: Behörden: Kein Versäumnis bei Waffenkontrolle

14.03.2023 | 13:06 Uhr
Nach der Amoktat in Hamburg ist ein Buch des Täters Gegenstand der Ermittlung. Obwohl es vor der Tat einen anonymen Hinweis dazu gab, sieht die Polizei keine Ermittlungsfehler.
Fünf Tage nach der Amoktat dauern die Ermittlungen zum Täter noch an. Quelle: dpa
Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sieht im Zusammenhang mit der Amoktat bei den Zeugen Jehovas weiterhin keine Verfehlungen seitens der Waffenbehörde.
Die Behörde habe nach Erhalt eines anonymen Hinweises auf eine mögliche psychische Erkrankung und Gefährlichkeit des späteren Täters Philipp F. im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten gehandelt und dabei keine Auffälligkeiten festgestellt, sagte er am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Hamburg.

Täter hatte Buch mit wirren religiösen Thesen

Zwar sei die Behörde durch ein anonymes Hinweisschreiben auf ein verdächtiges Buch des Täters hingewiesen worden, in dem dieser wirre religiöse Thesen unter anderem zum Judenmord durch die Nationalsozialisten vertritt.
Doch die Recherchen der Beamten dazu habe zu keinem Ergebnis geführt. Er könne deshalb den Mitarbeitern "keine Vorwürfe machen", sagte Meyer.

Grote: Waffenbehörde hat alles richtig gemacht

Laut einem Bericht von "Zeit online" hat die Waffenbehörde der Hamburger Polizei bei der Überprüfung des mutmaßlichen Amokläufers Philipp F. dessen Manifest übersehen.
Das knapp 300-seitige Werk enthalte zahlreiche antisemitische Aussagen, F. erkläre darin zudem Massenmord im Auftrag Gottes für legitim und Adolf Hitler zu einem Werkzeug Christi. Das Buch werde derzeit von der Polizei geprüft.
Es sei richtig, "dass wir nach einer solchen Tat kritisch hinterfragen, hat die Waffenbehörde hier alles richtig gemacht", sagte Innensenator Andy Grote (SPD).
Nach allem, was ich bisher gehört habe, habe ich keinen Anlass an der Bewertung zu zweifeln, dass hier ordentlich gearbeitet wurde.
Andy Grote, Innensenator Hamburg

Ein Opfer noch in Lebensgefahr

Sechs Verletzte werden noch im Krankenhaus behandelt. Bei einem von ihnen bestehe akute Lebensgefahr, sagte der stellvertretende Leiter des Hamburger Staatsschutzes, Uwe Stockmann. Bei der Tat hatte Philipp F. am Donnerstagabend sieben Menschen getötet, vier Männer, zwei Frauen und ein ungeborenes Mädchen. Anschließend tötete er sich selbst.
Insgesamt neun Menschen seien bei der Tat körperlich verletzt worden, sieben von ihnen erlitten Schusswunden. Sieben der Verletzten wohnten in Hamburg, zwei in Schleswig-Holstein, sagte Stockmann.
Die Ermittlungen zum Täter dauerten an. Der Staatsschutz wolle vor allem die Frage nach dem 'Warum' klären. Philipp F. sei ein Einzeltäter gewesen, der psychische Auffälligkeiten aufweise. Es gebe keine Anhaltspunkte für seine Einbindung in Täterstrukturen oder rechtsextremistische Netzwerke, sagte der Vize-Chef des Staatsschutzes.

Täter war selbst ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas

Bei der Amoktat am Donnerstagabend im Hamburger Norden erschoss der 35-jährige Philipp F. sieben Menschen und sich selbst. Philipp F. war ein ehemaliges Mitglied der Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas, die er vor eineinhalb Jahren freiwillig, aber offenbar nicht im Guten verlassen hatte, wie Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde am Freitag sagten.
Der 35-Jährige war Sportschütze, hatte eine Waffenbesitzkarte und war erst Anfang Februar unangekündigt von der Waffenbehörde aufgesucht worden. Die Behörde hatte im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Erkrankung von Philipp F. erhalten.
Quelle: dpa, AFP, KNA