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: Das kleine Krabbeln

von Michaela Waldow
31.07.2020 | 14:43 Uhr
Es gibt sie in allen Formen und Größen, im Wasser und an Land: Insekten. Aber es gibt einen Rückgang der Vielfalt, fast jede zweite erfasste Art ist bedroht.
Auf jeden Menschen kommen etwa 1,4 Milliarden Sechsfüßer aus geschätzten 5,5 Millionen unterschiedlichen Arten. Sie bestäuben Pflanzen, sind Nahrungsgrundlage für andere Tiere, bauen organische Masse ab, erhalten die Bodenfruchtbarkeit und reinigen Gewässer. Insekten sind für das ökologische Gleichgewicht unverzichtbar. Und weil sie sehr proteinreich sind, dienen etwa 500 Arten weltweit als menschliche Nahrung.
Dreiviertel aller in Deutschland heimischen Tiere sind Insekten in 33.000 unterschiedlichen Arten. Und viele sind vermutlich noch gar nicht entdeckt. Seit mehreren Jahrzehnten ist allerdings ein weltweiter Trend zum Rückgang festzustellen, sowohl der Anzahl als auch der Arten der Insekten.
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Umweltbelastungen durch Pestizide oder Kunstdünger, Krankheiten, Waldbrände, Wasserverschmutzung, Trockenheit: Dias alles hat Einfluss auf den Lebensraum der Tierchen. Auf den Äckern nimmt Monokultur zu; Biodiversität, wichtig für viele Arten, nimmt ab, und damit auch der Bestand der Insekten.

Projekt "Insektensommer" ruft zum Zählen auf

Es gibt bislang noch wenig bundesweite und artenübergreifende Informationen über die Populationen. Eine Maßnahme zur Datenerfassung kommt seit 2018 vom Nabu mit einer bundesweiten Zählaktion: Das Projekt "Insektensommer" ruft auch dieses Jahr wieder bundesweit auf, Insekten in der Umgebung zu zählen und zu melden. Ziel ist, die Datenerfassung zu Vielfalt und Menge zu etablieren und gleichzeitig auf die zentrale Rolle der eher unbeliebten Tiere im Ökosystem hinzuweisen.
Den Rückgang der Insekten belegen auch die Roten Listen der gefährdeten Tiere, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz: Bundesweit geht fast jede zweite erfasste Art zurück. Wenn die Insektenzahl kleiner wird, leiden nicht nur die Arten, deren Nahrungsgrundlage Insekten sind, sondern auch unmittelbar der Mensch. Obst- und Gemüseanbau und Äcker mit zum Beispiel Raps, Sonnenblumen oder Kartoffeln sind von der Bestäubung durch Tiere abhängig. Ohne Bestäubung gibt es weniger Ertrag, weniger Ertrag bedeutet weniger Nahrungsmittel. Einige Pflanzenarten würden ohne Bestäubung aussterben. Insekten spielen also eine ganz zentrale Rolle für die Stabilität von Nahrungsketten.
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Auch 80 Prozent aller Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen. Der ökologische Wert der Bestäubungsleistung übersteigt zum Beispiel den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Dies sind rund 2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland und 70 Milliarden US-Dollar weltweit.
Nützliche Insekten mindern zudem die Ausbreitung schädlicher Insekten. Fehlen diese, müssten als Folge mehr Insektizide auf die Felder gesprüht werden. Die Menge der Pflanzenschutzmittel liegt bereits bei rund 1000 Tonnen pro Jahr.
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Die Ursachen für den Bestandsrückgang sind vielfältig und komplex. Das Insektenmonitoring ist ein wichtiger Baustein zum Aufhalten des Sterbens. Denn aus den gesammelten Daten lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten und sie bilden die Grundlage zur Kontrolle, ob ergriffene Maßnahmen erfolgreich sind. Schutz und Ausweitung der artenspezifischen Lebensräume sind notwendig, um das Insektensterben zu stoppen und damit unser ökologisches Gleichgewicht zu erhalten.
Quelle: ZDF