: Vorurteile gegenüber Frauen nehmen nicht ab

12.06.2023 | 18:42 Uhr
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) beklagt ein Stocken beim Abbau von Vorurteilen gegenüber Frauen - trotz starker Kampagnen für Frauenrechte.
Laut UN haben neun von zehn Männern und Frauen Vorurteile gegenüber Frauen. Quelle: dpa
Vorurteile gegen Frauen sind einem neuen UN-Bericht zufolge weltweit unverändert weit verbreitet - in Deutschland aber hat sich die Situation verbessert.
Fast neun von zehn Männern und Frauen weltweit hätten nach wie vor Vorurteile gegen Frauen, hieß es in dem am Montag in New York veröffentlichten Bericht der UN-Entwicklungsagentur UNDP.
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46 Prozent sagen: Männer haben größeres Anrecht auf Arbeit

So sei beispielsweise die Hälfte der Menschen weltweit der Überzeugung, dass Männer bessere Politiker seien als Frauen und mehr als 40 Prozent seien der Meinung, dass Männer besser in Chefpositionen in der Wirtschaft seien. Rund 25 Prozent der Menschen glaubten, dass es gerechtfertigt sei, wenn Männer Frauen schlagen.
Fast die Hälfte (46 Prozent) der Menschen denkt, dass Männer ein größeres Anrecht auf eine Arbeitsstelle haben als Frauen. Frauen seien besser ausgebildet als jemals zuvor, heißt es in dem Bericht. Doch selbst in den 59 Ländern, in denen Frauen besser ausgebildet sind als Männer, liege die genderbedingte Einkommenslücke bei 39 Prozent zugunsten der Männer.

Conceição: Daten sind "ernüchternd"

Die Daten seien "ernüchternd", hieß es von UNDP. Der bei UNDP für den Report zuständige Pedro Conceição sagte:
Soziale Normen, die die Rechte von Frauen einschränken, wirken sich auch negativ auf die Gesellschaft im ganzen aus und hindern die Erweiterung der menschlichen Entwicklung.
Pedro Conceição, UN-Entwicklungsagentur
"Wenn die Frauen Freiheiten und Autonomie erlangen, profitieren alle", sagt Conceição.
Der Bericht ruft Regierungen weltweit dazu auf, ihre "entscheidende Rolle" bei den sich verändernden Geschlechterrollen wahrzunehmen - unter anderem mit der Unterstützung von Elternzeit.

Stagnation steht auch in Verbindung mit Corona-Pandemie

Der Gender Social Norm Index (GSNI) zeige "keine Verbesserung bei Vorurteilen gegen Frauen in einem Jahrzehnt" - und das "trotz einflussreicher globaler und lokaler Kampagnen für Frauenrechte" wie MeToo, bilanzierte das UNDP.
Die Stagnation bei den Vorurteilen zwischen Geschlechtern zeigt sich auch vor dem Hintergrund einer allgemein rückläufigen menschlichen Entwicklung, die mit der Corona-Pandemie in Verbindung steht.

"Es ist nicht so, als wären Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft gleichberechtigt", so die Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Internationalen Frauentag.

08.03.2023 | 05:27 min

Situation in Deutschland hat sich verbessert

In einigen Ländern der Welt habe sich die Situation aber verbessert, heißt es in dem Bericht - darunter Deutschland. Der Teil der Bevölkerung, der überhaupt keine Geschlechter-Vorurteile habe, sei von durchschnittlich 42 Prozent 2017 auf 63 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.
Die Daten erhob UNDP auf Basis von Umfragen aus den Jahren 2017 bis 2022 mit Antworten aus 80 Ländern und Territorien, die zusammen rund 85 Prozent der Weltbevölkerung beheimaten.
Quelle: dpa, AFP

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