: Studie: Stress zeigt sich im Klickverhalten

11.04.2023 | 18:42 Uhr
Stress lässt sich nicht nur mit der Herzfrequenz messen. Laut Forschenden soll auch die PC-Bedienung Aufschluss darüber geben, wie gestresst man im Büro ist. Was dahintersteckt:
Zeitdruck, Eile, schnelles Tippen: Die Computer-Bedienung gibt laut einer Studie Aufschluss über das Stresslevel.Quelle: dpa
Die Art und Weise, wie Menschen tippen und ihre Computermaus benutzen, kann ein besserer Stressindikator sein als ihre Herzfrequenz: Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.
Wir waren überrascht, dass das Tipp- und Mausverhalten besser vorhersagt, wie gestresst sich die Testpersonen fühlen, als ihre Herzfrequenz.
Autoren der Studie
Mehr noch: Sie entwickelten daraus ein Modell, das nach ihren Angaben künftig dabei helfen könnte, chronischem Stress am Arbeitsplatz frühzeitig vorzubeugen.

Grundlage und Methoden der Studie aus der Schweiz

Für ihre Studie beobachteten die Forscherinnen und Forscher der ETH Zürich 90 Probanden im Labor bei realitätsnahen Bürotätigkeiten. Dabei zeichneten sie sowohl das Maus- und Tippverhalten wie auch die Herzfrequenz der Probanden auf. Mehrmals wurden die Teilnehmer während des Experiments gefragt, wie gestresst sie sich fühlen.

Während ein Teil der Probanden ungestört arbeiten durfte, musste der andere Teil zusätzlich an einem Bewerbungsgespräch teilnehmen. Die Hälfte der Probanden wurde zudem immer wieder durch Chat-Nachrichten unterbrochen.

Quelle: AFP

Forscher: Wer gestresst ist, klickt anders

Die Forschenden fanden heraus, dass gestresste Menschen im Büro anders tippen und ihre Maus häufiger und ungenauer bewegen als entspannte Menschen. Zudem machten sie mehr Fehler beim Tippen. Erhöhter Stress wirke sich negativ auf die Fähigkeit des Gehirns aus, Informationen zu verarbeiten. Dadurch würden auch die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt, erklärt die Psychologin und Mitautorin der Studie, Jasmine Kerr.
Mit Hilfe neuer Daten und maschinellem Lernen entwickelte das ETHZ-Team ein Modell, das nur anhand des Tipp- und Mausverhaltens erkennt, wie gestresst Menschen im Büro tatsächlich sind.

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Forscher: "Kein Überwachsungstool für Firmen"

Derzeit testen die Forschenden ihr Modell mit Daten von Schweizer Angestellten, die sich bereit erklärt haben, ihr Maus- und Tippverhalten sowie ihre Herzfrequenz während der Arbeit mit einer App aufzeichnen zu lassen. Diese fragt regelmäßig auch nach dem Stresslevel. Die ETH Zürich erwartet die Ergebnisse bis Ende des Jahres.
Die Autoren und Autorinnen der Studie räumten ein, dass die gesammelten Daten sehr sensibel seien. Deshalb arbeiten sie nach eigenen Angaben mit Erwerbstätigen und Ethikern zusammen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Daten sicherzustellen. "Unsere Technologie wird nur dann akzeptiert und genutzt, wenn der Datenschutz und die Anonymität gewährleistet sind", sagte Kerr.
Wir wollen den Erwerbstätigen helfen, Stress frühzeitig zu erkennen, und kein Überwachungstool für Firmen schaffen.
Jasmine Kerr, Psychologin und Mitautorin der Studie
Quelle: Nina Larson, AFP

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