: Johanna von Koczian ist tot

15.02.2024 | 13:09 Uhr
Mit Filmen und Liedern wie "Das bisschen Haushalt" wurde Johanna von Koczian berühmt. Jetzt ist die Sängerin und Schauspielerin im Alter von 90 Jahren gestorben.

Eine der großen deutschen Schauspielerinnen, Johanna von Koczian, ist tot. Die Berlinerin spielte in Krimis mit und stand auf vielen Theaterbühnen. Sie wurde 90 Jahre alt.

15.02.2024 | 00:32 min
Ob dieses Lied ohne die schauspielerische Kunst seiner Sängerin je so zur Geltung gekommen wäre? "Das bisschen Haushalt" sang Johanna von Koczian 1977 in einer so ironisch-spöttischen Art und Weise, dass das Lied es zum großen Erfolg und bis heute geflügelten Ausspruch schaffte. Nun ist von Koczian gestorben - im Alter von 90 Jahren, im Kreis ihrer Familie, wie ihre Agentin mitteilte.

Talent für Bühne, Film und Chanson

Nach Anfängen als Theaterschauspielerin war von Koczian bereits in den 50er-Jahren ein Star des Kinos der Nachkriegszeit. Mit Karl Antons Farbfilmremake von "Viktor und Viktoria" begann 1957 ihre Karriere als Filmschauspielerin.
Johanna von Koczians Karriere begann in den 50er-Jahren. Quelle: dpa
Sie spielte an der Seite der Stars wie Boy Gobert, Johannes Heesters und Georg Thomalla und schaffte 1958 den künstlerischen Durchbruch mit der Hauptrolle in Kurt Hoffmanns Film "Wir Wunderkinder". Als eine der wenigen Produktionen der damaligen Zeit setzte sich die Literaturverfilmung kritisch mit dem Dritten Reich auseinander, der Film wurde international zum Erfolg.

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Für ihre darstellerische Leistung erhielt sie 1959 den Preis des Verbands der deutschen Kritiker sowie den Bundesfilmpreis. 1959 ging von Koczian ans Münchner Residenztheater und wurde zwei Jahre später vom Theater in der Josefstadt Wien unter Vertrag genommen. Sie war gleichermaßen dem klassischen wie dem Boulevard-Theater zugetan, trat etwa in der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin auf und bei den Salzburger Festspielen.

Vielseitige Schauspielerin

Kurzzeitig schien von Koczian sogar der Weg nach Hollywood offen zu stehen - sie spielte 1959 in der internationalen Produktion "Serenade einer großen Liebe". Doch von Koczian lehnte den Ruf Hollywoods aus privaten Gründen ab. Und auch das Kapitel Kino beendete sie bald weitgehend. Zunehmend erfolgreich wurde sie im immer wichtiger werdenden Fernsehen ab den 60er-Jahren.
Sie übernahm Rollen wie in der ARD-Serie "Die Stewardessen", "Praxis Bülowbogen" oder in beliebten Krimifilmen wie "Agatha, lass das Morden sein". Zudem moderierte sie Sendungen wie "Erkennen Sie die Melodie?". Dazu schrieb sie Romane und Jugendliteratur, zwei ihrer Jugendbücher wurden in der Fernsehserie "Unterwegs nach Atlantis" verfilmt.

Auch im "Traumschiff" war Johanna von Koczian zu sehen - hier in der Folge "Oman" von 2005.

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Ausgebildete Sopranistin

Und die ausgebildete Sopranistin segelte auch auf der insbesondere in den 70er-Jahren starken Schlagerwelle mit. Ihre Lieder "Der Lord von Barmbeck", "Keinen Pfennig" oder "Aufsteh'n ist schön" wurden Erfolge. "Das bisschen Haushalt" überragte aber alles. Legendär wurde ihr Auftritt in der ZDF-Hitparade, wo deren Moderator Dieter-Thomas Heck dazu die Studiotreppe fegte.
Seit einigen Jahren war es ruhig um die Künstlerin. Sie lebte zuletzt in einer Senioreneinrichtung. Ihren letzten großen Publikumserfolg hatte sie mit fast 80 Jahren in der Theaterkomödie "Glorious". Darin spielte sie die US-Millionärin Florence Foster Jenkins, die 1930 New Yorks Konzertsäle gemietet hatte, um als Operndiva zu glänzen, tatsächlich aber nur schief singen konnte. Wie von Koczian in ihrer letzten Rolle Arien mit stets haarscharf daneben liegenden Tönen sang, begeisterte das Berliner Publikum und füllte monatelang die Komödie am Kurfürstendamm.
Quelle: dpa, ZDF, AFP

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