: Wenn Igel mitten im Winterschlaf aufwachen

von Charlotte Bauer
22.12.2022 | 16:54 Uhr
Viele Igel und Eichhörnchen konnten sich im Sommer nicht genug Fett für den Winter anfuttern. Durch die mangelnden Reserven wachen sie öfter auf.
Viele Igel konnten sich nicht genug Winterreserven anfressen. Quelle: iStock/Anne Coatesy
Igel und Eichhörnchen zählen laut Derk Ehlert, Wildtierexperte des Landes Berlin, zu den am meisten gefährdeten heimischen Wildtieren in diesem Winter. Normalerweise halten die Igel ab Mitte November bis in den März oder April ihren Winterschlaf. Doch infolge des Klimawandels kommt es immer wieder vor, dass sie zwischendurch aufwachen - das kostet sie Energie und kann gefährlich werden. 

Heißer Sommer, wenig Nahrung: Viele Igel gehen unterernährt in Winter

"Es war in diesem Sommer und Herbst in vielen Teilen Deutschlands viel zu heiß, sodass sie nicht genug Fett anfressen konnten. Viele Igel gehen somit etwas unterernährt in den Winter", sagt Ehlert. Besonders bei milden Temperaturen könne es passieren, dass Igel ihren Winterschlaf unterbrechen, weil sie Mangelerscheinungen haben.  
Je öfter die Tiere aufwachen, desto mehr Energie kostet es sie, sie brauchen mehr Nahrung - und kommen weniger zur Ruhe.
Wildtierexperte Derk Ehlert

Hinzu komme, dass viele Igel laut Ehlert zu spät im Jahr geboren werden. "Wegen des Klimawandels verschiebt sich die Paarungszeit, weil der Nahrungsmangel zu groß ist", sagt der Wildtierexperte. Während Igelbabys normalerweise im Juli oder August zur Welt kämen, würden viele mittlerweile erst im September geboren. 

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Auch Eichhörnchen wachen häufiger aus Winterruhe auf

Seit etwa fünf Jahren verschärfe sich dieser Zustand mit dem Aufkommen der Trockenjahre immer weiter, sagt Ehlert. Ein Problem, das nicht nur Igel betreffe. Auch Eichhörnchen würden immer häufiger aus ihrer Winterruhe aufwachen.  
Für sie sei zwar typisch, zwischendurch aufzuwachen, dennoch gelte: Je öfter sie wach sind, desto mehr zehre dies an ihren Kräften. Außerdem hätten Eichhörnchen durch die Versiegelung der natürlichen Lebensräume, etwa durch den Straßenbau, Schwierigkeiten, mit Artgenossen in Kontakt zu kommen.  
Wichtig sei es, so Ehlert, den Igeln, Eichhörnchen und Co. einen Lebensraum zu lassen. Wer einen eigenen Garten habe, könne den Tieren schon helfen, indem Laub liegen gelassen werde. Das habe viele Vorteile: Es schütze die Igel vor Kälte, die Tiere fänden hier Futter wie zum Beispiel Regenwürmer, Engerlinge oder Schnecken und es trage zur Wassergewinnung des Bodens bei. 
Derk Ehlert ist Wildtierexperte des Landes Berlin. Quelle: Privat

Wintervögel finden bei Schnee kaum Futter

Auch für Vögel sei dies nützlich. Wintervögel haben es vor allem bei Schnee schwer, Nahrung zu finden. Ehlert empfiehlt, sogenannte Vogelnährgewächse im Garten zu pflanzen. Dazu gehören zum Beispiel Stechpalmen oder Pfaffenhütchen. "Ihre kleinen Beeren reifen auch im Winter und liefern den Tieren genug Kalorien, Proteine und Vitamine", sagt Ehlert. Darüber hinaus seien "gezielte Futtergaben für Vögel durchaus sinnvoll". 

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