: Titanic-Untergang fasziniert noch immer
von Cornelius Janzen
15.04.2023 | 05:10 UhrAm 14. April 1912 kollidierte die Titanic mit einem Eisberg und sank. Motiv für viele Filme, Bücher und Kunstwerke. Warum fasziniert uns der Schiffbruch so sehr?
14.04.2023 | 07:40 minAm 10. April 1912 bricht die Titanic vom britischen Southampton aus nach New York auf. Die Reederei hatte zuvor damit geworben, dass selbst Gott dieses Schiff nicht versenken lassen könne. Fünf Tage später sind die meisten Passagiere tot.
Das Schiff kollidiert am 14. April um 23:40 Uhr im Nordatlantik mit einem Eisberg und sinkt. Seitdem erleben wir den Untergang der Titanic in Film, Kunst und Literatur in Endlosschleife. Ulrike Sprenger, Literaturwissenschaftlerin, sagt dazu:
Sie fordert immer wieder neu dazu heraus, uns das vorzustellen, die Schönheit und das Grauen.
Nationalsozialisten nutzten Titanic-Untergang für Propaganda
Bereits wenige Wochen nach dem Untergang erscheint der erste Stummfilm über den Untergang der Titanic: in "Nacht und Eis". 1943 dient die Titanic sogar der Nazi-Propaganda. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels lässt deren Schiffbruch verfilmen. Ein Brite, der die Sicherheitsvorkehrungen ignoriert, ist hier der Schuldige.
In James Camerons Kinodrama von 1997 liefert die fiktive Liebesgeschichte von Jack und Rose ikonische Bilder - wie Leonardo DiCaprio und Kate Winslet am Bug der Titanic stehen, ist ins kollektive Gedächtnis eingegangen. Gerade ist eine Neuauflage in 3D in die Kinos gekommen.
Wissenschaftlerin: Titanic zeigt, wie prekär unsere Existenz ist
Die Faszination an der Titanic ist bis heute ungebrochen.
Wir können in der Titanic erkennen, wie prekär unsere Existenz innerhalb der Natur ist und dass wir Teil dieser Natur sind und sie nicht beherrschen können.
"Ich denke, das ist das ganz große Faszinosum an diesem Zusammenstoß mit dem Eisberg. Gefrorenes Eis stellt sich dem Gipfel der damaligen Technik und Ingenieurskompetenz entgegen", so Sprenger weiter.
Auslöser des Untergangs immer noch Streitpunkt
Über die Ursachen des Untergangs wird noch immer gestritten. Trug das Ausweichmanöver, das der erste Offizier kurz vor der Kollision mit dem Eisberg eingeleitet hat, entscheidend zum Untergang bei? Hat ein tagelanger Schwelbrand in einem der Kohlebunker den Stahl porös werden lassen?
Sicher ist: In dem Moment, als die Titanic den Eisberg rammt, glaubt kaum einer daran, dass sie tatsächlich untergehen wird. Sprenger erklärt dazu:
Die Kapelle spielt weiter. Und tatsächlich war es ja auch so, dass viele sich geweigert haben, in die Rettungsboote zu steigen, weil sie sich auf dem noch ruhig liegenden Schiff, das im Untergrund volllief, sicher fühlten.
"Das wäre ein sehr schönes Bild für die Situation, in der wir uns gerade befinden im Rahmen des Klimawandels", ergänzt die Literaturwissenschaftlerin.
Das Ende der "Titanic" ist eine der größten Schiffskatastrophen. Neue Untersuchungen zeigen: Niemand hätte im April 1912 im eisigen Nordatlantik sterben müssen.
07.06.2020 | 43:09 minFaszination um Titanic: Eine Mischung aus Grauen und Schönheit
Kurz bevor das Schiff untergeht - das ist der Moment, der beim Zuschauer existentielle Fragen aufwirft: Wie würde man sich selbst verhalten, wenn man wüsste, dass es keinen Ausweg mehr gibt? Philosoph Hannes Bajohr ordnet das so ein:
Ich bin der Zuschauer, der mit Lust darauf blickt, wie das Schiff untergeht und fühle dabei meine Sicherheit. Ich schaue aber auch der Katastrophe der Geschichte zu und bin verzweifelt, weil ich nicht helfen kann.
Es ist diese Mischung aus Grauen und Schönheit, aus Lust und Ohnmacht, die diesen Schiffbruch so faszinierend macht. Und auch wenn das Wrack der Titanic wahrscheinlich bald von Bakterien zersetzt sein wird - in unserer Vorstellungswelt wird dieses Schiff der Träume und Alpträume stets aufs Neue aufbrechen und in der Tiefe des Meeres versinken.