: Bald 90 Millionen Menschen in Deutschland?

02.12.2022 | 13:15 Uhr
Das Statistische Bundesamt hat neue Zahlen veröffentlicht: Bleibt die Zuwanderung wie bisher, könnten 2070 etwa 90 Millionen Menschen in Deutschland leben. Und: Das Land altert.
Deutschland altert - der Anteil junger Menschen der Bevölkerung schrumpft kontinuierlich.Quelle: Imago
Bleibt die Zuwanderung auf dem Niveau des vergangenen Jahrzehnts, könnten im Jahr 2070 etwa 90 Millionen Menschen in Deutschland leben. Aufgrund der starken Zuwanderung aus der Ukraine ist die Bevölkerungszahl bereits dieses Jahr auf rund 84 Millionen gestiegen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag in seiner in Berlin vorgestellten sogenannten Bevölkerungsvorausberechnung mitteilte.

Bevölkerungsvorausberechnungen keine Prognosen

Bleibt die Geburtenrate und die Lebenserwartung moderat, wird die Nettozuwanderung zu einem entscheidenden Faktor bei der Bevölkerungsentwicklung - ab 2023 sind drei verschiedene Szenarien möglich:
  • Niedrige Nettozuwanderung: Bei einer Nettozuwanderung von durchschnittlich 180.000 Menschen pro Jahr würde die Bevölkerungszahl im Jahr 2070 auf 75 Millionen sinken.
  • Mittlere Nettozuwanderung: Kommen durchschnittlich 290.000 Menschen pro Jahr würde die Bevölkerung bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und bis 2070 auf 83 Millionen zurück fallen.
  • Hohe Nettozuwanderung: Kommen im Schnitt 400.000 Menschen im Jahr nach Deutschland, würde die Bevölkerung auf 90 Millionen anwachsen.
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Doch Vorsicht: Diese Bevölkerungsvorausberechnungen sind keine Prognosen - sie zeigen nur, wie sich die Bevölkerung unter verschiedenen Annahmen verändern würde.

Deutschland altert dramatisch

Der Anteil junger Menschen geht immer weiter zurück, das Durchschnittsalter der Menschen in Deutschland im Jahr 2021 ist laut Destatis 45 - das ist ganze fünf Jahre höher als im Jahr 1990. Bis Mitte der 2030er Jahre wird die Zahl der Rentner laut Statistik um etwa vier Millionen Menschen auf mindestens 20 Millionen steigen, danach steigt auch die Zahl der über 80-Jährigen - und gleichzeitig nimmt dann voraussichtlich auch der Pflegebedarf zu.
Ab Mitte der 2030er Jahre rücken die Babyboomerjahrgänge in die Altersgruppe der ab 80-Jährigen auf.
Karsten Lummer, Statistisches Bundesamt

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen liegt bei etwa 80 Jahren. Nie gab es mehr Hundertjährige als heute. Ein langes Leben ist ein kostbares Geschenk.

18.09.2022 | 43:37 min
In den 2050er und 2060er Jahren könnten zwischen sieben und zehn Millionen hochaltrige Menschen in Deutschland leben. Im Osten, wo die Bevölkerung bereits heute deutlich älter ist als im Westen, wird die Zahl bis Ende der 2030er Jahre um zehn bis 17 Prozent steigen.

Corona lässt Lebenserwartung einbrechen

Auch die Corona-Pandemie mit einer erhöhten Sterberate hat nach wie vor Auswirkungen auf die demografische Entwicklung: Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ist zwei Jahre in Folge gesunken - und da stand Deutschland noch besser da als viele andere Länder, so das Destatis.
Dennoch rechnen die Statistiker mit einem schnellen Wiederanstieg der Lebenserwartung, mindestens auf das Vorkrisenniveau. Derzeit liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei 78,5 Jahren und für Frauen bei gut 83 Jahren. Im Jahr 2070 könnte die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen laut den Berechnungen bei bis zu 90 Jahren liegen.
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Immer weniger im Erwerbsalter

Deutschland erlebe laut Destatis derzeit eine spürbare Alterung des Erwerbspersonenpotenzials, weil die Babyboomer demnächst in Rente gehen. Aktuell gehörten 51,4 Millionen Menschen der Altersgruppe von 20 bis 66 Jahren an. Das entspreche 62 Prozent der Bevölkerung.
Selbst bei einer hohen Nettozuwanderung rechnet das Bundesamt bis Mitte der 2030er Jahre mit einer Abnahme um 1,6 Millionen Menschen in der erwerbstätigen Bevölkerung. Bei niedriger Nettozuwanderung könne die Zahl sogar um 4,8 Millionen Personen sinken. 2070 könnte ihr Anteil bei nur noch 54 Prozent liegen.
Quelle: AFP, KNA, epd, ZDF

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