: Regisseur fordert Untersuchung der Polizei

12.01.2024 | 11:32 Uhr
Der mutmaßliche Suizid von "Parasite"-Darsteller Lee Sun Kyun hat die Schauspiel-Branche vor allem in Südkorea schockiert. Nun fordert der Regisseur des Films Konsequenzen.
Lee Sun Kyun wurde Ende Dezember tot in seinem Auto aufgefunden.Quelle: AFP
Nach dem mutmaßlichen Suizid des aus der Oscar-prämierten Gesellschaftssatire "Parasite" bekannten südkoreanischen Schauspielers Lee Sun Kyun haben der Regisseur des Films, Bong Joon Ho, und weitere Vertreter der Unterhaltungsindustrie eine Untersuchung der Rolle von Polizei und Medien gefordert. Bong sagte bei einer Pressekonferenz:
Wir drängen auf eine gründliche Untersuchung durch die Behörden, um festzustellen, ob es bei den polizeilichen Ermittlungen Sicherheitslücken gab.
Bong Joon Ho, Regisseur von "Parasite"
Dabei zitierte der "Parasite"-Regisseur aus einer gemeinsamen Erklärung von 30 Institutionen der südkoreanischen Unterhaltungsindustrie, darunter Filmfestivals sowie Gewerkschaften von Schauspielern und Drehbuchautoren. Es müsse untersucht werden, ob unerlaubt vertrauliche Informationen über Drogenermittlungen gegen Lee an die Medien weitergeben worden seien, hieß es darin.
Lee Sun Kyun und Cho Yeo Jeong im Film "Parasite" (2019).Quelle: DPA

Medien zu fairem Verhalten aufgefordert

In ihrer Erklärung fordern die Unterzeichner eine Verschärfung der Gesetze zum besseren Schutz von Künstlern und drängten die Medien zu einem faireren Verhalten. Schauspieler Kim Eui Sung sagte auf der Pressekonferenz:
Ich hoffe, dass sich solche Tragödien bei Ermittlungen gegen Künstler der Popkultur nie mehr wiederholen.
Kim Eui Sung, Schauspieler
Die Leiche des "Parasite"-Schauspielers Lee war Ende Dezember in seinem Auto entdeckt worden. Laut der Nachrichtenagentur Yonhap hinterließ der 48-jährige Star eine "Notiz, die sich wie ein Testament liest". Der Schauspieler war seit Oktober wegen des Verdachts auf Drogenkonsum im Visier der Polizei. Nach Angaben von Yonhap wurde er wenige Tage vor seinem Tod 19 Stunden lang verhört.

Berichterstattung über Suizid

Normalerweise berichten wir nicht über Suizid. Dies gibt der Pressekodex vor. Dort heißt es: "Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände."

Ausnahmen sind zu rechtfertigen, wenn es sich um Vorfälle der Zeitgeschichte oder von erhöhtem öffentlichen Interesse handelt.

Zudem meiden wir Berichte über Selbsttötungen, da hierdurch die Nachahmerquote steigen könnte.

Sollten Sie von Suizidgedanken betroffen sein, so wenden Sie sich bitte an professionelle Helfer. Diese finden Sie jederzeit bei der Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222.

Vertrauliche Informationen an Medien weitergegeben?

Nach Lees Tod war der Polizei vorgeworfen worden, vertrauliche Details ihrer Ermittlungen weitergegeben zu haben und damit die Berichterstattung in den Mainstream-Medien und in den sozialen Netzwerken befeuert zu haben.

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06.12.2023 | 52:01 min
Nach Informationen der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap wurde Lee zwei Drogentests unterzogen, die negativ ausfielen. Demnach gab der Schauspieler selbst an, bewusst "hereingelegt" und um Geldzahlungen erpresst worden zu sein.
In Südkorea, wo sehr strenge Anti-Drogen-Gesetze gelten, war der Imageschaden für Lee enorm. Medienberichten zufolge wurde der Schauspieler wegen der Vorwürfe aus Fernseh- und Werbeprojekten verbannt, ihm sollen demnach Einnahmen in Höhe von umgerechnet sieben Millionen Euro entgangen sein.
Quelle: AFP

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