: Organspenden: Mit Tattoo Menschenleben retten

von Sarah Bayerschmidt
29.04.2023 | 17:29 Uhr
Die Zahl der Organspender ist seit Jahren zu niedrig, um den Bedarf an Spendeorganen zu decken, inzwischen ist sie sogar rückläufig. Mit einer Tattoo-Aktion soll sich das ändern.
Ein Kreis und zwei Halbkreise darunter symbolisieren die Bereitschaft zur Organspende.Quelle: obs
Stich für Stich wandert die Tinte unter Kims Haut. Mehr als ein Drittel der Deutschen ist tätowiert, aber dieses Tattoo könnte Leben retten. Es geht um Organspende.
Der gemeinnützige Verein Junge Helden hat sich die Kampagne "OPT.INK" ausgedacht, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Das Motiv hat es Kim sofort angetan, ein Kreis und zwei Halbkreise - das Symbol soll für das Geschenk des Lebens stehen.

In Deutschland Organspende nur mit aktiver Zustimmung

Circa 150 Tattoo-Studios deutschlandweit machen bei der Aktion mit. Auch im Berliner Studio Sous sticht Laura die Organspende-Tattoos. Kostenlos. Sie findet es wichtig, dass möglichst viele Menschen aktiv an der Organspende teilhaben.
Am Ende kann es jeden treffen, uns selbst, unsere Liebsten. Dann möchte man ja auch, dass jemand spendet.
Laura, Tätowiererin
Laura möchte sich das Tattoo auch selbst stechen lassen, die Stelle an ihrem Arm steht schon fest.
In Deutschland gilt bei der Organspende die Entscheidungslösung. Das bedeutet, Organe dürfen nur dann entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten oder stellvertretend die Angehörigen zugestimmt haben.

Widerspruchslösung führt zu mehr Spenderorganen

In anderen Ländern wie den Niederlanden oder Österreich gilt die Widerspruchslösung. Dort können Organe entnommen werden, wenn eine Person nicht ausdrücklich widersprochen hat.

Alle acht Stunden stirbt ein Mensch, der durch eine Organspende hätte gerettet werden können. Doch dafür braucht es freiwillige Organspender, die ihre Organe zur Verfügung stellen.

26.01.2023 | 12:17 min
In Deutschland fehlt oft die Einwilligung. Die Angehörigen wissen dann nicht, ob die Verstorbenen ihre Organe spenden möchten. Wurde nichts vereinbart oder dokumentiert, müssen sie stellvertretend abwägen und entscheiden. Nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen ist das keine leichte Aufgabe.

Tattoo als Zeichen für Spendebereitschaft

Das Tattoo ist zwar kein rechtsgültiges Dokument, das die Einwilligung zur Organspende belegt. Es kann aber als Willensbekundung gesehen werden und den Angehörigen im Zweifelsfall bei einer Entscheidung helfen.
Der Organspendeausweis bleibt als offizielles Dokument wichtig, das sagt auch OPT.INK Mit-Initiatorin Anna Barbara Sum. Das Tattoo habe aber andere Stärken:
Wir wollen mit OPT.INK wieder mehr über die Organspende sprechen. Wir wollen sie sichtbar machen und wir wollen ein Signal der Hoffnung an die Wartepatienten senden.
Anna Barbara Sum, Mit-Initiatorin von OPT.INK
Die Kampagne gibt es erst seit Januar dieses Jahres, doch 400 Tattoos wurden seitdem gestochen. Die Aktion spricht nicht nur eine junge Zielgruppe an, auch eine 74-jährige Frau habe Interesse an dem Tattoo gezeigt, erzählt Sum.

Nur 40 Prozent haben einen Organspendeausweis

Bei einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im März 2023 gaben 84 Prozent der Befragten an, Organspende eher positiv zu sehen. 73 Prozent wären sogar bereit selbst Spender*in zu werden. Einen Organspendeausweis hatten 2022 jedoch nur 40 Prozent der Deutschen.
Dabei braucht es mehr Menschen, die sich dafür entscheiden ihre Organe zu spenden - 9.200 Patient*innen warten derzeit auf ein Spenderorgan. Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation ging die Zahl der Organspender*innen im letzten Jahr sogar zurück.

Nur eine Organspende kann ihm wirklich helfen.

01.05.2022 | 14:59 min

Bewusstsein schaffen für Organspende durch OPT.INK

Die Aktion von Junge Helden e.V. soll dazu animieren, sich zu entscheiden und zu Gesprächen anregen. Deswegen sollte das Tattoo auch am besten auf dem Arm oder Bein platziert werden - Körperstellen, die sichtbar sind.
Auf Kims Handgelenk ist jetzt das Organspende-Symbol. Das Tattoo bleibt für immer. Sollte sie sich doch gegen die Organspende entscheiden, kann sie das schriftlich festhalten oder ihren Angehörigen Bescheid sagen. Einen Organspendeausweis hat sie auch, das Tattoo findet sie trotzdem wichtig:
Man hat den Ausweis doch nicht immer dabei und so trage ich eine Willensbekundung auf meiner Haut.
Kim, Organspenderin
Ihr Freund hat schon einen eigenen Tattoo-Termin vereinbart. Und auch Kims Mutter will sich das Motiv stechen lassen.

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