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: Die Fakten zum Anstieg der Meeresspiegel

von Michaela Waldow und Mark Hugo
21.11.2020 | 17:47 Uhr
Wie hoch steigen die Meere noch an? Welche Regionen sind bedroht? Antworten darauf soll der Satellit "Sentinel 6" geben. Ein Überblick über die bislang bekannten Daten.
Sein voller Name: "Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich". Er ist der erste von zwei identischen Satelliten der ESA und NASA, die künftig beim Anstieg des Meeresspiegels ganz genau hinschauen sollen. "Sentinel 6" wird alle zehn Tage fast die kompletten eisfreien Ozeane kartieren und wichtige Informationen für Klimastudien liefern. An Bord hat er dazu ein Radargerät, das präziser messen kann als andere Satelliten.

Meeresspiegel steigt stetig an

Und solche genauen Daten sind wichtig. Denn wegen des Klimawandels ist der Meeresspiegel seit 1900 im weltweiten Durchschnitt um rund 16 Zentimeter angestiegen, allein seit Beginn genauerer Satellitenmessungen im Jahr 1993 um etwa neun Zentimeter.
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Die Gründe: Die Ozeane haben laut Weltklimarat IPCC mehr als 90 Prozent der bisherigen Erderwärmung aufgenommen. Und wird Wasser wärmer als vier Grad, dehnt es sich aus. Ein anderer wichtiger Faktor: Die Eisschilde und Gletscher schmelzen. Das betrifft vor allem Grönland und die Arktis. Seit 1979 ist das Eis in der Nordpolregion pro Dekade um zehn Prozent zurückgegangen.   
Wie groß das Problem ist, zeigt auch der Blick darauf, wie sehr die Gletscher der Erde jährlich an Masse verlieren. Schon seit den 50er Jahren wird ein Rückgang beobachtet, seit den 90ern hat er sich deutlich verstärkt.
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Die Ozeane der Erde sind nicht vergleichbar mit einer Badewanne mit einheitlichem Wasserstand. Deshalb gibt es eigentlich nicht nur einen Meeresspiegel, sondern gleich mehrere. Und auch der Anstieg verläuft damit alles andere als gleichmäßig. Das liegt vor allem an verschiedenen Strömungen, Landsenkungen oder -hebungen.
Die NASA-Grafik zeigt die Unterschiede, die Satelliten zwischen 1992 und 2014 beobachtet haben. Die roten Flächen markieren einen deutlichen Anstieg, in den wenigen blauen Gebieten ist der Meeresspiegel dagegen gesunken.
Gerade die besonders betroffenen Regionen brauchen genaue Daten, um sich auf die Veränderungen besser einzustellen. Laut Weltklimarat leben rund 680 Millionen Menschen in niedrig gelegenen Küstenzonen, 65 Millionen Menschen in kleinen Insel-Entwicklungsländern. Zu den besonders gefährdeten Gebieten gehören die Inseln und Küsten der Pazifikregion, aber auch Norwegen und die US-Ostküste. In Deutschland sind besonders die Nordseeküste und Städte wie Hamburg und Bremen betroffen.  

Keine schnelle Lösung des Problems

Der steigende Meeresspiegel bedroht nicht nur direkt durch Überschwemmungen und Stürme, sondern beeinträchtigt auch zunehmend die Ernährung und den Zugang zu Trinkwasser. Dabei können sich die betroffenen Menschen darauf verlassen, dass sich das Problem nicht so schnell lösen wird - laut Prognosen auch dann nicht, wenn es die Weltgemeinschaft schaffen sollte, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu reduzieren.
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Der Meeresspiegel würde auch bei niedrigen Emissionen bis 2100 dennoch um 29 bis 59 Zentimeter steigen. Bei unverändert hohen Emissionen sogar um 61 bis 110 Zentimeter. Die Linien in der Grafik zeigen jeweils den Mittelwert. Für Städte und Dörfer an den Küsten kann ein Unterschied von wenigen Zentimetern schon entscheidend sein. Deshalb sind genaue Daten aus dem All so wichtig.

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