: Viele Tote bei Zugunglück in Griechenland

01.03.2023 | 20:20 Uhr
Über 30 Menschen sind bei einem Zugunglück in Griechenland ums Leben gekommen, weitere wurden lebensgefährlich verletzt. Der Verkehrsminister hat die Verantwortung übernommen.
Bei einem schweren Zugunglück in Griechenland sind in der Nacht zu Mittwoch mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 85 Menschen seien verletzt worden, teilten die Behörden mit. Verkehrsminister Kostas Karamanlis erklärte wenige Stunden nach dem Unglück seinen Rücktritt.
Wenn etwas so Tragisches passiert, können wir nicht weitermachen, als sei nichts passiert,
Kostas Karamnlis, griechischer Ex-Verkehrsminister

Waggons aus den Gleisen gesprungen - drei fingen Feuer

Ein Personenzug war auf seiner Reise von Athen nach Thessaloniki mit einem Güterzug zusammengekracht. Mehrere Waggons seien dabei aus den Gleisen gesprungen, drei davon hätten Feuer gefangen, hieß es. Die Unglücksursache war zunächst unklar. 66 Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht, sechs von ihnen mussten auf der Intensivstation behandelt werden.
Die Opferzahl könnte nach Angaben der Feuerwehr noch steigen, weil sich am Mittwochvormittag noch immer Menschen im Wrack des Zuges befanden.
Der Einsatz zur Befreiung eingeschlossener Menschen dauert an.
Vassilis Vathrakogiannis, Feuerwehrsprecher
Die Rettungsarbeiten seien "sehr schwierig", sagte Konstantinos Giannakopoulos von der Ärztegewerkschaft in Larisa im Fernsehsender ERT. Es würden auch verkohlte Leichen gefunden.

Viele junge Leute unter den Passagieren

Mit Kränen und anderen schweren Geräten versuchten die Retter, die entgleisten Waggons zu heben, um nach Überlebenden und Opfern zu suchen. Laut dem Bahnbetreiber Hellenic war der Passagierzug mit rund 350 Fahrgästen unterwegs.
Bei vielen der Passagiere soll es sich um junge Leute gehandelt haben, Studierende, die nach einem verlängerten Wochenende wegen eines Feiertags nun auf dem Weg zur Universität von Thessaloniki waren.
Das griechische Fernsehen zeigte Videos von der Unglücksstelle bei Tempi in Mittelgriechenland. Feuerwehrleute und Rettungskräfte versuchten in den Trümmern, Überlebende zu finden. Ein Mitglied eines Rettungsteams sagte Reportern vor Ort:
Die meisten Verletzten haben Kopfverletzungen, gebrochene Becken, Arme und Beine. Es gibt leider zahlreiche Menschen, die noch in den Trümmern sind.
Mitglied eines Rettungsteams

Krankenhäuser in Larisa in Alarmbereitschaft

Ein Überlebender sagte, im Personenzug sei nach dem Zusammenstoß Feuer ausgebrochen. "Es herrschte Chaos und ein Höllenlärm", fügte er im Staatsfernsehen hinzu.
Ein junger Mann erzählt:
Wir haben mit unseren Koffern die Fensterscheiben eingedrückt und sind in der Dunkelheit tastend aus unserem Waggon rausgegangen,
Aus nahegelegenen Städten eilten Feuerwehrfahrzeuge und Krankenwagen zum Unglücksort. Die Einsatzkräfte brachten verletzte Passagiere in Krankenhäuser und befreiten andere aus den Trümmern. Das Militär sei um Mithilfe gebeten worden, zwei weitere Krankenhäuser in der Stadt Larisa seien in den Notfallmodus versetzt worden.

Vermutungen zur Unfallursache

Erste Mutmaßungen zur Unfallursache weisen auf menschliches Versagen hin. Medienberichten zufolge funktionierte das elektronische Leitsystem auf der Strecke nicht. Deshalb seien die jeweiligen Bahnhofsvorsteher für die korrekte Weiterleitung der Züge verantwortlich gewesen.
Der Personenzug könnte demnach schon vom Bahnhof der Stadt Larisa aus auf die falsche Spur geschickt worden sein, auf der ihm dann später der Güterzug entgegenkam. Mangels Leitsystem war zunächst auch der genaue Unfallort nicht auszumachen, berichtete der Sender ERT - die Rettungskräfte hätten die Stelle erst suchen müssen.
Der für den Abschnitt zuständige Eisenbahner sei bereits festgenommen worden, hieß es weiter. Andere Mitarbeiter und Techniker würden befragt. Die Verkehrsbehörde der nahe gelegenen Stadt Larisa hat mit Ermittlungen zur Unfallursache begonnen. Viele anknüpfende Bahnstrecken wurden für den Zugverkehr vorerst gesperrt.

Von der Leyen: Europa trauert mit Griechenland

Viele Staaten bekundeten ihr Beileid. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu telefonierte mit seinem griechischen Amtskollegen Nikos Dendias. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter, ganz Europa trauere mit Griechenland.
Tweet von Ursula von der Leyen

Schon länger Probleme auf Zugstrecke Athen-Thessaloniki

Trotz der Modernisierung mit neuen Brücken und Tunneln und zwei Gleisen entlang der gesamten rund 500 Kilometer langen Strecke Athen-Thessaloniki gab es schon länger erhebliche Probleme bei der elektrischen Koordination der Verkehrskontrolle, hieß es im Staatsfernsehen.
Wir fahren wie in alten Zeiten von einem Streckenteil zum Anderen per Funk. Die Stationsleiter geben uns grünes Licht.
Kostas Genidounias, Gewerkschaft der Lokführer
Kostas Genidounias, Präsident der Gewerkschaft der Lokführer, beklagte im staatlichen Rundfunk die veraltete Technik. Warum das moderne Leitsystem nicht funktioniert, konnte er nicht sagen.
Quelle: dpa, AP, Reuters, AFP

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