FAQ

: Wie oft treffen Meteoriten Häuser?

von Laura Roban und Anna Grösch
28.04.2023 | 18:44 Uhr
So groß wie ein Tennisball: Ein Meteorit hat in Elmshorn das Dach eines Hauses durchschlagen. Ein Experte ordnet ein, wie häufig ein solches Ereignis ist.
Hausbesitzer in Elmshorn zeigt den kleinen Meteoriten. Quelle: dpa
In Elmshorn in Schleswig-Holstein ist Experten zufolge ein Meteorit eingeschlagen. Der Gesteinsbrocken von der Größe eines Tennisballs habe am Dienstag das Dach eines Hauses durchschlagen, sagte eine Bewohnerin der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Zuvor hatten die "Elmshorner Nachrichten" berichtet.
Auch Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bestätigt ZDFheute den Einschlag. Der Meteoriten-Spezialist des DLR spricht von insgesamt drei Funden in einem Wohngebiet von Elmshorn, wozu der Einschlag in das Hausdach zählt.

Welche Einschlagsgeschwindigkeit hatte der Meteorit von Elmshorn?

Bei einem solchen Aufprall habe der Gesteinsbrocken noch eine Geschwindigkeit von circa 150 bis 200 Kilometer pro Stunde, so Heinlein. Es könne außerdem sein, dass noch an anderen Stellen Fragmente des Meteorits gefunden werden.

Meteoriten und Meteoriden

Quelle: DF/NHK / Autentic GmbH
Meteoriten und Meteoriden sind tatsächlich nicht ganz dasselbe! Also: Sehr, sehr selten können sich Asteroiden der Erde nähern - dann werden sie von der Schwerkraft der Erde angezogen und können auf sie herabfallen. Zuerst dringen sie dabei in die Atmosphäre der Erde ein, also in die Lufthülle, die sie umgibt.

Schafft das ein Asteroid, nennt man ihn Meteorid. Die Atmosphäre, die Lufthülle der Erde, schützt die Erde etwas: Die meist porösen Asteroiden zerbersten und verglühen teilweise. Die Bruchstücke, die die Erdoberfläche erreichen, die nennt man dann Meteoriten.

Asteroiden

Asteroiden sind felsige Gebilde, die vor Milliarden Jahren bei der Entstehung unseres Sonnensystems und der Planeten sozusagen übriggeblieben sind. Asteroiden haben eine unregelmäßige Form und sind größenmäßig sehr unterschiedlich: von wenigen Metern bis zu mehr als 100 Kilometern groß. Manche bewegen sich sehr langsam oder gar nicht, andere schneller durch das All. Hin und wieder stoßen sie mit anderen zusammen und zerbersten in kleinere Asteroiden, die zu gefährlichen Geschossen werden können.

Komet

Quelle: University of Hertfordshire/dpa
Kometen kommen ganz vom Rand unseres Sonnensystems. Sie sind Himmelskörper aus Eis, Staub und Geröll - wie schmutzige Schneebälle und ziehen große Bahnen um die Sonne herum. Von anderen Himmelskörpern werden sie allerdings öfters aus der Bahn geworfen. Ganz selten kommt mal einer in Sichtweite der Erde - das letzte Mal war das im Sommer 2020 bei dem Komet Neowise der Fall.

Wie oft schlagen Meteoriten in Deutschland ein?

Forschern seien mehrere Fälle in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland bekannt, so Heinlein. Der letzte Meteroit, der größere Aufmerksamkeit bekam, schlug im April 2002 in Bayern in der Nähe von Schloss Neuschwanstein ein. Dass hingegen ein Meteorit ein Wohnhaus treffe, sei sehr selten. "Das kommt vielleicht zwei Mal im Jahrhundert vor", sagt DLR-Experte Heinlein.
Niemand muss deswegen eine Extra-Versicherung abschließen.
Dieter Heinlein, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Wie groß kann ein Meteorit sein?

Das kommt ganz drauf an. Die Meteoriten von Neuschwanstein hätten zwischen 1,5 und 3 Kilo gewogen, sagt Heinlein. Es könnten aber auch schwerere Brocken vom Himmel kommen, einen solchen Fall hätte es vergangenes Jahrhundert in Bitburg gegeben. Das sei dann aber noch einmal deutlich seltener.
Ein größeres Kaliber war dagegen ein Meteor, der im Februar 2013 nahe der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk am Ural in der Atmosphäre zerbarst. Durch die Druckwelle wurden nach Angaben des DLR mehr als 7.000 Gebäude teils erheblich beschädigt, rund 1.500 Menschen wurden durch herumfliegende Glassplitter verletzt.

Warum werden Meteoriten untersucht?

Das Fundstück aus Elmshorn sei nun bereits auf dem Weg nach Dresden, wo es in einem Labor untersucht werden soll. Dabei zählt Schnelligkeit: Ein gerade erst eingeschlagener Meteorit hat eine charaktistische Rest-Radioaktivität. Gefährlich sei sie jedoch nicht, beruhigt Heinlein. Doch sie kann Forschern einiges verraten.
Daran könne man zum Beispiel feststellen, welcher Strahlung der Meteorit im Weltall ausgesetzt war oder ob er von einem größeren oder kleineren Körper stamme. Außerdem werde nun ermittelt, zu welcher Stoffklasse der Meteorit gehöre.

Ist ein Meteorit wertvoll?

"Für die Wissenschaft auf jeden Fall", sagt Heinlein. "Er stellt außerdem ein erhaltenswertes Kulturgut dar." Er rät dazu, gewissenhaft mit solchen Fundstücken umzugehen. Einen monetären Wert wolle er jedoch nicht beziffern.

Meteoriten gehen öfter über Deutschland nieder, als man glaubt. Nur die wenigsten Himmelssteine werden gefunden. Dabei können die Feuerkugeln viel über die Erdgeschichte erzählen.

12.12.2021 | 28:50 min

Darf ich einen Meteoriten behalten, wenn ich einen finde?

Ja, sagt Heinlein.
Ein Meteorit ist ein herrenloser Gegenstand, ein Stück das vom Himmel gefallen ist.
Dieter Heinlein, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Anders als Bodenschätze gehöre er deshalb niemandem. Derjenige der ihn findet, dürfe ihn behalten und könne ihn auch nach Untersuchungen wieder zurückbekommen.
Quelle: Mit Material von dpa

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