: Spott für entlassenen Mitarbeiter

08.03.2023 | 02:43 Uhr
Tagelang weiß ein Twitter-Mitarbeiter nicht, ob er noch angestellt ist. Nach einem Tweet an Musk fragte dieser ihn aus - und stellte dessen Behinderung infrage.
Elon Musk lieferte sich mit einem Twitter-Mitarbeiter einen öffentlichen Nachrichtenaustausch.Quelle: Reuters
Ein Twitter-Mitarbeiter hat nach tagelanger Ungewissheit erst bei einem bizarren Nachrichtenaustausch mit Elon Musk von seiner Entlassung erfahren.
Haraldur Thorleifsson loggte sich nach eigenen Angaben vor Kurzem in seinen Rechner ein, um zu arbeiten. Doch dann stellte er fest, dass man ihn aus dem internen System ausgesperrt hatte. So erging es 200 anderen Mitarbeitern.
Nachdem er nach neun Tagen noch immer keine Antwort auf die Frage bekam, ob er noch bei der Online-Plattform angestellt sei, entschied er sich, Musk via Tweet zu kontaktieren.
Vielleicht antworten Sie mir hier, wenn genügend Leute retweeten?
Haraldur Thorleifsson
Thorleifsson auf Twitter

Musk stellt Behinderung infrage

Tatsächlich bekam der Isländer eine Antwort und noch viel mehr. Es folgte ein Twitter-Austausch mit Musk, den Thorleifsson in einer späteren Email als "surreal" beschrieb. Der Tech-Milliardär fragte ihn nach dessen Arbeit für den Kurznachrichtendienst aus und stellte dessen Behinderung und dessen Bedarf an einer Unterkunft infrage. Thorleifsson leidet an Muskeldystrophie und ist auf einen Rollstuhl angewiesen.
Musk auf Twitter
Außerdem behauptete Musk, der Isländer habe einen "prominenten, aktiven Twitter-Account und ist reich". Thorleifsson konfrontiere ihn nur öffentlich, weil er es auf eine dicke Abfindung abgesehen habe.

Thorleifsson: per Email entlassen

Thorleifsson twitterte zurück, dass er Musk nur öffentlich gefragt habe, weil "Sie (oder irgendjemand anderes bei Twitter) nicht auf meine privaten Nachrichten geantwortet" hätten. Er fügte hinzu:
Sie hatten jedes Recht, mich zu entlassen. Aber es wäre nett gewesen, mir Bescheid zu geben!
Haraldur Thorleifsson
Während es zwischen Musk und ihm hin- und hergegangen sei, habe er schließlich eine Email von Twitter erhalten: Er sei entlassen, berichtete er.

Twitter kaufte Thorleifssons Start-up auf

Thorleifsson lebt in seiner Heimat und hat rund 160.000 Follower bei Twitter - Musk folgen mehr als 130 Millionen. Zu Twitter stieß der Isländer im Jahr 2021, nachdem Twitter unter dem damaligen Management seine Start-up-Firma Ueno aufgekauft hatte.
Damals gab es viel Lob für Thorleifsson von isländischen Medien, weil er sich entschieden hatte, sich den Erlös für Ueno in Gehältern und nicht mit einem hohen Pauschalbetrag auszahlen zu lassen. Denn so nahm er bewusst höhere Steuern in seinem Land in Kauf, um die sozialen Sicherungssysteme zu unterstützen.

Musk entschuldigt sich

Am frühen Dienstagabend (Ortszeit) gab Musk im Fall Thorleifsson einen Sinneswandel bekannt. "Er wolle sich bei Halli (Twittername) dafür entschuldigen, dass er, Musk, dessen Situation missverstanden habe", twitterte der Tech-Milliardär.
Tweet von Elon Musk
Das lag Sachverhalten zugrunde, die mir berichtet wurden und die unwahr waren oder, in einigen Fällen, nicht von Bedeutung.
Elon Musk
Dann ergänzte Musk, dass Thorleifsson darüber nachdenke, bei Twitter zu bleiben.
Zu Musks Tweet äußerte sich Thorleifsson zunächst nicht. Nach dem zäh errungenen Entlassungsbescheid hatte er erklärt, dass er schon neue Pläne habe. "Ich eröffne sehr bald im Zentrum von Reykjavik ein neues Restaurant", twitterte Thorleifsson. "Es ist nach meiner Mutter benannt."
Quelle: AP

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