: Der wahre Preis für Billigschmuck

von Anna Fein
21.07.2024 | 08:37 Uhr
Modeschmuck ist fester Bestandteil von Fashion. Das Billigsegment boomt. Doch nicht immer ist alles Gold, was glänzt. Denn in den Materialien können unerwünschte Stoffe stecken.

Modeschmuck boomt und ist vor allem billig. Doch der Glanz hat Schattenseiten. Arbeiter schuften für Hungerlöhne. Kunden riskieren Gesundheitsschäden durch Giftstoffe im Schmuck.

21.07.2024 | 28:45 min
Stilvolle Klunker gibt es schon für wenige Euro. Zwischen 3,50 und 20 Euro kostet der Schmuck bei großen Modeketten im Schnitt. Doch bei den Konsumenten werden auch chinesische Onlineshops wie Shein und Temu immer beliebter. Hier bekommt man stylische Accessoires sogar schon für weniger als einen Euro.
Um derart billige Produkte produzieren und verkaufen zu können, würden oft kostengünstige Metalle und Legierungen wie Zink, Messing, Eisen oder Edelstahl eingesetzt, meint Christine Lüdeke. Sie leitet den Studiengang Schmuck an der Hochschule Pforzheim.
Wenn der Kern, der das meiste Volumen an Material ausmacht, billig ist, und man nur eine Überschicht macht, die zum Beispiel aus Messing ist – das sieht aus wie Gold, ist aber nicht.
Christine Lüdeke, Leiterin des Studiengangs Schmuck an der Hochschule Pforzheim
Ein Geschäftsmodell, mit dem sich durch eine große Masse und kleine Preise viel Geld verdienen ließe.

Unschlagbar billig, dazu Gratisartikel und Gewinnspiele: Vor nicht mal einem Jahr startete die Shopping-App Temu in Deutschland — und führt seitdem die deutschen App-Charts an.

17.01.2024 | 29:03 min

Giftige Schwermetalle im Schmuck

Günstiger Modeschmuck kann allerdings auch noch einen ganz anderen Preis haben. Und den zahlen Kunden im Zweifelsfall mit ihrer Gesundheit. Denn bei Kontrollen der EU werden immer wieder giftige Schwermetalle, zum Beispiel Blei, Cadmium oder Nickel, in Billigschmuck gefunden. Stoffe, die schwere Allergien auslösen, Organe wie Nieren oder Leber schädigen oder das Krebsrisiko steigern können.
Darum gelten für diese Stoffe strenge Grenzwerte. Das EU Schnellwarnsystem Rapex kontrolliert stichprobenartig, ob diese eingehalten werden. In den vergangenen Jahren wurden Tausende auffällige Produkte sichergestellt und vom Markt genommen, darunter auch Fashion-Accessoires. Doch die Dunkelziffer belasteter Produkte auf dem Markt sei sehr hoch, meint Dr. Ines Anderie vom Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e. V.:
Wenn Sie sehen, wie viel Schmuck importiert wird nach Deutschland – es kann einfach nicht alles getestet werden.
Dr. Ines Anderie, Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e. V.

Funkelnde Ketten und glitzernde Ringe haben oft einen hohen Preis, auch für Umwelt und Minenarbeiter.

09.12.2023 | 29:44 min

Nicht verkehrsfähig – aber billig

Um zu überprüfen, ob mit giftigen Schwermetallen belasteter Schmuck auf den deutschen Markt gelangt, werden einzelne Artikel im Labor analysiert. Insgesamt achtzehn Produkte von sechs Anbietern – von Bijou Brigitte, der Beeline Group, Lovisa, und aus den chinesischen Online-Shops Temu, Shein und Aliexpress – werden in dieser Stichprobe untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend.
"Einige der Schmuckstücke bestanden bis zu siebzig Prozent aus Cadmium", stellt Dr. Anderie fest. Vier Produkte sind so stark belastet, dass das Prüflabor sie als "nicht verkehrsfähig" eingestuft. Das bedeutet: Die Produkte überschreiten die gesetzlich geltenden Grenzwerte und dürften in Deutschland eigentlich nicht verkauft werden.

Wie schlimm sind Weichmacher, PFAs, Schwermetalle und Co? Thora Schubert will herausfinden, was davon in unserem Körper zu finden ist und welche Gefahr von ihnen ausgeht.

06.05.2023 | 20:33 min
Elf weitere Artikel enthielten geringe Mengen an Schwermetallen, allerdings unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. "Wir hatten wirklich nur drei der Schmuckstücke, die gar keine Schwermetalle enthielten", fasst Dr. Anderie die Ergebnisse der Laboranalyse zusammen.

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