: Harry Belafonte mit 96 Jahren gestorben

25.04.2023 | 14:34 Uhr
Ob als Schauspieler, Sänger des "Banana Boat Song" oder Bürgerrechtsaktivist - Harry Belafonte bewegte Menschen vieler Generationen. Er wurde 96 Jahre alt.
Der legendäre US-Sänger und Schauspieler Harry Belafonte ist tot. Das bestätigte die Agentur seines langjährigen Sprechers Ken Sunshine der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Zuvor hatte die "New York Times" berichtet. Der Entertainer ist unter anderem für den Hit "Banana Boat Song" bekannt. Laut seiner Künstleragentur starb Belafonte im Alter von 96 Jahren an Herzversagen.
Das Album "Calypso" aus dem Jahr 1956 mit dem "Banana Boat Song" wurde zur ersten Platte eines Solokünstlers in der US-Geschichte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Belafonte wurde zum "König des Calypso" - einem afro-karibischen Musikstil.
Doch als seichter Entertainer hat sich der Sänger und Schauspieler nie verstanden, ganz im Gegenteil: Belafonte wurde auch als Bürgerrechtsaktivist und für sein Engagement im Kampf gegen Armut bekannt.

Belafonte: Musik-Legende, Schauspieler, Bürgerrechtler

Belafonte wurde am 1. März 1927 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Seine Mutter war Jamaikanerin, sein Vater stammte von der französischen Karibikinsel Martinique. Belafonte verbrachte einen Teil seiner Kindheit auf Jamaika, bevor er nach New York zurückkehrte und dort eine Karriere als Sänger und Schauspieler startete.
Zwei Jahre vor seinem Riesenerfolg mit "Calypso" hatte er als erster männlicher schwarzer Schauspieler den renommierten Theater- und Musicalpreis Tony gewonnen. In Filmen wie "Heiße Erde" (1957) und "Wenig Chancen für morgen" (1959) thematisierte er Rassentrennung und soziale Ungleichheit.
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Initiator der Hymne "We Are The World"

Den Kampf für die Gleichberechtigung von Schwarzen trug Belafonte nicht nur auf Bühne, Bildschirm und Leinwand aus: Er war ein enger Freund und Unterstützer der 1968 ermordeten Bürgerrechts-Ikone Martin Luther King Jr. "Wenn die Menschen an Aktivismus denken, denken sie immer, dass es darum geht, Opfer zu erbringen", sagte Belafonte einmal.
Ich habe Aktivismus immer als Privileg und Chance gesehen.
Harry Belafonte
Der in späteren Jahren für seine markante Glatze bekannte Belafonte engagierte sich auch im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika und gegen Armut. So war er der Initiator des 1985 von zahlreichen Superstars gesungenen Hits "We Are The World", mit dem Spenden für die Opfer einer Hungersnot in Äthiopien gesammelt wurden.

Belafonte: Optimistischer Streiter für die gute Sache

Belafonte, ab 1987 Botschafter des UN-Kinderhilfswerks Unicef, konnte aber auch anecken. 2006 bezeichnete er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bei einem Besuch bei Venezuelas umstrittenem Machthaber Hugo Chávez als den "größten Terroristen der Welt". 2012 legte sich Belafonte mit dem ebenso erfolgreichen wie einflussreichen Musiker-Ehepaar Beyoncé und Jay-Z an, dem er mangelnde "soziale Verantwortung" unterstellte. Auch mit den Kindern von Martin Luther King Jr. zerstritt er sich.
Bekannt aber war Belafonte - trotz aller Ecken und Kanten - als optimistischer Streiter für die gute Sache. Als er 2014 mit einem Ehren-Oscar für humanitäres Engagement ausgezeichnet wurde, zeigte er sich hoffnungsvoll, dass die Filmbranche einen wichtigen Beitrag für ein besseres Zusammenleben der Menschen leisten könne.
Ich wünschte, ich könnte noch den Rests dieses Jahrhunderts erleben, um zu sehen, was Hollywood macht.
Harry Belafonte
Quelle: dpa, AP, AFP