucht: Interpol will mit einer neuen Strategie 22 ungelöste Frauenmorde in mehreren Ländern aufklären. Es gibt prominente Unterstützung.
Interpol: Grenzüberschreitende ErmittlungenQuelle: Reuters
Die internationale Polizeiorganisation Interpol hat gemeinsam mit der deutschen, niederländischen und belgischen Polizei eine Kampagne gestartet, um 22 lange zurückliegende Frauenmorde aufzuklären. Für die Operation "Identify Me" werden Bilder von Kleidung und Gegenständen der Opfer sowie Gesichtsrekonstruktionen gezeigt, wie Interpol im französischen Lyon mitteilte.

Identität der ermordeten Frauen noch nicht geklärt

Zu den Fällen aus Deutschland gehört eine 2001 in Köln gefundene mumifizierte Tote, eine 1986 an der A6 bei Heilbronn (Baden-Württemberg) entdeckte Frau, eine Tote 1997 in Altena-Bergfeld (Nordrhein-Westfalen), eine 2002 in Bremen in der Weser gefundene und in einen Teppich gewickelte Tote sowie Leichenfunde 1998 im Spandauer Forst bei Berlin und 1997 in einem Wald bei Todtnau (Baden-Württemberg).
Interpol-Kampagne zur Aufklärung von FrauenmordenQuelle: Interpol via AP
Die meisten der 22 Opfer starben gewaltsam, einige wurden auch missbraucht oder verhungerten, bevor sie starben.
Carina van Leeuwen und Martin de Wit, niederländische Polizei
Die Identität der Frauen sei noch nicht geklärt, "auch weil sie wahrscheinlich aus anderen Ländern stammen als dem, in dem sie gefunden wurden", sagten Carina van Leeuwen und Martin de Wit von der niederländischen Polizei, die die Fahndung initiierten. Es sei möglich, dass die Toten gezielt in Belgien, den Niederlanden oder Deutschland zurückgelassen wurden, um die Ermittlungen zu behindern.

Jeden dritten Tag bringt ein Mann in Deutschland seine Partnerin oder Ex-Partnerin um. Femizid wird die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts genannt.

22.11.2021 | 44:04 min

Interpol veröffentlicht erstmals aus Black Notices

"Wir möchten betonen, dass wir nach Namen suchen", sagt Carolien Opdecam von der belgischen Polizei. Und:
Die Identität des Opfers ist oft der Schlüssel, um die Geheimnisse eines Falles zu entschlüsseln.
Carolien Opdecam, belgische Polizei
Da man davon ausgehe, dass einige der ermordeten Frauen aus bestimmten Regionen Osteuropas stammten, könne die Identifizierung der Opfer auch Hinweise auf die Täter liefern. Bei ähnlichen Ermittlungen habe die Feststellung der Identität letztendlich zur Festnahme der Täter geführt, sagte die Sprecherin des Bundeskriminalamtes, Anja Allendorf.
Im Rahmen der Operation "Identify Me" veröffentlicht Interpol erstmals Einzelheiten der sogenannten Black Notices, mit denen nach Informationen und Erkenntnissen über nicht identifizierte Leichen gesucht wird, um die Umstände des Todes zu ermitteln. Diese Informationen dienen auch der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Polizei.

Prominente unterstützen Kampagne "Identify me"

Die deutschen Fälle sollen in den kommenden Monaten in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt werden. Die internationale Polizeibehörde Interpol schaltete zudem ein Portal im Internet unter der Adresse www.interpol.int/im, das zu allen Fällen Details zugänglich macht.
Mehrere Prominente unterstützen die Kampagne. Auf deutscher Seite engagieren sich die Boxweltmeisterin Regina Halmich und die ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein für das Projekt. "All diese Frauen teilen dasselbe grausame Schicksal", erklärte Müller-Hohenstein. Es sei unvorstellbar, "was sie durchmachen mussten". Auch die Opferschutzorganisation "Weisser Ring", die erst im Dezember eine Zunahme häuslicher Gewalt beklagte, unterstützt die Kampagne.
Quelle: dpa, AFP

Mehr zum Thema Frauenmorde