: Zwei Leichen geborgen - Ermittlungen laufen

28.03.2024 | 00:03 Uhr
Nach dem Brückeneinsturz in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland sind zwei Leichen aus dem Wasser geborgen worden. Die Ermittlungen zum Unfallhergang laufen an.

Zwei Tage nachdem in Baltimore eine Autobahnbrücke durch ein Containerschiff einstürzte, bergen Taucher zwei Tote aus einem Pick-up. Die Ursache des Unglücks ist weiterhin unklar.

28.03.2024 | 01:07 min
Nach dem Einsturz einer großen Autobahnbrücke in der US-Stadt Baltimore haben Einsatzkräfte zwei Tote aus dem Wasser geborgen. Die Polizei des Bundesstaates Maryland teilte am Mittwochabend (Ortszeit) mit, am Vormittag hätten Taucher im Wasser ein Fahrzeug gefunden, in dem zwei Personen eingeschlossen waren.
Sie hätten nur tot geborgen werden können.

Suche nach Überlebenden wird eingestellt

Am Dienstagabend hatte die US-Küstenwache bekannt gegeben, dass die Suche nach Überlebenden angesichts der niedrigen Wassertemperatur und fortgeschrittenen Zeit eingestellt werde. Die Strömung und Trümmerteile im Wasser seien gefährlich für die Rettungskräfte. Alle Suchbemühungen am Einsatzort seien ausgeschöpft. 

Einsatzkräfte rechnen wegen der Wassertemperatur nicht mehr damit, noch Überlebende nach dem Unfall in Baltimore zu finden.

27.03.2024 | 00:25 min
Am Mittwoch hatten Taucher dann die Suche nach den Leichen von sechs Vermissten aufgenommen. 
Quelle: ZDF

Sechs Menschen sind weiterhin vermisst

Nach Angaben des Verkehrsministers des Bundesstaats Maryland, Paul Wiedefeld, hatten sich zum Zeitpunkt des Unglücks acht Bauarbeiter auf der Brücke befunden, um Schlaglöcher auszubessern. Zwei Menschen wurden am Dienstag gerettet, von sechs weiteren fehlte jede Spur. Unter ihnen sind offiziellen Angaben zufolge Menschen lateinamerikanischer Herkunft.
Zwei Guatemalteken im Alter von 26 und 35 Jahren würden seit dem Unfall vermisst, teilte das Außenministerium des mittelamerikanischen Landes mit. Die Einwanderer-Organisation Casa sagte, eines ihrer Mitglieder werde ebenfalls vermisst. Es handle sich um einen dreifachen Familienvater aus El Salvador, der am Montagabend zur Arbeit gegangen und nicht nach Hause zurückgekehrt sei.
Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf den mexikanischen Konsul in Washington, Rafael Laveaga, dass auch mexikanische Staatsbürger vermisst würden. Wie viele, sei nicht bekannt. "Wir wissen, dass unsere Leute betroffen sind", sagte Laveaga zu Journalisten. "Sie sind auch diejenigen, die die Brücke wieder aufbauen werden - die Latinos."

In Baltimore ist eine zwei Kilometer lange Autobahnbrücke eingestürzt, nachdem ein Schiff mit technischem Defekt einen Brückenpfeiler gerammt hatte. Autos fielen in die Tiefe.

26.03.2024 | 01:36 min

Ermittlungen an Brücke in Baltimore laufen an

Unterdessen starteten die Ermittlungen zur Unfallursache. Ein Team der Behörde für Transportsicherheit NTSB soll voraussichtlich erstmals an Bord des Schiffes gehen, das die Brücke in der Nacht zum Dienstag gerammt hatte. Das sagte die Vorsitzende der Behörde, Jennifer Homendy, dem Sender CNN. Von besonderem Interesse sei dabei die Elektronik, insbesondere der sogenannte Schiffsdatenschreiber, hatte sie zuvor mitgeteilt.
Der Ingenieur und Statiker Matthew Roblez sagte dem Sender CNN, die Einsturzstelle und die Überreste der Brücke müssten nun wie ein Tatort behandelt werden. Ihre Einzelteile würden nach und nach aus dem Wasser geholt, um zu untersuchen, warum und wie es zu dem Einsturz kam.

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Statiker: Unfall hätte verhindert werden können

Das Containerschiff habe die Brücke "genau an der "richtigen" Stelle getroffen", zitierte CNN Roblez weiter. Wenn es dem Schiff gelungen wäre, dem Stützpfeiler auszuweichen, hätte es wohl keinen kompletten Einsturz gegeben. Die Brücke sei 1977 erbaut worden, lange bevor es Richtlinien für Kollisionsfälle gegeben habe.
Das lässt mich darüber nachdenken, wie viele andere Brücken da draußen anfällig sind.
Matthew Roblez, Statiker
Nach Angaben von CNN verfügen viele Brücken über sogenannte Fender zum Schutz der Stützen. An der Francis Scott Key Bridge habe es diese jedoch nicht gegeben.

Bergung und Wiederaufbau kosten vermutlich eine halbe Milliarde Dollar

Allein die Bergung der Teile werde Monate dauern, sagte Roblez, der Wiederaufbau etwa zwei Jahre. Die Kosten dafür lägen bei etwa 500 Millionen Dollar (gut 460 Millionen Euro). US-Präsident Joe Biden hatte angekündigt, den Wiederaufbau mit Geld vom Bund zu finanzieren.
Beim Hafen von Baltimore handle es sich um eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA - insbesondere für den Import und Export von Autos und Kleinlastern, sagte Biden. Rund 850.000 Fahrzeuge würden pro Jahr darüber verschifft. Rund 15.000 Arbeitsplätze hingen davon ab.
Verkehrsminister Pete Buttigieg teilte mit, man stelle sich auf Lieferkettenprobleme ein. Diese beträfen nicht nur die Region um Baltimore, "sondern die gesamte US-Wirtschaft". Die zuständige Behörde setzte den Schiffsverkehr in den Hafen bis auf Weiteres aus, größere Frachter wurden in einen Hafen des benachbarten Bundesstaats Virginia umgeleitet.

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Containerschiff Dali war manövrierunfähig

In der Nacht zum Dienstag hatte das 300 Meter lange Containerschiff Dali einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge gerammt. Zwar hatte die Schiffsbesatzung vor dem Zusammenprall noch einen Notruf abgesetzt, was womöglich Leben rettete - denn Beamte an Land stoppten den Verkehr und verhinderten so, dass weitere Autos auf die Brücke gelangten. Trotzdem brachen große Teile der Brücke in sich zusammen, da tonnenschwere Stahlträger durch die gewaltige Krafteinwirkung wie dünner Draht verbogen wurden.
Hinweise auf eine vorsätzliche Tat oder gar einen Terroranschlag gab es Behörden zufolge nicht. Präsident Biden sprach von einem "schrecklichen Unfall". Ersten Erkenntnissen zufolge könnte ein Problem mit der Stromversorgung die Ursache gewesen sein. Nach Angaben aus Singapur kam es wohl zu einem "vorübergehenden Antriebsverlust", weshalb das Schiff seinen Kurs nicht halten konnte.
Die Dali wurde 2015 erbaut, fährt unter der Flagge Singapurs, sie war offenbar auf dem Weg nach Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas.
Quelle: Reuters, AP, dpa, AFP

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