: Brocken: Regen bringt etwas Entspannung

09.09.2024 | 13:16 Uhr
Die Löscharbeiten am Brocken haben Hilfe aus den Wolken bekommen - in der Nacht hat es geregnet. Drei Brandstellen gebe es aber noch, sagt der Krisenstab.

Der Brand im Nationalpark ist weitgehend unter Kontrolle. Die Feuerwehr war das gesamte Wochenende im Einsatz. Nun wird untersucht, ob es sich um Brandstiftung gehandelt hat.

09.09.2024 | 01:31 min
Nach dem Ausbrechen der Waldbrände am Brocken hat es geregnet - doch noch gibt es drei Brandstellen. "Da gehen jetzt die Einsatzkräfte rein", sagte der Leiter des Krisenstabes, Immo Kramer, nach einer Lagebesprechung. Außerdem gebe es zwei weitere Verdachtsflächen. Diese sollen mithilfe von Drohnen mit Wärmebildkameras näher untersucht werden. Das Gelände dort sei schwer zugänglich, so Kramer.
Bei den Brandstellen könnten im Tagesverlauf erneut Löschflugzeuge zum Einsatz kommen. Aktuell sei das Wetter aber zu diesig, die Sicht sei nicht gegeben, so Kramer. "Am Nachmittag wird Flugwetter sein." Die Hubschrauber, die am Wochenende zusätzlich im Einsatz waren, seien inzwischen abbestellt worden.
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Brandstiftung oder andere Ursache?

Am Morgen hatten Einsatzkräfte das Gelände unter die Lupe genommen, um sich einen Überblick über die Waldbrandlage zu verschaffen. Es habe über mehrere Stunden konstant geregnet, sagte Kramer. Die Restarbeiten würden nun aber weiter Zeit und Manpower in Anspruch nehmen, sagte Kramer. "Wir können noch nicht 'Feuer aus' melden."
Kramer hält aktuell Brandstiftung für möglich. Er verwies darauf, dass das Feuer am Freitag zeitgleich an mehreren Stellen ausgebrochen war. Ein Brandermittlungsverfahren ist eingeleitet worden. Nähere Angaben zur Brandursache seien aber erst möglich, wenn man den Brandort untersuchen könne, hieß es.
Waldbrand: Vorbeugen und löschen

Wie kann man Waldbränden vorbeugen?

Quelle: dpa
Geringe Niederschläge und hohe Temperaturen bereits im Frühjahr, gepaart mit langen, heißen Trockenperioden im Sommer können das Waldbrandrisiko künftig erhöhen. Daher wurde in den Forsten damit begonnen, waldbauliche und technische Maßnahmen umzusetzen. Sie haben eine vorbeugende, schadensmindernde Wirkung. Allerdings greifen diese Maßnahmen erst nach mehreren Jahren.

  • Erhöhung des Laubholzanteils: Durch den Wandel von Kiefern-Monokulturen hin zu Mischwäldern aus Laubbäumen wird das Waldbrandrisiko gesenkt. Mischwälder (Foto) besitzen die Fähigkeit, viel Feuchtigkeit im Boden sowie in den Baumkronen zu speichern. So kann sich in einem trockenen Sommer kein Vollfeuer entwickeln.
  • Anlegen von Waldbrandriegeln: Dabei handelt es sich um Flächen zwischen 100 und 300 Metern, auf denen brandhemmende Laubbäume, Sträucher und Gräser wachsen. Diese Riegel sollen im Brandfall auflaufende Vollfeuer in leichter zu bekämpfende Bodenfeuer umwandeln. 
  • Anlegen von Schutz- und Wundstreifen: Sie sind 20 bis 30 Meter breit und werden stets von leicht brennbarem Gestrüpp befreit. Die geringe Brennstoffmenge verhindert, dass sich ein Bodenfeuer in den Kronenraum ausbreiten kann. Solche Streifen verlaufen bevorzugt entlang von Hauptstraßen, Straßen und Bahnlinien.
  • Anlegen künstlicher Löschwasser-Entnahmestellen: Diese können Staueinrichtungen, im Erdboden eingelassene Behälter oder Anschlüsse an Fernwasserleitungen sein.    

Wie breitet sich das Feuer aus?

Sehr trockene Pflanzenteile und Gräser fangen am schnellsten Feuer. Danach folgen trockene Nadeln und kleine Zweige. Nadelwälder mit dichtem Grasbewuchs bergen eine besonders hohe Feuergefahr. Trockenes Laub und Totholz dagegen brennen erst, wenn die Flammen schon größere Ausmaße erreicht haben. Wird aus dem Flammenherd eine Feuerwalze, können nahezu alle Pflanzenteile und sogar der Humus sowie Wurzeln im Boden erfasst werden.

Kommt zum Brand starker Wind dazu, entstehen langgezogene Brandstellen, die sich auch in der Geschwindigkeit schnell ausbreiten. Kronenfeuer gelten als besonders problematisch und sind bei Feuerwehrleuten besonders gefürchtet. Denn starke Winde übertragen die Flammen in der Höhe. Durch den Dominoeffekt im Kronenbereich werden die Löscharbeiten erschwert. Es entsteht schließlich ein Megafeuer.

Wie löscht man einen Waldbrand?

Quelle: dpa
Zur Brandbekämpfung gibt es in Deutschland zwei Verfahren:

  • Direkter offener Angriff der Feuerfront mittels Löschmannschaften, Löschfahrzeugen und Löschwasserabwürfen: Dabei setzen die Feuerwehrleute den Löschangriff gegen die Windrichtung an. In der Regel erfolgt der Löschangriff von der Flanke zur Spitze der Feuerfront. Das Verfahren wird nur bei geringer Flammenhöhe angewendet. Denn schwer einschätzbare Windböen können dazu führen, dass Einsatzkräfte vom Feuer eingeschlossen werden.
  • Defensiver Angriff: Er wird angewendet, wenn die Flammen zu hoch schlagen oder die Fläche mit Munition kontaminiert ist. Defensiv bedeutet, es werden Feuerschneisen angelegt, die frei von trockenem Gestrüpp und oder dürren Sträucher sind. Feuerfeste Barrieren wie Straßen und Wege halten das Feuer ebenfalls auf. Auf den defensiven Angriff setzt man auch bei Waldbränden im Bergland. Dort breitet sich das Feuer hangaufwärts sehr viel schneller aus als hangabwärts. Mittels großer Planierraupen oder Bergepanzer der Bundeswehr werden Feuerschneisen angelegt. Der trockene Bewuchs wird plattgemacht. Die vegetationsfreie Schneise hilft, die Flammenausbreitung abzubremsen.

Der Harzer Nationalparkchef Roland Pietsch geht hingegen nicht von Brandstiftung aus. "Aufgrund der Unzugänglichkeit des Geländes halte ich es für unwahrscheinlich, dass dort an acht Stellen in naher zeitlicher Reihenfolge Feuer gelegt werden konnte", sagte Pietsch. Die Polizei im Harz konnte das dem ZDF bisher nicht bestätigen. Zwar seien Vorermittlungen eingeleitet worden, konkrete Untersuchungen werde es aber erst geben, wenn das Feuer gelöscht sei, hieß es aus Halberstadt.
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Quelle: dpa

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