: Nach Southport: Falschinformationen im Netz

von Yacin Hehrlein
01.08.2024 | 17:50 Uhr
Nach dem tödlichen Messerangriff auf Kinder in Nordengland ist ein 17-Jähriger angeklagt worden. Nach der Tat gab es Falschinformationen im Netz und Krawalle in den Straßen.

Bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs in Southport wurden drei Kinder getötet. Die Polizei hat einen 17-Jährigen festgenommen. Das Tatmotiv ist bisher unklar.

30.07.2024 | 01:14 min
Zugegeben: Es ist ziemlich heiß gewesen auf der Insel die letzten Tage. In der Vergangenheit hat das schon häufiger dazu geführt, dass es an sozialen Brennpunkten in britischen Sommernächten zu Unruhen gekommen ist.
Doch dass nach der tödlichen Messerattacke auf junge Mädchen im nordenglischen Southport nun Autos brennen und Polizisten verletzt werden, hat andere Ursachen.

Drei Mädchen starben an Folgen der Messerattacke

Drei Mädchen zwischen sechs und neun Jahren sind an den Folgen einer Messerattacke gestorben. Acht weitere Kinder und zwei Erwachsene wurden zum Teil schwer verletzt. Die Mädchen hatten an einem Ferien-Tanzkurs mit dem Thema Taylor Swift teilgenommen.
Ein 17-jähriger Tatverdächtiger ist inzwischen in Liverpool dem Richter vorgeführt worden. Die Polizei gab bekannt, der junge Mann sei in Cardiff geboren als Sohn ruandischer Eltern. Seine Name lautet Axel Rudakubana - und nicht Ali-Al-Shakati. Ebenso wenig ist er weder Asylsuchender noch Muslim.

Nach dem Messerangriff im nordenglischen Southport wird der Tatverdächtige wegen dreifachen Mordes angeklagt. In der Nacht hat es erneut wegen der Tat gewaltsame Proteste gegeben.

01.08.2024 | 00:25 min
Doch genau dies wurde nur wenige Stunden nach der grausamen Tat in den sozialen Medien verbreitet. Daraufhin kam es in der Nacht zum Mittwoch in Southport vor einer Moschee zu gewaltsamen Ausschreitungen.

Mehr als 50 Polizisten bei Krawallen verletzt

Mehr als 50 Polizisten wurden verletzt, acht davon schwer. In der darauffolgenden Nacht zum Donnerstag wurde ebenfalls im nordostenglischen Hartlepool, in Manchester und vor dem Regierungssitz Downing Street in London randaliert.
Augenzeugen in Southport berichten, dass die Krawallmacher nicht aus der Gegend stammten, sondern mit Bussen und Autos angereist kamen. Die Polizei verweist auf ein gut organisiertes rechtsnationalistisches Umfeld.

Im Anschluss an die Tötung dreier Kinder kam es am Dienstag zu Ausschreitungen im englischen Southport. Rechtsextreme griffen eine Moschee und mehrere Polizisten an. Vorausgegangen waren Falschinformationen über die Identität des Täters.

31.07.2024 | 02:33 min
Tatsache ist, dass sich der ultranationale Aktivist Tommy Robinson zu dem Fall geäußert hat, indem er den "sogenannten wütenden weißen Mann" in Schutz nahm, der doch "keine andere Wahl habe, als sich zu entrüsten".

Auch Andrew Tate verbreitete Falschinformation

Ebenfalls zu Wort gemeldet hat sich der unter dem Verdacht des Menschenhandels stehende umstrittene Influencer Andrew Tate. Tate hat 9,8 Millionen Follower auf X. Er verbreitete die Falschinformation, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter von Southport um einen illegalen Einwanderer handele.
Wenig hilfreich, um die Lage zu beruhigen, war zudem die Intervention des Vorsitzenden der Partei Reform UK Nigel Farage. Der einstige Vorreiter des Brexit postete auf X die ominöse Frage, "ob uns womöglich die Wahrheit vorenthalten werde".

Experte: "Disfluencer" mit ökonomischen Interessen

Mark Owen Jones, Experte für Desinformationen, nennt Personen, die auf dem Rücken von traumatischen Ereignissen Fehlinformationen verbreiten, "Disfluencer". Neben politischen Motiven stünden bei ihrem Handeln oftmals auch ökonomische Interessen im Vordergrund, da neben Dingen, die Menschen zum Lachen bringen, alles was wütend macht die meisten Klicks im Netz erzeuge.
Die Tragödie von Southport hat viele Menschen fassungslos gemacht, vielleicht auch wütend. Das versuchen einige für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. In einem Treffen mit Polizeichefs am Donnerstag hat Premierminister Keir Starmer angekündigt, alle Kräfte zu bündeln, die gewalttätigen Unruhen zu unterbinden.

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