Nach schweren Unwettern im Bürgerkriegsland Libyen sind viele Orte verwüstet - die Lage ist katastrophal.
12.09.2023 | 02:50 min
Nach den verheerenden Unwettern in
Libyen haben Helfer allein in der Stadt Darna mindestens 1.000 Tote geborgen. Das teilte der Libysche Rote Halbmond an diesem Dienstag mit. Etwa 10.000 Menschen werden nach Angaben des Roten Kreuzes noch vermisst. Die Zahl der Toten dürfte auf mehrere Tausend zunehmen, sagte der Leiter der Libyen-Delegation beim Internationalen Verband der Gesellschaften des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds, Tamer Ramadan.
Nach Angaben der Rettungskräfte sind allein in der Stadt Darna mehr als 2.300 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 7.000 weitere Menschen seien verletzt worden. In Darna hat die Überschwemmung nach Sturm "Daniel" zwei Dämme zum Bersten gebracht und ganze Stadtteile wegschwemmt. Luftfahrtminister Hichem Chkiuat bezeichnete die Zahl der Toten als "wirklich, wirklich hoch". "Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass 25 Prozent der Stadt verschwunden sind." Die Lage in der Stadt war nach Angaben des Gemeinderats außer Kontrolle.
Zerstörte Hafenstadt
Es waren die schwersten Regenfälle in Libyen seit mehr als 40 Jahren: Besonders schlimm hat es die Hafenstadt Darna getroffen.
Quelle: AFPStaudämme gebrochen
In unmittelbarer Nähe brachen nach dem Unwetter zwei Staudämme. 25 Prozent Darnas sollen zerstört sein.
Quelle: dpaGroße Flächen überflutet
Insgesamt wurden in Libyen rund 20.000 Quadratkilometer überflutet, eine Fläche etwa so groß wie Sachsen-Anhalt.
Quelle: ReutersInternationale Hilfe rollt an
Die Aufräumarbeiten werden noch lange dauern. Unter anderem haben die EU und die Türkei ihre Hilfe angeboten.
Quelle: dpaInfrastruktur zerstört
Viele Verkehrswege - wie hier in der Stadt Shahhat - sind nicht mehr nutzbar.
Quelle: ReutersHelfer im Einsatz
Mitglieder des Libyschen Roten Halbmond versuchen Straßen in Benghazi wieder zu öffnen.
Quelle: AFPNot schweißt zusammen
Die Katastrophe schien das Bürgerkriegsland zunächst zusammenzuschweißen, wie Helfer vor Ort berichteten.
Quelle: Reuters
Die Lage ist sehr katastrophal. Überall liegen Leichen - im Meer, in den Tälern, unter den Gebäuden.
Hichem Chkiua, LuftfahrtministerHamad, Chef einer von zwei rivalisierenden Regierungen in Libyen, sagte, dass viele Bewohner vermutlich von den Wassermassen weggerissen worden seien, als zwei Dämme brachen. Sein Gesundheitsminister Othman Abduldschalil ergänzte, weitere Opfer seien vermutlich unter Trümmern begraben. Die Regierung erklärte die Gegend zur Katastrophenzone.
Die Katastrophe in Libyen sei eng mit der politischen Situation im Land verknüpft, sagt Libyen-Experte Lacher.
12.09.2023 | 04:11 min
"Wasserwand" verschluckte Stadtzentrum von Darna
Bewohner von Darna posteten im Internet Videos von der gewaltigen Zerstörung. Am Ufer des Flusses Wadi Darna wurden ganze Wohnblocks weggerissen. Mehrstöckige Häuser, die zuvor in deutlichem Abstand zum Fluss gestanden hatten, waren teilweise eingestürzt und unter einer Schlammschicht begraben. Ein Bewohner von Darna, Ahmed Abdalla, sagte, nach dem Bruch der Dämme sei eine Wasserwand auf das Stadtzentrum zugekommen, die alles in ihrem Weg ausgelöscht habe.
Gesundheitsminister Abduldschalil sagte der staatlichen Nachrichtenagentur, die Stadt sei unzugänglich. Die Lage sei viel schlimmer als zunächst erwartet. "Ein internationales Eingreifen ist nötig", wurde er zitiert.
EU und andere Länder bieten Hilfe an
Rund 50 weitere Tote wurden aus der Stadt Al-Baida gemeldet, wie das größte örtliche Krankenhaus mitteilte. Die Klinik wurde ebenfalls überschwemmt und musste evakuiert werden. Aus den Städten Sussa, Mardsch und Schahatt wurden ebenfalls Tote und Zerstörung gemeldet.
Die
Türkei organisierte inzwischen die Entsendung von Rettungskräften. Man habe Flüge mit Bergungstrupps samt Rettungsbooten, Zelten und Versorgungsgütern an Bord organisiert, teilte der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdogan auf der Onlineplattform
X (vormals Twitter) mit.
Die schwersten Regenfälle seit 40 Jahren haben in Libyen schwere Verwüstungen angerichtet. Die Lage ist unübersichtlich, es wird mit vielen Todesopfern gerechnet. Experten drängen zu schneller internationaler Hilfe.
12.09.2023 | 01:40 min
Auch die EU hat bereits Hilfe angeboten: "Wir sind bereit, unsere Partner vor Ort umgehend zu unterstützen", teilte der für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstag auf X mit.
Ähnlich äußerte sich auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.
Libyen: Zwei verfeindete Regierungen
In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat ringen bis heute zahlreiche Milizen um Einfluss.
Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen mit jeweils einem Sitz im Osten und Westen um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher.
Die Zahl der Toten bei Unruhen in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist laut Behörden auf 27 gestiegen. Seit dem Sturz von al-Gaddafi kämpfen Milizen um die Macht.
16.08.2023 | 00:23 min
Regierung in Tripolis: Schwerste Regenfälle seit mehr als 40 Jahren
Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Libyen, Georgette Gagnon, forderte die internationale Gemeinschaft zu schneller Hilfe auf.
"Ersten Berichten zufolge wurden Dutzende von Dörfern und Städten durch den Sturm schwer in Mitleidenschaft gezogen", schrieb Gagnon auf X, ehemals Twitter.
Laut den Rettungsdiensten wurde vor allem der Nordosten getroffen. In der Stadt Darna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats "außer Kontrolle". Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein.
Neben Darna waren auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. Der Bürgermeister in Schahat sprach von rund 20 000 Quadratkilometern überfluteter Gebiete, einer Fläche etwa so groß wie Sachsen-Anhalt.
Betroffene Regionen zu "Katastrophengebieten" erklärt
Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts zum Teil schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu "Katastrophengebieten" erklärt.
"Daniel" war zuvor mit
extremem Starkregen über Griechenland, der Türkei und Bulgarien hinweggezogen. Vor allem im griechischen Thessalien sorgte das Sturmtief für Überschwemmungen. Bis Sonntag meldeten die griechischen Behörden 15 Todesopfer, zwei Menschen wurden nach Angaben des Zivilschutzes noch vermisst. In der Türkei und Bulgarien kamen laut den Behörden zwölf Menschen ums Leben.