: Betrugsmasche mit Deepfake-Promis

von Fabian Medler
13.08.2024 | 14:57 Uhr
Promis wie Uschi Glas werben scheinbar für lukrative Geldanlagen von Investment-Plattformen. Was hinter der Deepfake-Betrugsmasche steckt und wie man sich schützen kann.
Vorsicht bei Promi-Videos, die vermeintlich für Geldanlagen werben. Betrug mit Deepfakes nimmt zu.Quelle: dpa
Künstliche Intelligenz (KI) verschafft Kriminellen ganz neue Möglichkeiten. Mithilfe der sogenannten Deepfake-Technologie erstellen Betrüger täuschend echte Werbevideos von Prominenten. Diese gefälschten Inhalte locken Menschen auf betrügerische Investment-Plattformen, wo sie mit vermeintlich lukrativen Anlagen viel Geld verlieren.

Deepfake-Promis werben für Investitionen

Deepfakes sind digitale Manipulationen, bei denen Gesicht und Stimme einer Person nachgeahmt werden. Bei der Betrugsmasche "informieren" bekannte Persönlichkeiten in diesen Werbevideos dann scheinbar über einfache Wege, mit Investment-Plattformen schnell reich zu werden.

Deepfakes sind täuschend echt und hoch manipulativ. 

14.06.2022 | 02:21 min
Die Inhalte werden über Werbeplätze etwa bei Youtube oder im Nachrichtenfeed von Google, die von Kriminellen gekauft werden, verbreitet. Dabei sind die Videos oft schwer von echten Aufnahmen zu unterscheiden.

Deepfake-Betrug: Einfaches Geschäft für Kriminelle

Auffälligkeiten wie unnatürliche Lippenbewegungen, die nicht zur Sprache passen, können aber Anzeichen für eine KI-Fälschung sein. Rechtsanwalt Marc Maisch, Experte für IT-Recht und Cyberkriminalität, warnt:
Die Kriminalität im Internet wird durch KI in den nächsten Monaten explodieren.
Marc Maisch, Fachanwalt für IT-Recht und Cyberkriminalität
"Das hängt damit zusammen", so Maisch weiter, "dass dieses Geschäft für Kriminelle viel interessanter ist, als zum Beispiel mit Rauschgift zu handeln. Viel weniger Logistik und man muss sogar den PC noch nicht mal verlassen."

Wie der Betrug mit Deepfakes funktioniert

1. Erstellung der Deepfakes:

Betrüger erstellen hochrealistische Videos oder Audios, in denen Prominente scheinbar für bestimmte Investment-Plattformen werben.

2. Verbreitung der Werbung:

Die Inhalte werden über von Kriminellen gekaufte Werbeplätze im Newsfeed bei Plattformen wie Google oder über soziale Netzwerke verbreitet, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

3. Kontaktaufnahme:

Interessierte Anleger können sich auf der beworbenen Plattform anmelden und werden dann von vermeintlichen Kundenberatern telefonisch kontaktiert. Diese ködern sie mit scheinbar lukrativen Anlageschäften.

4. Investitionsanreize:

Die Berater überzeugen die Opfer am Telefon, kleine Beträge zu investieren, die anfangs sogar Gewinne bringen. Dies soll Vertrauen aufbauen und zu größeren Investitionen verleiten.

5. Verlust des Geldes:

Nach mehreren größeren Einzahlungen ist das Geld des Anlegers plötzlich weg oder die vermeintlichen Gewinne können wegen künstlicher Hürden nicht ausgezahlt werden.

Vorgetäuschte Handelsgewinne bei kleinem Invest

Die betrügerischen Plattformen locken mit kleinen Investitionen und vermeintlich hohen Gewinnen. Anfangs zeigen die Konten, die Nutzer bei den Plattformen eröffnen, auch tatsächlich noch Gewinne an, die teilweise sogar ausgezahlt werden können.
Dieses gewonnene Vertrauen nutzen die Betrüger dann, um die Opfer zu größeren Investitionen zu verleiten. Die angeblichen Berater kümmern sich intensiv um die Kunden und ihr Investment, melden sich telefonisch und versprechen massive Gewinne.

Immer mehr Videos sind KI-generiert. Das geht mittlerweile recht einfach. Aber es gibt auch Tricks, wie man sie erkennt.

22.09.2023 | 01:30 min
Sobald jedoch größere Beträge eingezahlt sind, verschwinden die Gewinne oft vom Konto, oder vermeintliche bürokratische Hürden verhindern eine Auszahlung.

"Kundenberater" verwischen Spuren

Die deutschsprachigen Betrüger kommen fast alle aus dem Ausland - häufig sitzen sie in Osteuropa, heißt es von der Bundesfinanzaufsicht (Bafin) und der Polizei.
Mithilfe von VPN-Tunneln - das sind verschlüsselte Verbindungen, durch die die wirkliche Rufnummer verschleiert wird - und einer scheinbar aus Österreich stammenden Telefonnummer kontaktieren sie die potenziellen Opfer. Damit verwischen sie gleichzeitig ihre digitalen Spuren.

Eine kleine Geschichte der Bildmanipulationen: Es gibt sie schon genauso lange wie die Bilder selbst.

15.11.2018 | 04:20 min
Der Einsatz moderner Technologien und das Agieren auf internationaler Ebene machen es den deutschen wie auch internationalen Behörden schwer, die Täter zu fassen. Zudem wechseln die Betrüger häufig die Namen ihrer Plattformen und fangen wieder von vorne an.

Im Betrugsfall wichtig: Schnell reagieren

Fast täglich warnt die Bafin deshalb vor neuen unseriösen Finanz- und Wertpapierdienstleistern. Die Behörde spricht von einer aktuellen Modeerscheinung bei der Organisierten Kriminalität.
Nach Entdecken eines Betrugsfalls sollte schnell reagiert werden. Möglicherweise können Banküberweisungen noch gestoppt oder Konten gesperrt werden. Ansprechpartner sind neben der Hausbank die Polizei und auf IT-Recht spezialisierte Fachanwälte.
Oft ist es auch ratsam, nach Absprache mit der Polizei den PC zurückzusetzen, um sicherzustellen, dass keine schädlichen Programme der Betrüger auf dem Gerät zurückbleiben.

Deepfake-Betrug: Wie kann ich mich schützen?

Vorsichtig sein

Seien Sie misstrauisch bei Online-Angeboten, die zu gut erscheinen, um wahr zu sein.

Persönliche Daten schützen

Geben Sie keine sensiblen Informationen preis und nutzen Sie starke Passwörter.

Echtheit prüfen

Überprüfen Sie die Echtheit von Websites und den Hintergrund der Anbieter. Die BaFin warnt auf ihrer Webseite von unseriösen Anbietern.

Kühlen Kopf bewahren

Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und tätigen Sie keine übereilten Investitionen.

Beratung suchen

Nutzen Sie unabhängige Beratungsstellen wie Verbraucherzentralen und informieren Sie sich umfassend über den Anbieter, bevor Sie Geld investieren.
Fabian Medler ist Redakteur in der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.

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